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Besucher und Büstenreliquiare in der Goldenen Kammer |
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St. Ursula |
Nicht weniger unterhaltsam, aber etwas gemütlicher, setzt sich die Veranstaltung im Brauhaus Schreckenskammer(7) fort. In einem launigen Beitrag verrät Peter eine in Köln nicht 'verzällte' Fußnote zur Ursula-Legende. Überraschend erfahren wir, dass in Wirklichkeit nur 10.997 Jungfrauen von ihrer Pilgerfahrt in das Kölner Martyrium zurückgekehrt sind.(8) Diashow der Fotoserie
(1) St. Ursula - kölscher Bärenkult(9)


(2) Ursula- und Eigelstein-Viertel - 'dreckelige' Geschichte zieht an und stößt ab



(3) Ursula-Legende - Glaube, Liebe, Wahnsinn vs. Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Im
Chor kann der Besucher zudem auf einem Bilderzyklus mit 30 Bildern auf
24 Tafeln die Geschichte der Hl. Ursula nachvollziehen.
Im Chor kann der
Besucher zudem auf einem Bilderzyklus mit 30 Bildern auf 24 Tafeln die
Geschichte der Hl. Ursula nachvollziehen.
Im Chor kann der
Besucher zudem auf einem Bilderzyklus mit 30 Bildern auf 24 Tafeln die
Geschichte der Hl. Ursula nachvollziehen.
Im Chor kann der
Besucher zudem auf einem Bilderzyklus mit 30 Bildern auf 24 Tafeln die
Geschichte der Hl. Ursula nachvollziehen.
Im Chor kann der
Besucher zudem auf einem Bilderzyklus mit 30 Bildern auf 24 Tafeln die
Geschichte der Hl. Ursula nachvollziehen.

(4) Reliquienkult - innovatives Geschäftsmodell des Köln-Tourismus und seine Nachwirkung
Mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige und der 11.000 Jungfrauen entwickelte sich die Stadt im Mittellter zur 'Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia' (Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter). Bereits der Codex Theodosianus (386) verbot den Verkauf von Märtyrergebeinen. Das Verbot entfaltete keine Wirkung. Das 4. Laterankonzil (1256) bekräftigte das Verbot des Verkaufs und der Zurschaustellung von Reliquien. Der Reliquienhandel reagierte kreativ. Er verpackte Reliquien in Behälter, verkaufte offiziell nur die Verpackung und deklarierte den Inhalt als kostenlosen Bonus. 'Et hillije Kölle' wuchs zur bedeutendsten Wallfahrtsstadt nördlich der Alpen. 'Wallfahrts-Tourismus', Reliquienhandel und skrupelloser Geschäftssinn verhalfen Köln, zu einem der größten und mächtigsten Handelsplätze nördlich der Alpen aufzusteigen. Mit der Reformation verschärft sich Kritik am Reliquienhandel. Das Konzil von Trient (1563) empfiehlt Reliquienverehrung ausdrücklich als politisches Mittel der Gegenreformation.
Wie wichtig diese Reliquien für Köln waren und noch immer sind, verdeutlichen die Heilige Ursula als Stadtpatronin und Symbole des Kölner Stadtwappens. Tourismus ist auch in der Gegenwart ein relevanter kölner Wirtschaftsfaktor. Laut Daten von KölnTourismus zum Jahr 2014 buchten 3,3 Millionen Gäste 5,4 Millionen Übernachtungen. Kölner sind sich ziemlich sicher, dass der 'leeve Jott', den sie sich als gutmütigen, humorigen älteren Herren vorstellen, nicht nur wohlgefällig auf die Stadt und ihre Bewohner schaut, sondern Kölner besonders gern hat und ihnen darum im Himmel einen Platz an seiner Seite reserviert.
Noch immer repräsentiert der Kölner Dom ehemalige Macht und Herrlichkeit der Stadt als nicht zu übersehendes Monument. Politische Macht und Glanz der Stadt sind Vergangenheit. Die prunkvolle Vergangenheit ist im kollektiven Gedächtnis ihrer Bewohner tief verwurzelt und verleiht Kölnern eine immunisierende Selbstgefälligkeit gegen alle offen zu Tage liegenden Übel der Stadt.

