Sonntag, 18. September 2011

Henry Purcells "The Fairy Queen" auf dem Festival Alte Musik im Kloster Knechtsteden


William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" ist die Vorlage für Henry Purcells Barockoper "The Fairy Queen" aus dem Jahr 1692. Wie Shakespeare nutzt Purcell die Märchenform, um auf der Bühne das pralle Leben in seiner Komik, Tragik und mit allen menschlichen Leidenschaften und Schwächen vorzuführen. Gemäß der Tradition englischer Bühnen vermengen sich nicht nur in lockerer Form Musik, Gesang und Tanz, sondern auch musikalischer und kulinarischer Genuss zu einem Fest für alle Sinne.

In diesem Jahr findet im Kloster Knechtsteden bereits das 20. "Festival für Alte Musik" statt. Wir haben Karten für die Veranstaltung "Landpartie", in der Szenen aus Purcells "The Fairy Queen" inklusive "Speisen und Getränke" angekündigt sind. Glücklicherweise haben wir uns rechtzeitig Tickets beschafft, denn die Veranstaltung ist bald schon ausverkauft. Wir sind gespannt und müssen bei der Ankunft zunächst einen kleinen Wermutstropfen akzeptieren, der dem Wetter geschuldet ist. Die urspünglich für den Innenhof des Klosters angekündigte Veranstaltung muss wegen der unsicheren Wetterlage in die sog. "Theaterscheune" ausweichen, in der kein "Klosterfeeling" aufkommen kann. Diese Änderung ist zwar bedauerlich, aber sie verhindert schließlich nicht den Erfolg dieser rundum gelungenen Veranstaltung. Sogar die Sonne lässt sich zeitweilig blicken, und der befürchtete Regen verschont uns schließlich auch.

Seit Purcells Tod (1695) galt "The Fairy Queen" lange als verschollenes Werk. Wahrscheinlich hat jemand aus Purcells Umfeld die Quellen bei Seite geschafft. Das Werk war bereits in Vergessenheit geraten, als ein Bibliothekar der "British Library" 1901 per Zufall Noten mit Libretto im Bestand der Bibliothek entdeckt. Das Werk war nicht katalogisiert und ist wahrscheinlich heimlich dort hinterlegt worden, weil angenommen werden kann, dass sich das gestohlene Original nicht vermarkten ließ. Letztlich ist u.a. diesem glücklichen Umstand zu verdanken, dass wir heute das Vergnügen dieser Aufführung erleben.



Thomas Höft moderiert die Veranstaltung und leitet jede Szene mit einer unterhaltsam-launigen Erläuterung ein, die nicht nur gute Stimmung erzeugt, sondern auch das Verständnis vom Geschehen auf der Bühne transparent macht. Da Musiker, Gesangssolisten und Chor ebenso wie das Publikum bestens aufgelegt sind, entwickelt sich bald eine entspannt-heitere Atmosphäre. Die Akteure auf der Bühne gegen alles und das Publikum geht mit. Die Einschränkungen der Ausweichumgebung werden unbedeutend oder gar nicht mehr wahrgenommen.

In der ersten von zwei Pausen ist vor der Theaterscheune ein kleines Buffet für das Publikum die Aktiven arrangiert. Neben qualitativ gutem Gebäck werden Laugenbrezel, Käsewürfel, kleine Salami, Rot- und Weißwein der renommierten badischen Winzergenossenschaft "Alde Gott", Orangensaft und Mineralwasser angeboten und bei Bedarf immer wieder ergänzt. Die ohnehin gut aufgelegten Teilnehmer suchen nun auch untereinader den kommunikativen Austausch. In glänzender Stimmung begeben sich die Teilnehmer beschwingt in die nächste Runde.



Die beiden nächsten Szenen widmen sich den komplexen und nur allzu menschlichen Irrungen und Wirrungen im Reich der Feen, die uns irgendwie aus dem Alltag bekannt erscheinen. Lust, Laster und Intrigen sorgen reichlich für größere Verwicklungen. Ein moralischer Zeigefinger wird nicht erhoben, und die Frage von Schuld oder Unschuld spielt eher eine untergeordnete Rolle. Jeder der Beteiligten hat seine eigene Sicht der Dinge. Ja, so läuft das reale Leben ab. Dann gehen wir in die zweite Pause, in der noch einmal Getränke nachgereicht werden und die Gäste dieses Angebot wieder gerne annehmen.

 

Zum Ende des Konzertes schäumt noch einmal die Stimmung auf. Auf der Bühne wird getanzt. Der Moderator animiert die Besucher erfolgreich zum Mittanzen. Mit Jubel vermischter, lang anhaltender Applaus belohnt die Akteure für ihre engagierten Leistungen. Nicht völlig beschwerdefrei und je nach Perspektive unterstützt oder behindert von "Unterarmgehstützen" verlassen wir in bester Stimmung den Ort und nehmen noch einige Eindrücke vom Klostergelände mit. Unser neuerdings als "Rentier" organisiertes Leben lässt sich gut an und darf sich gerne so fortsetzen, wenn wir auf die Gehstützen bald verzichten können.






















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