Montag, 26. Oktober 2015

Carla Bley Trio im Kölner Stadtgarten

Carlo Bley Trio im Kölner Stadtgarten
Seit mehr als 40 Jahren gilt der Musik von Carla Bley in unterschiedlichen Besetzungen unsere hohe Wertschätzung. Ältere Kompositionen Carla Bley's, die in früheren Aufnahmen mit größeren Ensembles eingespielt wurden, erfahren 2013 bei ECM neue Arrangements für das Trio Carla Bley, Steve Swallow und Andy Sheppard. Das Album 'Trios' (Hörproben: JPC) dokumentiert diese Werkphase (Rezension: Jazzecho 06.09.2013). Mit dem Material dieses Albums konzertiert das Trio auf einer Europa-Tournee. Dem WDR sei gedankt, dass wir im Kölner Stadtgarten Gelegenheit erhalten, Carla Bley und Steve Swallow mit Andy Sheppard life in einem Konzert zu erleben. Das Konzert weckt Emotionen des Abschieds. Diashow der Fotoserie






Carla Bley verbindet mit Steve Swallow eine über Jahrzehnte reichende musikalische und soziale Partnerschaft. Ihr Alter (79 bzw. 75 Jahre) und fortschreitende Gebrechlichkeit können und wollen die beiden nicht verbergen. Hochpräzise Spielweise und traumwandlerisches Zusammenspiel zeigen sich jedoch befreit von aller Erdenschwere. Wer musikalischen Witz, ironische Zitate und ein Feuerwerk von Überraschungen erwartet, befindet sich im falschen Film. Wir erleben introvertiert-melancholischen kammermusikalischen Jazz, den das Trio mit andächtigem Ernst präsentiert. Die Arrangements könnten in privater Wohnzimmer-Atmosphäre entstanden sein und wecken bei Besuchern des öffentlichen Konzerts voyeuristische Schuldgefühle. Den bei Jazzkonzerten typischen Zwischenapplaus nach Soli unterdücken die Zuhörer. Sie wollen die Andacht nicht stören.

Vergleichsweise jugendlich mutet der 1957 geborene Saxophonist Andy Sheppard an, der mit feinen Beiträgen auf dem Sopran- oder Tenorsaxophon das kontemplative Spiel der beiden 'elder musicians' musikalisch erdet und als Jazz gestaltet.
Anstatt mit Zwischenapplaus bedankt sich das Publikum mit lang anhaltendem Schlussapplaus und nötigt eine Zugabe ab, die das Trio vermutlich gerne gibt, auch wenn noch einmal die an der Bühne grenzenden Treppenstufen beschwerlich zu überwinden sind. Sorry, aber das ist der Preis des Heldentums.
Die Frage, ob wir Carla Bley und Steve Swallow möglicherweise zum letzten Mal life erlebt haben, verbündet sich mit einer Melancholie, die jede Euphorie überlagert und über den Heimweg hinaus zur Selbstreflexion anregt.

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