Sonntag, 21. Oktober 2018
Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies - Ausstellung im Liebighaus Frankfurt (5. Okt. 2018 - 10. Feb. 2019)
Bei sonnigem Herbstwetter unternehmen wir einen Ausflug nach Frankfurt, um im Liebighaus die aktuelle Ausstellung Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies zu besuchen, auf die uns ein FAZ-Artikel von Stefan Trinks aufmerksam macht: Familie schützt vor Tragik nicht. In der griechischen Mythologie wird Medea als Tochter des Königs Aietes von Kolchis beschrieben, eine antike Landschaft zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer, die aktuell in Georgien liegt. Als Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse stellt Georgien dieser Ausstellung herausragende Objekte aus dem Georgischen Nationalmuseum zur Verfügung. Alle weiteren präsentierten Ausstellungsstücke sind Objekte der Liebieghaus-Skulpturensammlung oder Leihgaben aus dem British Museum in London, dem Museo Archeologico Nazionale in Neapel, dem Louvre in Paris, den Vatikanischen Museen in Rom. Medeasage und antike Objekte aus Kolchis sind nur locker miteinander verzahnt und bilden zwei Ausstellungen in einem gemeinsamen Rahmen.
Nach unserem Rundgang durch die sehenswerte Ausstellung stärken wir uns im Liebighaus-Café, ehe wir einen Spaziergang entlang des Mainufers zur Ende September 2018 eröffneten Frankfurter Neuen Altstadt unternehmen, um uns ein Bild von dem Ergebnis 6-jähriger Bauzeit zu machen. - Fotoserie: Liebighaus Frankfurt
Medeasage im mythologischen Kontext - Fotoserie: Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies
Objekte der Ausstellung erschließen sich Besuchern ohne Kenntnis des mythologischen Kontextes nicht durch Anschauung. Nachfolgend ist der mythologische Kontext dieser Ausstellung stark verkürzt dargestellt, ohne auf den komplexen Stammbaum der griechischen Götterwelt oder auf Varianten mythischer Erzählungen im Detail einzugehen. Hilfreich für das Verständnis der Ausstellung ist das auf der Webseite des Museums bereitgestellte Digitorial Medeas Liebe.
Der antike Stoff der Medeasage vereint Material aus unterschiedlichen Quellen und ist über Jahrhunderte geformt, ausgestaltet und variiert worden. In der bekanntesten Version ist die Medeasage mit der Argonautensage verworben. Aufgrund einer hier ausgelassenen verwickelten Vorgeschichte will Jason das Goldene Vlies (das Fell des mythischen goldenen Widders Chrysomeles, der fliegen und sprechen konnte) in Kolchis erobern. Dazu gibt er den Bau des mythischen Schiffes Argo in Auftrag und gewinnt 50 mythische Helden (Argonauten), die mit ihm als Anführer die Argonautenfahrt als Gefährten und Ruderer unternehmen.
In Kolchis fordert Jason das Goldene Vlies von König Aietes, Eigentümer des Vlieses. Dieser hat nicht vor, das Vlies herauszugeben, er will aber seinen Gast nicht verprellen und stellt darum Jason vermeintlich unlösbare Aufgaben als Bedingungen zur Abgabe des Vlieses. Medea, zauberkundige Tochter des Königs Aietes von Kolchis, verliebt sich in Jason und verhilft diesem mittels ihrer Zaubermacht zum Raub des Vlieses. Medea begleitet Jason in dessen Heimat und bekommt mit ihm Kinder.
Anspruch auf den Thron von Iolkos in Thessalien hatte Jasons Vater Aison, aber dessen machtgieriger und skrupelloser Halbbruder Pelias machte sich mit Tricks zum unrechtmäßigen König von Iolkos. Jason war für Pelias ein gefährlicher Konkurrent. Mit der Absicht Jason loszuwerden, beauftragte Pelias ihn mit der vermeintlich nicht lösbaren Aufgabe der Beschaffung des Goldene Vlies. Entgegen Pelias Erwartung übergibt ihm Jason das Vlies. Jason beansprucht als Lohn den Königsthron von Iolkos. Pelias denkt nicht daran, auf den Thron zu verzichten und erteilt Jason eine Abfuhr.
