Montag, 25. Juni 2012

Good Enough - 'Tom Petty and The Heartbreakers' bieten in Köln hinreißenden Rock zum Niederknien (Update 06.10.2017)

Tom Petty and the Heartbreakers in Köln, 25.06.2012
Das letzte Konzert von 'Tom Petty and the Heartbreakers' liegt in Deutschland 20 Jahre zurück. Die 'laufende Tour 2012' sieht drei Konzerte in Deutschland vor, zugleich die letzten Auftrittte in Deutschland. Am 3.10.2017 melden Medien Tom Petty's Tod.(1)
Neben Hamburg und Mannheim zählt Köln zu den auserwählten Städten der Tour 2012. (Bericht des Hamburg-Konzerts in der FAZ: Es fühlt sich gut an, ein König zu sein). Beim Betreten der Halle treffen wir zufällig aus Marburg angereiste Bekannte. Konzertbesucher kommen aber nicht nur aus Deutschland. In unserem Bereich halten sich überwiegend Holländer oder Belgier auf.
Nach 36 Jahren Präsenz im Musikgeschäft sind natürlich auch alte Nummern im Programm, das gebietet der Respekt gegenüber den Anhängern. Oldy-Ständchen zum Mitklatschen entsprechen jedoch nicht dem Anspruch dieser Musiker. Alte Stücke sind aufgefrischt und fügen sich in neuer Verpackung harmonisch in das Programm. Konfektionierte Ware aus Konserven und technische Gaukeleien von Computern, Synthesizern, Rhythmusmaschinen benötigt die Band nicht. Völlig entspannt und in Bestform erteilen Tom Petty und seine Crew eine Lektion für Gitarrenrock in höchster musikalischer und handwerklicher Qualität.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Unperfektes als Kultur und Lebensprinzip - Levve en Kölle, Düx un de schäl Sick

Blick von der Deutzer Brücke auf das linksrheinische Kölner Rheinpanorama (kurz vor Mitternacht am 25.06.2012)
Das Kölner Rheinpanorama ist nirgendwo so attraktiv wie aus Deutzer Blickrichtung, was auch Ludwig Sebus in dem ‚Kölsche Krätzje’ (mundartliche Lieder, die mit Biss und Hintersinn Alltagsschwächen thematisieren) mit dem Titel ‚Et Rheinpanorama’ bestätigt: "Luur ens vun Düx noh Kölle, vum Staune bes de platt, em Dunkele em Helle, vum Zauber bes de platt".

Mittwoch, 13. Juni 2012

Besuch der documenta 13 in Kassel (Einleitung)

Fridericianum und Occupy Camp am Friedrichplatz
Im Abstand von 5 Jahren ist Kassel für 100 Tage das Mekka zeitgenössischer Kunst, die uns hier überwiegend nicht in musealer Aufbereitung begegnet, sondern ihre heterogene Lebendigkeit in breiter Vielfalt präsentiert. Mindestens 750.000 Besucher aus aller Welt werden erwartet. Positive Eindrücke und Kommentare nach der Eröffnung dürften noch mehr Besucher anziehen. Wir sind flexibel und besuchen gleich nach dem Eröffnungswochenende die documenta. Der Andrang ist noch überschaubar und vor Ort ist eine große Euphorie zu verspüren, die im Verlauf von 100 Tagen vermutlich etwas abflauen wird. Ebenso wie das meist regnerische Wetter zeigt sich jedoch die Organisation noch nicht in Bestform. Tatsächlich herrschen eher kreatives Chaos und freundliche Improvisation, was bei mehr als 300 beteiligten Künstlern und diversen Veranstaltungsorten in der Stadt nicht verwundert. In Anbetracht der großzügigen, spannenden Angebote sind organisatorische Defizite leicht zu ertragen. Wir bleiben zwei volle Tage, in denen drei jeweils zweistündige Führungen gebucht sind. Allerdings erweist sich bald, dass die Führungen eher überflüssig sind und vollständigere Eindrücke des riesigen Events ein großzügigeres Zeitbudget verlangen. Am 14./15.08.2012 besuchen wir daher die documenta erneut für zwei Tage, diesmal ohne Führungen, aber mit pefektem Sommerwetter.