Ein Kölsch-Zapfhahn am Weihwasserbehälter der Kirche St. Ursula ist über seine Funktion als Ventil hinaus mit Überschussbedeutung geladen. Als Symbol verweist der Zapfhahn zunächst auf das benachbarte Brauhaus Schreckenskammer, Schlussstation unserer Runde. 'Philosophisch' betrachtet lässt sich der Zapfhahn als Symbol der Verzahnung von Frömmigkeit und Kommerz mit kölscher Mentalität und köln-spezifscher Wahrnehmung deuten. Kölner dürften vermuten, dass der 'leeve Jott' beim Anblick schmunzelt. Dass der 'Heerjott' sich mit Grausen abwenden könnte, liegt als Option außerhalb kölscher Vorstellungskraft.
(5) 'Verzällcher'
'Verzällcher' (Plural von 'Verzällche', Dinumitiv von Verzäll') sind 'Erzählungen' unterschiedlicher Art. Je nach Kontext können sachliche Erzählung, Gespräch, Gerede, Schwatz, Schwätzchen, Geschwätz, Tratsch gemeint sein. Die Form des Dinumitivs als 'Verzällche' ist insbesondere gebräuchlich für humorig-geschwätzige Anekdoten und unglaubwürdige Aufschneiderei.
(6) Veedel
'Veedel' (kölsch für Kölner Stadtviertel) sind Kristallisationspunkte von Heimatgefühlen. Als 'Veedel' bezeichnen Kölner solche Stadtviertel, die sich aus historisch gewachsenen Lebenszusammenhängen entwickelt haben und Bewohner sich als emotional zusammengehörig identifizieren. 'Veedel' sind nicht zu verwechseln mit Stadtbezirken der Verwaltungs-Organisation eines Stadtraums.
(7) Brauhaus Schreckenskammer - "Et es bekannt, dat man uns nit kennt"
Vis-à-vis der Kirche St. Ursula befindet sich das Brauhaus Schreckenskammer, das vermutlich kleinste und am wenigsten bekannte kölner Brauhaus, in dem für den Abend reserviert ist. "Et es bekannt, dat man uns nit kennt", wird der Inhaber Herrmann-Josef Wirtz in einem Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers zitiert: Kölsches Unikum. Überwiegend sind Bewohner des 'Veedels' und Gäste aus dem Kölner Umland anzutreffen. Touristen bilden eher die Ausnahme. Aber das könnte sich leider ändern, denn im Februar dieses Jahres porträtierte ein Artikel der FAZ einen 'Köbes' des Brauhauses (ein ehemaliger Schüler der Schule, an der Irmgard unterrichtet): Der Köbes schenkt dem Karneval ein.
In dieser Umgebung setzen wir die Stadtführung mit einem gemütlichen Beisammensein im Freundeskreis fort. Es gibt viel zu 'verzälle', weil wir die meisten der anwesenden Freunde nach längerer Reise zum ersten Mal sehen. Um mit allen Anwesenden ausführlicher zu sprechen, ist der Abend zu kurz und die Gruppe zu groß. Trotzdem ist das Wiedersehen schön. Einen intensiveren Austausch werden wir sukzessive in den nächsten Wochen in kleineren Kreisen nachholen.
(8) Peters Recherchen - 11.000 Jungfrauen nachgezählt
Peter gibt sich mit Legenden nicht zufrieden. Wie es sich für einen gewissenhaften Pädagogen ziemt, prüft er Quellen und zählt die Jungfrauen. Seine Recherchen erweitern die Ursula-Legende um eine kuriose Fußnote. Nach der päpstlichen Taufe in Rom reist Ursula mit ihren Begleiterinnen rheinabwärts in Richtung Köln dem geweissagten Märtyrium entgegen. Drei namentlich bekannte Begleiterinnen, Chrischona, Odilie und Margarethe, erfahren einen Sinneswandel. Sie wollen dem erwarteten Märtyrium entgehen und verlassen den Tross, um in Basel zu bleiben. Schweizer sind bekanntlich humorloser als Kölner. In Basel werden die drei abtrünnigen Begleiterinnen als Einsiedlerinnen auf Hügel außerhalb der Stadt verbannt. Dass nur 10.997 Jungfrauen von ihrer Pilgerfahrt nach Köln zurückkehren, erregt in Köln kein Aufsehen. Vermutlich wird der Schwund eher 'aktiv' verschwiegen bzw. unter den Teppich gekehrt. Wer sich fragt, wie derartige Vorfälle in Köln verarbeitet werden, sei auf das Rheinische Grundgesetz verwiesen.
(9) Ursula
Der Name Ursula bedeutet im Latainischen 'kleine Bärin'. Die Verehrung der heiligen Ursula trägt zur Verbreitung des Namens bei. Im deutschsprachigen Raum ist Ursula seit 1890 der häufigste weibliche Vorname. Bärenkulte sind in animistischer Denkweise weit verbreitet.
(10) Spiegel-Artikel zur ethnischen Einordnung von 'Hunnen': Attila und die Hunnen, das mysteriöse Steppenvolk)
(11) Express-Artikel zur Etymologie von 'Eigelstein': Adler oder Eichel? Mythos Eigelstein: Forscher lösen Rätsel um Namen
(12) Portal Reinische Geschichte des LVR: Ursula
(13) Abriss zur Geschichte der Reliquie in 'Der Spiegel 6/72011': Heilige Nägel und Knochen
Weiterer Beitrag zu 'uns kölsche Heimat': Unperfektes als Kultur und Lebensprinzip - Levve en Kölle, Düx un de schäl Sick
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