Anlässlich unseres Geburtstages haben uns unsere engsten und langjährigsten Freunde mit einem Restaurantgutschein des Restaurants Pottkind in der Kölner Südstadt überrascht, den wir heute einlösen. Das Restaurant ist seit 2021 mit einem Michelinstern ausgezeichnet und zählt zu den Top Ten in Köln. Der Name des Restaurants nimmt Bezug auf die Herkunft von Enrico Slabotny und Lukas Winkelmann, Köche und Inhaber des 2018 eröffneten Restaurants, die beide im Ruhrgebiet aufgewachsen sind, das umgangssprachlich als Ruhrpott oder Pott bezeichnet wird. Wir sind ebenfalls Pottkinder. In Irland würde jetzt wegen vermeintlich weitläufiger gemeinsamer Abstammung eine Zugehörigkeit zum gleichen Clan angenommen. Tatsächlich stellen wir über Herkunft weit hinausreichende Gemeinsamkeiten fest.
(Porträt im Magazin Guide Michelin: „Pottkind“ in Köln - Interview im Magazin Köln-Tourismus: Pottkind Köln: Enrico Sablotny, der lässigste Sternekoch Kölns) - Fotoserie des Besuchs
Auftakt im Restaurant Pottkind
Wir haben für 18:00 Uhr reserviert und werden wie gute Freunde empfangen. Vor uns sind bereits 2 Gäste eingetroffen. Sie haben an der langen Esstheke Platz genommen haben, die an die offene Küche grenzt. Der Einrichtungsstil des Restaurants mit max. 26 Plätzen (davon 23 belegt) gefällt uns sofort. An der Esstheke können vor der einsehbaren offenen Küche bis zu 8 Gäste Platz nehmen. Die restlichen Plätze verteilen sich auf 2 Hochtische für 2 Personen und 4 normale Tische für mehrere Personen. Wir dürfen zwischen Theke und Hochtisch wählen und entscheiden uns für einen der beiden Hochtische am Fenster, von dem wir einen guten Überblick über den Raum bis in den vorderen Teil der Küche haben. In der Küche arbeiten vier Köche hoch konzentriert. Rollen und Choreografie der Zusammenarbeit sind offensichtlich perfekt eingespielt und benötigen keinen sichtbaren Austausch. Im Gastraum agiert der dreiköpfige Service vorbildlich: kompetent, freundlich, aufmerksam.
Das Restaurant serviert ausschließlich ein Carte Blanche Menü mit sechs Gängen und einigen Kleinigkeiten. Nachdem wir Platz genommen hatten, stellte der Service die obligatorische Frage, ob es Unverträglichkeiten gäbe oder Produkte, die wir nicht essen wollen. Wir kennen keine eigenen Unverträglichkeiten und essen fast alles, aber nicht alles gerne, z.B. mögen wir keine Hammelhoden. Dass Hammelhoden serviert würden, ist aufgrund kultureller Tabus nicht zu erwarten, obwohl sie als geschmacklich als Delikatesse gelten und an Kalbsbries oder Jakobsmuscheln erinnern sollen. Die Anmerkung sorgt in der Crew für Heiterkeit und eine über den Abend reichende lockere Kommunikationsatmosphäre.
Das Restaurant serviert ausschließlich ein Carte Blanche Menü mit sechs Gängen und einigen Kleinigkeiten. Nachdem wir Platz genommen hatten, stellte der Service die obligatorische Frage, ob es Unverträglichkeiten gäbe oder Produkte, die wir nicht essen wollen. Wir kennen keine eigenen Unverträglichkeiten und essen fast alles, aber nicht alles gerne, z.B. mögen wir keine Hammelhoden. Dass Hammelhoden serviert würden, ist aufgrund kultureller Tabus nicht zu erwarten, obwohl sie als geschmacklich als Delikatesse gelten und an Kalbsbries oder Jakobsmuscheln erinnern sollen. Die Anmerkung sorgt in der Crew für Heiterkeit und eine über den Abend reichende lockere Kommunikationsatmosphäre.
Die Weinreise
Da wir nicht wissen, was auf den Tisch kommt, vertrauen wir der Weinbegleitung. Angesagt ist kein easy Drinking fruchtiger Weine mit Trinkfluss, sondern Weinerfahrung. Eingeschenkt werden eher säurearme, cremige, vollmundige Weine mit Charakter. Die Richtung der Weinreise gibt gleich der erste Wein vor (ohne Foto), eine als Naturwein ausgebaute abenteuerlich-spannende griechische weiße Cuvée des Erzeugers Papadopoulos Viticulture aus der historischen Weinregion Rapsani am Hang des Olymp mit der Bezeichnung Basilica. Darauf folgen Pfälzer Riesling, Muscadet de Sèvre et Maine und Chenin Blanc von Loire, Blaufränkisch vom Neusiedlersee sowie zuletzt eine abenteuerliche rote Naturwein-Cuvée aus dem Burgenland. Alle Weine harmonieren hervorragend mit den servierten Gerichten.
