Dienstag, 28. November 2017

Human Feel konzertieren mit New Yorker Avantgarde-Jazz im Kölner Stadtgarten

Kurt Rosenwinkwl, Chris Speed, Jim Black Human Feel fand 1987 zur Jazz-Gruppe, während Chris Speed (Tenorsaxophon) Andrew D'Angelo (Altsaxophon) und Jim Black (Schlagzeug) in Boston Musik studierten. Kurt Rosenwinkel (Gitarre), der ebenfalls in Boston Musik studierte, ergänzt seit 1990 die Formation. Human Feel hat nur wenige Alben auf kleinen Labeln veröffentlicht und geht nur selten auf Tournee, weil jeder der Musiker schon lange in eigenen und weiteren parallelen Band-Projekten engagiert ist, wenn er nicht als Gastmusiker Jazz-Größen der us-amerikanischen Avantgarde-Szene bei Life-Auftritten oder Studio-Aufnahmen begleitet. Aktuell tourt Human Feel mit Material der 2016 veröffentlichten Party Favor EP in Europa und gibt u.a. ein Konzert im Kölner Stadtgarten. Im Konzertsaal des Stadtgartens versammeln sich ca. 100 Besuchern mit bestenfalls diffusen Erwartungen zum Konzert. Ein Quartett mit 2 Saxophonisten plus Schlagzeuger und Gitarristen führt uns auf Neuland. Den Stil des Quartetts beschreibt Chris Speed als eine Verschmelzung von Elementen aus Kammermusik, Free Jazz und Indie-Rock mit Techniken des Multiphonics, die Roland Kirk und Albert Mangelsdorff im Jazz einführten(1,2,3,4). Das Konzert verspricht, spannend zu werden. Wir haben früh gebucht und besetzen Plätze in Reihe 1. - Diashow als Video-Clip

Andrew d'AngeloJim Black und Chris Speed Das Konzert beginnt mit Alar Vome, Track 1 der Party Favor EP. Das Stück kehrt die kammermusikalische Seite der Band heraus. Die beiden Saxophonisten, Chris Speed und Andrew d'Angelo, dominieren zunächst mit lyrischer Spielweise, bis Jim Black mit entschlossener Schlagzeugarbeit das Stück dynamisch forciert. Nach insgesamt 3 Stücken und 30 Minuten Spielzeit legen die Musiker eine Pause ein, um das offensichtlich schmale Repertoire auf 2 Sets zu strecken. Set 1 war spannend. Wir freuen uns auf die Fortsetzung.







Kurt Rosenwinkel und Jim Black Nach der Pause steigert sich die Dynamik des Spiels. Freie Improvisationen und Multiphonics wechseln mit harten Riffs. Sobald Jim Black seine rechte Hand am Schlagzeug entbehren kann, ersetzt er den fehlenden Bassisten, indem er an einem Computer Bassläufe elektronisch erzeugt und weitere elektronische Effekte hinzufügt. Während Kurt Rosenwinkel im 1. Set eher im Hintergrund agierte, zeigt er nun sein Können als einer der bedeutendsten Gitarristen im zeitgenössischen Jazz.(5)







Human Feel Set 2 fällt noch etwas kürzer aus als Set 1. Die Begeisterung des Publikums erzwingt eine Zugabe, bis Human Feel nach 2 x 30 Minuten Konzert den Saal endgültig verlässt. Dem spannenden Konzert dieses hoch-professionellen Quartetts hätten wir gerne länger zugehört und zugeschaut, aber selbst diesen Parforce-Auftritt werten wir als eine Bereicherung, auf die wir nicht verzichten möchten.








Anmerkungen
  1. Informationen zur Band, zu Konzertterminen und zum Musik-Stil der Band auf der Web-Seite von Chris Speed: Human Feel
  2. Als Multiphonics wird eine Technik bezeichnet, bei der auf dem Instrument gespielte und parallel in das Instrument hineingesungene Töne sich deutlich unterscheiden und Differenztöne bilden, die mit gespielten und gesungenen Tönen zu Akkorden verschmelzen. 
  3. Roland Kirk spielte auf Blasinstrumenten längere Stücke im Dauerton, d.h. ohne Absetzen mit Hilfe von Zirkularatmung. Während des Spiels summte er mitunter parallel eine zweite Stimme. 
  4. Albert Mangelsdorff perfektionierte auf der Posaune die Technik des mehrstimmigen Spiels durch normales Anblasen eines Tons und gleichzeitiges Singen in das Mundstück. 
  5. Seit Kurt Rosenwinkels Album Star of Jupiter zählt der Gitarrist zu unseren Favoriten. Weitere Infos:
    Kurt Rosenwinkel in der Berliner Morgenpost 2007: Im Hörsaal mit Professor Rosenwinkel
    Kurt Rosenwinkel solo auf dem Jazzfest Montreux 2013: Stella by Starlight  

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