Carlo Bley Trio im Kölner Stadtgarten |
Carla Bley verbindet mit Steve Swallow eine über Jahrzehnte reichende musikalische und soziale Partnerschaft. Ihr Alter (79 bzw. 75 Jahre) und fortschreitende Gebrechlichkeit können und wollen die beiden nicht verbergen. Hochpräzise Spielweise und traumwandlerisches Zusammenspiel zeigen sich jedoch befreit von aller Erdenschwere. Wer musikalischen Witz, ironische Zitate und ein Feuerwerk von Überraschungen erwartet, befindet sich im falschen Film. Wir erleben introvertiert-melancholischen kammermusikalischen Jazz, den das Trio mit andächtigem Ernst präsentiert. Die Arrangements könnten in privater Wohnzimmer-Atmosphäre entstanden sein und wecken bei Besuchern des öffentlichen Konzerts voyeuristische Schuldgefühle. Den bei Jazzkonzerten typischen Zwischenapplaus nach Soli unterdücken die Zuhörer. Sie wollen die Andacht nicht stören.
Vergleichsweise jugendlich mutet der 1957 geborene Saxophonist Andy Sheppard an, der mit feinen Beiträgen auf dem Sopran- oder Tenorsaxophon das kontemplative Spiel der beiden 'elder musicians' musikalisch erdet und als Jazz gestaltet.
Anstatt mit Zwischenapplaus bedankt sich das Publikum mit lang anhaltendem Schlussapplaus und nötigt eine Zugabe ab, die das Trio vermutlich gerne gibt, auch wenn noch einmal die an der Bühne grenzenden Treppenstufen beschwerlich zu überwinden sind. Sorry, aber das ist der Preis des Heldentums.
Die Frage, ob wir Carla Bley und Steve Swallow möglicherweise zum letzten Mal life erlebt haben, verbündet sich mit einer Melancholie, die jede Euphorie überlagert und über den Heimweg hinaus zur Selbstreflexion anregt.
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