Das Konzert beginnt mit Alar Vome, Track 1 der Party Favor EP. Das Stück kehrt die kammermusikalische Seite der Band heraus. Die beiden Saxophonisten, Chris Speed und Andrew d'Angelo, dominieren zunächst mit lyrischer Spielweise, bis Jim Black mit entschlossener Schlagzeugarbeit das Stück dynamisch forciert. Nach insgesamt 3 Stücken und 30 Minuten Spielzeit legen die Musiker eine Pause ein, um das offensichtlich schmale Repertoire auf 2 Sets zu strecken. Set 1 war spannend. Wir freuen uns auf die Fortsetzung.
Nach der Pause steigert sich die Dynamik des Spiels. Freie Improvisationen und Multiphonics wechseln mit harten Riffs. Sobald Jim Black seine rechte Hand am Schlagzeug entbehren kann, ersetzt er den fehlenden Bassisten, indem er an einem Computer Bassläufe elektronisch erzeugt und weitere elektronische Effekte hinzufügt. Während Kurt Rosenwinkel im 1. Set eher im Hintergrund agierte, zeigt er nun sein Können als einer der bedeutendsten Gitarristen im zeitgenössischen Jazz.(5)
Set 2 fällt noch etwas kürzer aus als Set 1. Die Begeisterung des Publikums erzwingt eine Zugabe, bis Human Feel nach 2 x 30 Minuten Konzert den Saal endgültig verlässt. Dem spannenden Konzert dieses hoch-professionellen Quartetts hätten wir gerne länger zugehört und zugeschaut, aber selbst diesen Parforce-Auftritt werten wir als eine Bereicherung, auf die wir nicht verzichten möchten.
Anmerkungen
- Informationen zur Band, zu Konzertterminen und zum Musik-Stil der Band auf der Web-Seite von Chris Speed: Human Feel
- Als Multiphonics wird eine Technik bezeichnet, bei der auf dem Instrument gespielte und parallel in das Instrument hineingesungene Töne sich deutlich unterscheiden und Differenztöne bilden, die mit gespielten und gesungenen Tönen zu Akkorden verschmelzen.
- Roland Kirk spielte auf Blasinstrumenten längere Stücke im Dauerton, d.h. ohne Absetzen mit Hilfe von Zirkularatmung. Während des Spiels summte er mitunter parallel eine zweite Stimme.
- Albert Mangelsdorff perfektionierte auf der Posaune die Technik des mehrstimmigen Spiels durch normales Anblasen eines Tons und gleichzeitiges Singen in das Mundstück.
- Seit Kurt Rosenwinkels Album Star of Jupiter zählt der Gitarrist zu unseren Favoriten. Weitere Infos:
Kurt Rosenwinkel in der Berliner Morgenpost 2007: Im Hörsaal mit Professor Rosenwinkel
Kurt Rosenwinkel solo auf dem Jazzfest Montreux 2013: Stella by Starlight
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