Donnerstag, 3. November 2011

Move Your Ass!

Nit wat die andere meine,
es et Evangelium!
Do muß för dich entscheide,
do jitt et kei Verdon!

Jung bliev wie do bes!

Loß dir nix verzälle!
Wat han die andere Köpp
dann schon zo kamelle!
(Songtext der 'Höhner' aus 'Jung bliev wie do bes')

Kniebeschwerden beschäftigen uns aktuell mehr als wir es uns wünschen und die weitere Entwicklung bleibt spannend.
  • Bella zeigt sich zwar wie gewohnt pessimistisch, bei sachlicher Betrachtung befindet sie sich jedoch auf einem guten Weg. Prognosen über die zu erreichende Belastbarkeit sind aber prinzipiell noch unsicher.
  • Mit einer Untersuchung in der 'Klinik am Ring', die auf Knie- und Schulterbeschwerden spezialisiert ist, habe ich am 3.11.2011 den Status meiner Kniebeschwerden überprüfen lassen, damit ggf. Optionen für Verbesserungsmaßnahmen aufgezeigt werden können. Die Ärzte konnten zwar keine Perspektiven für eine Verbesserung der Situation in Aussicht stellen, sie haben aber mit ihren Aussagen mein Verhalten bestätigt und meinen Optimismus gestärkt.
Anmerkungen zum Status
In meinem linken Knie ist der Knorpel zwischen Kniescheibe und Gelenk unwiderruflich aufgebraucht. Diese Entwicklung ist aller Wahrscheinlichkeit nach von der Knieoperation nach dem unfallbedingten Abriss der Quadrizepssehne von 2003 zumindest beschleunigt worden und gilt als typische Spätfolge. Gemäß Stand der Erkenntnis ist eine Gelenkprothese das einzige operative Verfahren, mit dem eine relative Linderung von Beschwerden erzielt werden kann, wobei Belastbarkeit und Beweglichkeit eingeschränkt bleiben. Eine Knieprothese kann jedoch auch viele Probleme bereiten und unterliegt einem Verschleiß, der nach durchschnittlich 10 Jahren einen Austausch erfordert, durch den weitere Knochenmasse verloren geht. Diese Informationen habe ich bereits im Jahr 2007 bei einer Untersuchung in der Uni-Klinik Kiel erhalten. Das bedeutet im Ergebnis, dass eine Verbesserung der Situation nicht möglich ist. Falls notwendig, kann bestenfalls das Schmerzniveau reduziert werden. Soweit die zu akzeptierende schlechte Nachricht.

Aus der Untersuchung resultieren jedoch auch positive Aspekte! Gemäß klinischem Bild der Röntgenaufnahme müsste ein Arzt ohne Kenntnis weiterer Sachverhalte eine Prothetik umgehend für zwingend notwendig halten. Tatsächlich ist dem aber nicht so. Ich kann nahezu täglich laufen (auch längere Strecken, wenn auch nur langsam) und lange Distanzen wandern oder radeln, und das alles bei erträglichen Beschwerden. Der Gewinn an Lebensqualität, der dank dieser Aktivitäten trotz des klinischen Bildes möglich ist, beruht nach Auffassung der beiden untersuchenden Ärzte ausschließlich auf meine intensive sportliche Tätigkeit in Verbindung mit meinem günstigen Gewicht zurückzuführen. Ohne Sport und/oder mit 10 kg mehr Gewicht erscheint den Ärzten als sicher, dass ich die dann auftretenden Schmerzen nicht mehr lange aushalten könnte und der Leidensdruck für eine Gelenkprothose spräche. Fast wörtlich hat man mir gesagt, dass ich nicht nur alles richtig, sondern offensichtlich auch sehr gut mache. Die dringende Empfehlung lautet, das Verhalten fortzusetzen, um die Beschwerden unter Kontrolle zu halten und damit die Kniegelenke möglichst lange zu erhalten. Das Leben kann auch mit schlechten Kniegelenken schön sein (wenn man daran arbeitet!). Ich werte diese Informationen als gute Nachricht.

Das rechte Knie befindet sich auf einem ähnlichen Weg, beeindruckt aber deutlich weniger als das linke Knie. Trotz der graduell unterschiedlichen Befunde gelten die prinzipiellen Ergebnisse für beide Gelenke.

Anmerkungen zur Prognose
Eine belastbare Prognose kann ich natürlich nicht erwarten, aber die Ärzte halten es für möglich, dass ich noch lange aktiv bleiben kann. Wie lange, lässt sich nicht vorhersagen. Lt. der Ärzte muss ich letztlich selbst entscheiden, was geht und was nicht geht, bzw. wann ich reif für eine Prothese bin. Ich hätte es aber auch selbst in der Hand, diesen Zeitpunkt hinauszuschieben, ggf. könnte ich sogar eine Prothese vermeiden. Gelegentlich verstärkte Beschwerden nach einer Sporteinheit seien im Vergleich zum Nutzen des Trainings ein akzeptabler Preis und würden bei Bedarf auch ein Schmerzmittel bzw. bei besonders hartnäckigen Beschwerden oder Entzündungen eine Spritze rechtfertigen.