Das Menü
Gurkenkaltschale & Fingerlimette, Kohlrabi & Perilla
Sellerie im Kirschblatt & Sakuracreme
1 In Gewürzbutter konfierte Möhre, Taggiasca-Olive & Salz-Bergamotte
2 Lachsforelle aus der Eifel, Koshihikari & Bärlauch aus dem Frühling
Sellerie im Kirschblatt & Sakuracreme
1 In Gewürzbutter konfierte Möhre, Taggiasca-Olive & Salz-Bergamotte
2 Lachsforelle aus der Eifel, Koshihikari & Bärlauch aus dem Frühling
Brot & Butter
3 Bouchot-Muscheln vom Grill, Lappentang & Kanzurisauce
4 Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
4 Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
6 Gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt
Espresso, Zerbinatimelone & Dillblüte, Olivenkonfekt & Hanfsamen, Malzkuchen & Malzessig
Espresso, Zerbinatimelone & Dillblüte, Olivenkonfekt & Hanfsamen, Malzkuchen & Malzessig
Guter Service, gefällige Einrichtung und interessante Weine sind beste Voraussetzungen für einen vergnüglichen Abend, aber die volle Wahrheit zeigt sich erst auf dem Teller. Die Küche des Pottkind ist speziell im Sinne von eigenständig. Abgesehen von kleinteiligen Blütendekorationen und japanischen Inspirationen folgt die Küche keinem Mainstream, sondern ihrem eigenen Stil. Servierte Gerichte sind weder heiß noch fettig, schlotzig oder üppig, sondern sind im nordischen Stil auf Gemüse- und Kräuteraromen ausgerichtet und geben beteiligten Komponenten Raum zu ihrer Entfaltung.
- Favorit der Frau und Nr. 2 des Manns ist das Dessert: gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt
- Favorit des Manns ist der vierte Gang: Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
Beide Gerichte sind keine optischen Eyecatcher. Heidelbeeren sind zunächst verborgen und erst beim Verzehr zu sehen. Das Kalbsbries liegt versteckt unter Zucchinischeiben. Auf dem Foto ist nicht zu erkennen, dass es sich um Mini-Zucchini handelt und Scheiben ungefähr den Durchmesser einer Cent-Münze hatten. Die zum Verlieben verführerischen Kompositionen bestechen aromatisch und sensorisch.
Nicht zugesagt hat uns der optisch beeindruckende und kompositorisch vielversprechende dritte Gang: Bouchot-Muscheln vom Grill, Lappentang & Kanzurisauce. Die bittersüße und hier sehr salzige Kanzurisauce basiert auf im Salzbad fermentierten und anschließend marinierten Chilischoten. Gegen den intensiven Salzgeschmack dieser Sauce können sich keine Umami-Aromen durchsetzen. Darüber hinaus vergeben wir leichte Abzüge der B-Note für die aus der Küche schallende poppige
Musik, die wir jedoch über den Abend im Kopf ausblenden können. Musik in Restaurants ist ein schwieriges Thema. Vermutlich gibt es keine Musik, die allen gefällt.
Unbedingt erwähnenswert ist der fünfte Gang: gefüllte Perlhuhnbrust mit Wildkräutern von Marko Seibold und fruchtigem Jus, der optisch die Höchstnote verdient und sensorisch unser dritter Favorit ist. Über Marko Seibold informieren wir uns zu Hause und erfahren, dass er als der gefragteste Gemüsegärtner des Landes gilt und Spitzenküchen in ganz Europa beliefert. Seine Spezialität sind seltene Wildkräuter, die er morgens in der Frühe erntet. Die Homepage von Marko Seibold ist nicht besonders aussagestark. Informativer ist ein Hof-PDF. Das Geheimnis seiner Landwirtschaft des Nichtstuns beschreibt ein lesenswerter Beitrag des SZ-Magazins: König der Kräuter

Unseren Freunden danken wir für das großzügige Geschenk dieses nur scheinbar flüchtigen Vergnügens. An diesen Restaurantbesuch werden wir uns oft und gerne erinnern. Dass das Ruhrgebiet nicht nur aus harter, schmutziger Arbeit besteht und Küchenkultur nicht nur Currywurst kann, sondern auch Spitzengastronomie, wird niemand abstreiten können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen