Sonntag, 6. Juli 2014

'Willi Baumeister International' im Museum Küppersmühle, Duisburg, 4. Juli - 5. Oktober 2014 (Update 2.11.2017)

P1160289.jpg Museum Küppersmühle am Innenhafen Duisburg Nach der großartigen Retrospektive zum 100. Geburtstag von K. O. Götz (1) präsentiert das Duisburger Museum Küppersmühle wenig später die zuvor bereits in Stuttgart gezeigte Retrospektive Willi Baumeister International. Willi Baumeister(2) gilt als einer der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der klassischen Moderne. Diesem Nimbus folgend, erblicken Besucher zunächst abstrakte Werke auf dem Höhepunkt des künstlerischen Schaffens in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Als Retrospektive zeigt der Ausstellungsparcours mit 100 Werken aus unterschiedlichen Werkphasen des Malers in absteigender Chronologie die Entwicklung des Künstlers vom Naturalismus bis zur vollständigen Abstraktion. Bereichernde Kontexte von Kunst- und Zeitgeschichte verkündet die Ausstellung nicht plakativ, sie erschließen sich Betrachtern implizit. Besucher begeben sich mit Durchschreiten des Ausstellungsparcours auf eine vielschichtige Zeitreise durch ein Jahrhundert voller Spannungen und Brüche.

Werkperioden vor dem 2. Weltkrieg - Fotogalerie


Badende, 1912 Willi Baumeister(2) beginnt als naturalistischer Maler, wendet sich aber bald dem impressionistischen Stil zu und findet in Paul Cézanne ein Vorbild, dem er nacheifert.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges setzen umfassende soziale Veränderungen ein, die Kunst und Architektur inspirieren. Die Avantgarde löst sich von Traditionen und sucht nach Ausdrucksmitteln für veränderte Geisteshaltungen. Abstraktion breitet sich aus, mit der sich zugleich der Zusammenhang von Form und Farbe auflöst.
Willi Baumeister(2) folgt dieser Entwicklung und entwickelt Ideen von 'Urformen', 'Urzuständen' und 'Urkonstruktionen', die mittels neuer Gestaltungsprinzipien in eine zeitgemäße Bildersprache zu übersetzen seien. Seine Arbeiten dieser Werkperiode zeigen deutliche Einflüsse konstruktivistischer und kubistischer Malerei, die an Oskar Schlemmer, Kurt Schwitters, Kasimir Malewitsch, Fernand Léger erinnern.


FlämmchenbildDer Maler, 1929Läufer

Mit seinen Ideogrammen (symbolhafte Bildzeichen), die asiatischen Schriftzeichen ähneln, löst sich Willi Baumeister(2) in den dreißiger Jahren von jeder Gegenständlichkeit zugunsten eines freien Spiels von Form, Farbe und Fläche, ohne die Idee von 'Urformen' aufzugeben. Diese Art von Malerei gilt in der NS-Zeit als 'Entartete Kunst'. Willi Baumeister(2) verliert 1933 seine Professur an der Frankfurter Kunstgewerbeschule. 1941 erteilt schließlich die Reichskammer der bildenden Künste ein Mal- und Ausstellungsverbot. Willi Baumeister(2) begibt sich in die 'innere Emigration'.


Werkphase nach dem 2. Weltkrieg - Fotogalerie


P1160303.jpg Als Künstler blieb Willi Baumeister(2) im Zeitraum des Malverbotes nicht untätig. Seine Suche nach Grundlagen und Prinzipien aller Kunst weckt Interesse an afrikanischer Malerei, Höhlenmalerei, archaischen Bildsprachen und archaischer Mythologie. In Zeichnungen experimentiert Willi Baumeister(2) mit archaischen Ausdrucksformen. (Die Ausstellung zeigt einige Beispiele.) Die intensive Auseinandersetzung mit archaischen Welten trägt Früchte.
Nach Kriegsende präsentiert Willi Baumeister(2) eine neue, eigenständige Bildsprache, die internationale Beachtung findet. 1946 nimmt er eine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Stuttgart auf. Ab 1947 werden seine Arbeiten wieder ausgestellt. Den Gipfel seiner künstlerischen Karriere erreicht Willi Baumeister(2) ab 1950. Arbeiten werden auf den renommiertesten internationalen Ausstellungen gezeigt(3).



Han-i auf Gelb, 1955Nocturno, 1953Montaru mit Gondel, 1954

Am 31.08.1955 verstirbt Willi Baumeister im Alter von 66 Jahren malend in seinem Atelier. Ein Leben hat sich erfüllt. Anerkennung genießt sein Werk in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Im angelsächsischen Kulturraum finden seine Arbeiten nur wenig Aufmerksamkeit.


Spaziergang Duisburg - Fotogalerie


Holzhafen Duisburg, Schwanentorbrücke und Salvatorkirche
Stadtmauer Duisburg
Den Ausstellungsbesuch verbinden wir mit einem Spaziergang im Duisburger Hafengelände. Am Holzhafen treffen wir auf Überreste einer mittelalterlichen Stadtbefestigung der ehemaligen Kaiserpfalz Duisburg.







Anmerkungen:


(1) Post vom 3. Mai 2015: Wiederentdeckung von K. O. Götz - Retrospektive zum 100. Geburtstag im Museum Küppersmühle des Duisburger Innenhafens

(2) Informationen zu Willi Baumeister:
(3) Übersicht der wichtigsten Ausstellungen im Portal Willi Baumeister

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