Jason erfährt, dass Pelias Jasons Vater Aison durch Lügen in den Selbstmord getrieben und Jasons Bruder Promachos ermordert hat. In ihrer Liebe zu Jason übt Medea Rache an Pelias, indem sie ihm zu einer verjüngten Auferstehung zu verhelfen verspricht, nachdem er zuvor getötet, zerteilt und in einem Kessel gekocht wurde. Als Beweis ihrer Zauberkraft demonstriert Medea die Verjüngung eines alten Widders durch Kochen und kann Pelias sowie 3 seiner 4 Töchter überzeugen. Die Töchter töten, zerteilen und kochen den greisen Vater wie empfohlen. Der Vater bleibt jedoch tot, weil Medea ihren Zauber nicht anwendet. Akastos, Sohn des Pelias und Teilnehmer der Argonautenfahrt, bestattet seinen Vater und verbannt Medea und Jason aus Thessalien.
Kreon, König von Korinth, nimmt Medea und Jason auf. Jason verliebt sich in Kreons Tochter Glauke. Die Jason liebende Medea wird von rasender Eifersucht ergriffen. Medea tötet die Rivalin, indem sie Glauke als Hochzeitsgeschenk einen vergifteten Schleier schickt, der sie verbrennt. Als Kreon seiner Tochter Glauke zur Hilfe eilt, tötet Medea auch Kreon. Anschließend tötet sie die mit Jason gezeugten Kinder, Mermeros und Pheres, und flieht nach Athen. Jason wird König von Korinth, begeht jedoch in seiner Verzweiflung bald Selbstmord.
Goldschmuck und Kultobjekte aus Kolchis - Fotoserie: Ausstellungsobjekte aus dem antiken Georgien
Laut Argonautensage war Kolchis Heimat von Medea und das Ziel Jasons und der Argonauten auf der Jagd nach dem Goldenen Vlies. Gemäß Sage wurden in Kolchis verstorbene Männer in Stierfelle genäht und in Weiden gehängt, während Frauen in der Erde bestattet wurden. Im goldreichen Kolchis wurden Schaffelle verwendet, um Goldstaub aus Flüssen zu waschen. Mit dieser Gewohnheit ist in Verbindung mit großen Goldvorkommen vermutlich das Goldene Vlies als Fell eines mythologischen goldenen Widders zu erklären. Bereits 3.000 v. Chr. wurde in einem Bergwerk beim Ort Sakridissi Gold gefördert. Dieses Bergwerk gilt als das weltweit älteste bekannte Goldbergwerk.
Kolcher entwickelten eine hochstehende Metallkunst, von der ausgestellte Schmuckstücke, Kultobjekte und Gebrauchgegenstände des Alltags zeugen. Präsentierte Schmuck- und Kultobjekte stammen aus der Tempel- und Gräberstadt Wani in der Region Imeretien im westlichen Georgien. Kultobjekte im Sinne von Votivgaben zeigen stilisierte Menschen- und Tierfiguren, darunter auch Widderköpfe. Als Grabausstattungen hochgestellter Persönlichkeiten zieren teilweise feinste filigrane kolcher Goldarbeiten die ausgestellten Votivgaben.
Rundgang durch Frankfurts Neue Altstadt - Fotoserie Frankfurt
3 Wochen nach offizieller Eröffnung erweist sich die Neue Altstadt an diesem sonnigen Sonntag als Publikumsmagnet (Webseite Frankfurt-Tourismus). Architektonisch ist das Altstadtbild gelungen und vermittelt ein in vielen deutschen Innenstädten vermisstes attraktives Flair, das ohne Besucherandrang an Intimität gewinnen würde. Im überschaubaren Areal um den Hühnermarkt treten sich etliche geführte Gruppen fast auf die Füße. Fehlende Patina lässt eine Anmutung von Sterilität und Künstlichkeit spüren. Dieser Eindruck wird sich vermutlich schnell verflüchtigen. Wir kehren um, weil für unseren Geschmack der Betrieb heute zu 'rummelig' ist.
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