Wie geht es weiter?
Von Gelenkspülungen oder Hyaluronsäure-Spritzen in das Knie rät man mir ab, weil solche Maßnahmen lediglich und auch nur im günstigen Fall eine kurzfristige Linderung der Beschwerden brächten, ohne die Situation zu verbessern. Dieser Rat ist fair, denn die gesetzliche Versicherung würde im Unterschied zur Privatversicherung diese Maßnahmen nicht zahlen, d.h. die Kosten müsste ich selbst tragen. Eine Knorpelglättung sei ebenfalls nicht möglich, weil kein Knorpel mehr vorhanden sei und dieser Verlust mit keiner Methode rückgängig gemacht werden könne.

Empfohlen sind dagegen solche krankengymnastische Übungen, mit denen eine Kräftigung der Kniemuskulatur und eine Verbesserung der Beweglichkeit erzielt werden. Ein Rezept habe ich gleich mitgenommen, um bei einer physiotherapeutischen Einrichtung Übungen zu lernen, die ich privat fortführen kann.Termine sind bereits vereinbart.

Fazit
Ungewöhnlich positiv habe ich die Kompetenz der Ärzte und ihre ehrlichen Auskünfte erlebt. Es ist beruhigend zu erfahren, dass es auch gute Ärzte gibt (man muss sie aber erst finden)!
 
Erfahrungsgemäß waren meine eigenen Erwartungen an den heutigen Termin ohnhin niedrigschwellig. Außerdem habe ich damit gerechnet, dass dringend vom Laufen abgeraten würde. In der Vergangenheit habe ich nämlich häufig von Ärzten diese Empfehlung erhalten (mein Kardiologe war bislang die rühmliche Ausnahme!), oft in Verbindung mit der Empfehlung, das Laufen gegen Schwimmen auszutauschen. (Schwimmen mag ein schöner und gesundheitlich wertvoller Sport sein, reizt mich aber nicht.) Unerwartet gratulieren Ärzte mir zu meinem Verhalten und dem daraus resultierenden Erfolg. Das löst zwar nicht meine Probleme und befreit mich auch nicht vollständig von meinen Vorurteilen, aber ich muss mein Bild von Medizinern und speziell von Orthopäden korrigieren. Noch wichtiger ist, dass ich eine akzeptable Perspektive erhalte und aus den Erkenntnissen neue Motivation schöpfen kann!

Viele Bedenken und sowohl wohlmeinende als mitunter auch besserwisserische Empfehlungen meines sozialen Umfeldes sind damit entkräftet. Wenn in diesem Umfeld aus den Erkenntnissen meiner Sachlage nachhaltige Konsequenzen abgeleitet würden, wäre das für mich eine Überraschung. Ich lasse mich gerne überraschen!

Wie gehen wir mit der Situation um?
Gleich heute haben wir erneut Flüge für Schottland gebucht (22.09.-06.10.2011) sowie in Dunkeld (1.10.-6.10.2012) und Inverness (22.09.-01.10.2011) reserviert. Für den Zeitraum 22.-26.09.2012 planen wir einen Aufenthalt in einem für uns neuen Gebiet an der Westküste im Shire Arygll.

Wenn es gut für uns läuft, wollen wir am 30.09.2012 beim Loch Ness Marathon starten, den wir bereits kennen und lieben. Eine Entscheidung treffen wir Anfang nächsten Jahres. Bis dahin wird ein Entwicklungstrend zu erkennen sein. Der Loch Ness Marathon soll selbstverständlich nicht der einzige Marathon bleiben.

Ab jetzt werden wir neben dem Ausdauertraining ein intensiveres Gymnastikprogramm wieder aufleben lassen und in dieses Programm spezifische Übungen für die Kniegelenke integrieren. Die eigenen Erfahrungen mit unseren Gymnastikprogrammen sind überuas positiv, aber unter Zeitdruck haben wir die Gymnastik wieder aufgegeben und dem Laufen Priorität eingeräumt. Ein Neuanfang in Richtung konsequenter und insgesamt unbequemer Veränderungen fällt bekanntlich meistens schwer. Zeitliche Ausreden sind aber jetzt weder länger glaubhaft noch vertretbar.

1 Kommentar:

  1. I love it! Ich wuensche Euch beiden, dass Ihr noch lange aktiv bleiben koennt, dass Gisela's Knie sich weiterhin verbessert und Karl's Knie noch lange halten. Hoffentlich koennt Ihr in Loch Ness laufen aber selbst wenn nicht ist es ja die Reise wert.

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