Im Rahmen einer Schwarzwaldreise (Reise 18.-25.08.2019 im Überblick) besuchen wir an einem Regentag den Vitra Campus in Weil am Rhein (Wikipedia: Vitra). Im nicht öffentlichen Teil des Campus-Geländes befinden sich Produktionshallen, die von weltweit renommierten Architekten konzipiert sind, darunter 6 der bisher 45 Pritzker-Preisträger: (Frank O. Gehry, Zaha Hadid, Tadao Andō, Álvaro Siza, Herzog & de Meuron, SANAA. Der Pritzker-Preis ist in der Architekturwelt ähnlich bedeutend wir der Nobelpreis. Zugang zum Produktionsgelände erhalten Besucher im Rahmen einer kostenpflichtigen 2-stündigen Architekturführung.
Architekturführung - Fotoserie
Wir nehmen an einer von mehreren täglich stattfindenen Führung teil, die sich als absolut lohnenswert für Interessierte erweist.
Mit 3 Gebäuden sind auf dem Campus die Basler Architekten Herzog & de Meuron vertreten, die u.a. den Umbau des gestern besuchten Musée Unterlinden (Post 19.08.2019) und die Architektur des von uns wertgeschätzten Museums Küppersmühle in Duisburg verantworten: eine Produktionshalle, das Schaudepot sowie das VitraHaus.
Ebenfalls 3 Gebäude hat Architekt Frank Gehry für den Campus dekonstruktivistisch gestaltetet: eine Produktionshalle, das Pförtnerhaus am Zugang zum Produktionsgelände sowie das Vitra Design Museum, das für Wechselausstellungen genutzt wird. Aus zeitlichen Gründen verzichten wir heute auf den Besuch des Design Museums und werden dieses Versäumnis bei nächster Gelegenheit nachholen.
Besichtigen, jedoch nicht in den Innenräumen fotografieren, darf die Gruppe eine vom japanischen Architekturbüro SANAA im minimalistischen Stil in Rundform entworfene Produktions- und Logostikhalle. Die beiden halbrunden Betonschalen sind mit einer weiß gefärbten Acrylfassade verkleidet, die das Gebäude wie ein luftiger Vorhang umhüllt und einen Eindruck von Schwerelosigkeit vermittelt.
Ausführlicher besichtigen wir im Produktionsgelände von außen und teilweise auch von innen mehrere nicht für die Produktion genutzte Gebäude:
- Mit der strengen, völlig schmucklosen Architektur des Konferenzpavillons in einem Kirschbaumhain lädt Tadao Ando zu einer meditativen Haltung ein.
- Das von Zaha Hadid entworfene Feuerwehrhaus war der erste realisierte Entwurf der Architektin am Beginn einer erfolgreichen Karriere. Da die Feuerwehr inzwischen ausgesourced ist, wird die Halle für Ausstellungen und Events genutzt.
- Eine als Dome bezeichnete Zeltkonstruktion für Veranstaltungen geht auf Konstruktionsprinzipien geodätischer Kuppelbauten von Richard Buckminster Fuller zurück.
- Erwähnenswert ist eine Brückendachkonstruktion zwischen Produktionshallen von Nicholas Grimshaw und Álvaro Siza, die so hoch angelegt ist, dass sie den Blick auf das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid nicht behindert und sich nur bei Regen absenkt.
- Zwischen reinen Zweckbauten lockern von renommierten Künstlern gestaltete eher zweckfreie Bauten den Campus auf, u.a.: Tankstelle von Jean Prouvé, Bushaltestelle von Jasper Morrison, Álvaro-Siza-Promenade von Álvaro Siza, Balancing Tools von Claes Oldenburg & Coosje van Bruggen, Rutschturm von Carsten Höller, Blockhaus von Thomas Schütte, Diogene von Renzo Piano.
Vitra Schaudepot - Fotoserie
In Nachbarschaft einer von Herzog & de Meuron entworfenen Produktionshalle mit Ziegelfassade liegt das ebenfalls mit Ziegelfassade gestaltete fensterlose Vitra Schaudepot, in dem mehr als 7000 Möbel und mehr als 1000 Leuchten sowie Entwürfe, Prototypen, Materialpoben etc. öffentlich zugänglich aufbewahrt werden, darunter Ikonen modernen Designs, die im Erdgeschoss in Wechselausstellungen präsentiert werden. Der Besuch der Wechselausstellung ist gebührenpflichtig. Shop und Depot im Untergeschoss sind frei zu besichtigen.
VitraHaus - Fotoserie
Kostenlos können sich Besucher in der Home Collection des VitraHaus umschauen, sich dort beraten lassen und auch Einkäufe tätigen. Das VitraHaus entwarfen Herzog & de Meuron als 5 verschachelt gestapelte scheunenartige Häuser ohne Fenster, die im Inneren durch kühne Treppenkonstruktionen verbunden sind. Glasgiebel der Häuser fordern zu Ausblicken in Campus und Landschaft seiner Umgebung auf. Die Integretation der Architekturobjekte zu einem harmonischen Campus wird Besuchern nicht als Postulat aufgezwungen. Die Integration findet in der Wahrnehmung von Besuchern statt (oder auch nicht). Die hoch interessante Besichtigung beenden wir mit einem Besuch des Vitra Cafés im VitraHaus.
Rehberger-Weg zwischen Vitra Campus und Fondation Beyeler
Der Rehberger-Weg verbindet auf einer Länge von 5 Kilometern den Vitra Campus mit der Fondation Beyeler jenseits der Schweizer Grenze in Riehen bei Basel. Sammlung, Museums- und Gartenarchitektur der Fondation Beyeler interessieren uns selbstverständlich und ein Spaziergang auf dem Rehberger-Weg nach Basel ist ohne Dauerregen sicher reizvoll. Abschreckend wirkt auf uns der Preis des Museums-Tickets von CHF 25 pP. In Anlehnung an Obelix geht uns durch den Kopf: Die spinnen, die Schweizer!
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