Dienstag, 12. Juni 2012

documenta 13 - 'The Refusal of Time' im Kulturbahnhof

Man walking to the sky
Großer Ernst trifft auf ausgelassene Heiterkeit im 'Kulturbahnhof Kassel', stellen wir später fest, was jedoch nicht überall gilt.
Zunächst begeben wir uns auf Spurensuche der documenta 13. Auf dem Bahnhofsvorplatz macht die von Jonathan Borofsky 1992 für die documenta IX entworfene Skultpur 'Man walking the sky' auf sich aufmerksam. Aber wo finden wir die documenta 13?
Im Hauptgebäude und im Südflügel sind kleinere Installationen zu sehen. In den Schuppen des Nordflügels finden wir endlich die gesuchten großen Installationen, die nicht nur groß, sondern auch großartig sind. Unser Zeitbudget ist leider zu begrenzt, um alle Arbeiten würdigen zu können. Einen halben Tag sollte man schon einplanen für den Bahnhof, der allein die Reise nach Kassel rechtfertigt. Wir bescheiden uns zunächst mit einem flüchtigen Streifzug und nehmen uns für die nächsten Wochen einen weiteren Besuch vor, den wir am 14./15. August realisieren können. Link: Diashow Fotos 'Kulturbahnhof'

documenta 13 - Motorgetriebene Gebetsmühlen, Suche nach verschwundenem Blut und Ausstellung autodestruktiver Kunst in der documenta-Halle

Sternmotor / Monstranz
documenta-Halle mit Werken von Thomas Bayrle
Im Erdgeschoss der documenta-Halle stellt im größten Raum Thomas Bayrle seine Werke aus. Aufsehen erregen vor allem seine betenden Motoren. Ein aufgeschnittener Moto Guzzi-Zweizylindermotor, ein Porsche-Sechszylindermotor sowie zwei Neunzylinder-Sternmotoren beten den  Rosenkranz oder andere liturgische Litaneien.
Die aufgeschnittenen Motoren zeigen ihr Innenleben um den Preis des Verlustes ihrer Funktionsfähigkeit. Dass Kolben, Pleuel und Ventile sich trotzdem im Takt bewegen, verdanken die Motoren elektrischen Hilfsmotoren. Motorengeräusche und Litaneien kommen aus der Konserve. Ästhetisch eindrucksvoll ist diese Motorenanatomie im Kontext einer Kunsthalle allemal. Aber was will sie uns sagen? Link: Diashow Fotos 'dokumenta-Halle'

documenta 13 - Fridericianum

'Weißes Nichts' von Ryan Gander im Fridericianum
Das Fridericianum ist das traditionelle Hauptgebäude der documenta. Den Komplex ließ der Hessische Landgraf Friedrich II. für die fürstliche Kunstsammlung und für die fürstliche Landesbibliothek errichten, die auf ältere Sammlungen zurückgehen. Das 1779 eröffnete Fridericianum gilt als das erste öffentliche Museum auf dem europäischen Festland. Jacob und Wilhelm Grimm waren in ihrer Kasseler Zeit (1814-1829) in der Bibliothek angestellt.
Das Fridericianum wird als Kunsthalle für Wechselausstellungen moderner Kunst genutzt und steht alle fünf Jahre der documenta vollständig zur Verfügung. Die erste documenta beschränkte sich 1955 noch ausschließlich auf das Fridericanum. Auch nachdem sich die documenta weit in der Stadt ausgedehnt hat, behält das Fridericianum seine zentrale Bedeutung. Demtentsprechend gibt es hier einen großen Andrang und Wartezeiten beim Einlass. Eine angemessene Rezeption der oft kleinteiligen Arbeiten ist im Fridericanum nicht immer einfach. Das gilt insbesondere für die Ausstellung im Erdgeschoss, in dem die 'Schatzkammer' der documenta untergebracht ist, das 'brain'. Link: Diashow Fotos 'Fridericianum'

documenta 13 - Ottoneum

Blick aus dem Fridericianum auf das Ottoneum
Das 'Ottoneum' ist ein naturkundliches Museum am Friedrichplatz, das urspünglich unter Landgraf Moritz 1603-1606 als Theatergebäude errichtet wurde. Benannt ist das Gebäude nach dem Lieblingssohn des Landgrafen, Otto. Das 'Ottoneum' gilt als das älteste permanente Theatergebäude Deutschlands, das jedoch nicht lange als Theater genutzt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden in dem Gebäude Kanonen gegossen. Ab 1696 wurde das 'Ottoneum' für die Kunstsammlung des Landgrafen Karl genutzt, ab 1709 auch als Observatorium und später als anatomisches Institut, Kunstakademie, Militärlazarett und unter französischer Regierung als Katasteramt. 1885 zog die naturhistorische Sammlung in das 'Ottoneum' ein. Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude ohne Observatoriumskuppel neu aufgebaut und 1954 als Naturkundemuseum eröffnet.   
Im Rahmen der documenta stellen neun Künstler Werke im 'Ottoneum' vor, die sich mit naturkundlichen Themen auseinandersetzen.
Link: Diashow Fotos 'Ottoneum'

documenta 13 - Neue Galerie

Neue Galerie Kassel
Palais Bellevue Kassel
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude im klassizistischen Stil als 'Königliche Gemäldegalerie' errichtet, in der landgräfliche Sammlung alter Meister ausgestellt wurde. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude wieder aufgebaut und 1976 als Neue Galerie wiedereröffnet. Das Museum liegt oberhalb der Karlsaue an der 'Schönen Aussicht'. Ein attraktiverer Platz ist in Kassel kaum zu finden.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das 'Palais Bellevue', das zunächst als Observatorium errichtet wurde. Nachdem das Observatorium in das 'Ottoneum' umgezogen ist, diente das Palais als Wohngebäude, in dem unter anderem 1824-1826 die Brüder Grimm wohnten. Im Zeitraum 1972-2009 war in dem Gebäude das 'Brüder Grimm-Museum' untergebracht. 2009 musste das Gebäude wegen baulicher Mängel geschlossen werden. Inzwischen laufen Sanierungsarbeiten.
Die documenta 13 nutzt für Wechselausstellungen reservierte Räume der Neuen Galerie. Wir haben leider nur Zeit für einen Kurzbesuch, hätten aber gerne mehr Zeit für die Exponate gehabt. Link: Diashow Fotos 'Neue Galerie'

Montag, 11. Juni 2012

documenta 13 - Andächtiges Lauschen im 'Forest (for a thousand years)' auf Rundgängen in der Karlsaue

Maria Loboda, "This work is dedicated to an emperor"
Bei unserem zweiten Besuch am 14./15. August verwöhnt uns das Wetter im Unterschied zu unserem ersten Besuch mit einem hochsommerlichen Programm und Temperaturen über 30 Grad. Maria Lobodas wandernde Zypressen, die den Birnam Wood des Hexenorakels in Shakespeares Macbeth zitieren, sind seit unserem ersten Besuch der Orangerie deutlich näher gekommen.
Die nach dem Landgrafen Karl benannten Karlsaue im Fuldatal ist im frühen 18. Jahrhundert als Barockgarten des Kasseler Orangerieschlosses entstanden. Die Grünanlagen der Karlsaue umfassen eine Fläche von 125 Hektar bzw. 1,25 km², die von der documenta für Außenprojekte genutzt werden. Vor 5 Jahren konzentrierte sich die documenta in der Karlsaue auf eine große Zeltstadt. Die aktuelle documenta verteilt mehr als 50 kleinere und größere Installationen über die gesamte Fläche der Karlsaue. Die meisten Installationen sind in Hütten untergebracht, einige auch in Häusern, aber etliche Installationen sind ungeschützt dem Wetter ausgesetzt. Fußkranke und wetterempfindliche Menschen haben es hier schwer. Pumps oder High Heels sind verfehlt, Gummistiefel dagegen viel eher geeignet, wenn es derart regnet, wie wir es bei unserem ersten Besuch erleben.
Spannend ist der Besuch der Karlsaue bei jedem Wetter und darum ein 'must do'. Genießen lassen sich das Flair und einige wettersensible Installationen in der Karlsaue jedoch nur bei gutem Wetter. Dank des schönen Sommerwetters legen wir den Schwerpunkt unseres zweiten Besuchs in die Karlsaue. Link: Diashow Fotoserie Karlsaue