Mittwoch, 3. September 2025

Geburtstagsnachfeier von 2 Pottkindern im Restaurant Pottkind, Köln

Restaurant Pottkind, Darmstädter Straße, Köln Südstadt Restaurant Pottkind Restaurant Pottkind
 
Anlässlich unseres Geburtstages haben uns unsere engsten und langjährigsten Freunde mit einem Restaurantgutschein des Restaurants Pottkind in der Kölner Südstadt überrascht, den wir heute einlösen. Das Restaurant ist seit 2021 mit einem Michelinstern ausgezeichnet und zählt zu den Top Ten in Köln. Der Name des Restaurants nimmt Bezug auf die Herkunft von Enrico Slabotny und Lukas Winkelmann, Köche und Inhaber des 2018 eröffneten Restaurants, die beide im Ruhrgebiet aufgewachsen sind, das umgangssprachlich als Ruhrpott oder Pott bezeichnet wird. Wir sind ebenfalls Pottkinder. In Irland würde jetzt wegen vermeintlich weitläufiger gemeinsamer Abstammung eine Zugehörigkeit zum gleichen Clan angenommen. Tatsächlich stellen wir über Herkunft weit hinausreichende Gemeinsamkeiten fest. 
(Porträt im Magazin Guide Michelin: „Pottkind“ in Köln - Interview im Magazin Köln-Tourismus: Pottkind Köln: Enrico Sablotny, der lässigste Sternekoch Kölns) - Fotoserie des Besuchs
 
 
Auftakt im Restaurant Pottkind 
 
Geburtstagsgeschenkgutschein Restaurant Pottkind Restaurant Pottkind Abendkarte Carte blanche
 
Wir haben für 18:00 Uhr reserviert und werden wie gute Freunde empfangen. Vor uns sind bereits 2 Gäste eingetroffen. Sie haben an der langen Esstheke Platz genommen haben, die an die offene Küche grenzt. Der Einrichtungsstil des Restaurants mit max. 26 Plätzen (davon 23 belegt) gefällt uns sofort. An der Esstheke können vor der einsehbaren offenen Küche bis zu 8 Gäste Platz nehmen. Die restlichen Plätze verteilen sich auf 2 Hochtische für 2 Personen und 4 normale Tische für mehrere Personen. Wir dürfen zwischen Theke und Hochtisch wählen und entscheiden uns für einen der beiden Hochtische am Fenster, von dem wir einen guten Überblick über den Raum bis in den vorderen Teil der Küche haben. In der Küche arbeiten vier Köche hoch konzentriert. Rollen und Choreografie der Zusammenarbeit sind offensichtlich perfekt eingespielt und benötigen keinen sichtbaren Austausch. Im Gastraum agiert der dreiköpfige Service vorbildlich: kompetent, freundlich, aufmerksam. 

Das Restaurant serviert ausschließlich ein Carte Blanche Menü mit sechs Gängen und einigen Kleinigkeiten. Nachdem wir Platz genommen hatten, stellte der Service die obligatorische Frage, ob es Unverträglichkeiten gäbe oder Produkte, die wir nicht essen wollen. Wir kennen keine eigenen Unverträglichkeiten und essen fast alles, aber nicht alles gerne, z.B. mögen wir keine Hammelhoden. Dass Hammelhoden serviert würden, ist aufgrund kultureller Tabus nicht zu erwarten, obwohl sie als geschmacklich als Delikatesse gelten und an Kalbsbries oder Jakobsmuscheln erinnern sollen. Die Anmerkung sorgt in der Crew für Heiterkeit und eine über den Abend reichende lockere Kommunikationsatmosphäre. 
 
 
Die Weinreise 
 
Birkweiler Kastanienbusch Riesling 2018, Gies-Düppel, Pfalz Muscadet de Sèvre et Maine 2018, Goulaine, Loire Chenin Blanc 2023, Domaine de la Chapelle, Loire Blaufränkisch vom Kalk 2021, Markus Altenburger, Neusiedlersee Puszta Libre 2023 (Naturwein aus Zweigelt, St. Laurent, Pinot Noir), Claus Preisinger, Burgenland
 
Da wir nicht wissen, was auf den Tisch kommt, vertrauen wir der Weinbegleitung. Angesagt ist kein easy Drinking fruchtiger Weine mit Trinkfluss, sondern Weinerfahrung. Eingeschenkt werden eher säurearme, cremige, vollmundige Weine mit Charakter. Die Richtung der Weinreise gibt gleich der erste Wein vor (ohne Foto), eine als Naturwein ausgebaute abenteuerlich-spannende griechische weiße Cuvée des Erzeugers Papadopoulos Viticulture aus der historischen Weinregion Rapsani am Hang des Olymp mit der Bezeichnung Basilica. Darauf folgen Pfälzer Riesling, Muscadet de Sèvre et Maine und Chenin Blanc von Loire, Blaufränkisch vom Neusiedlersee sowie zuletzt eine abenteuerliche rote Naturwein-Cuvée aus dem Burgenland. Alle Weine harmonieren hervorragend mit den servierten Gerichten.
 
 
Das Menü
 
Gurkenkaltschale & Fingerlimette, Kohlrabi & Perilla Sellerie im Kirschblatt & Sakuracreme In Gewürzbutter konfierte Möhre, Taggiasca-Olive & Salz-Bergamotte Lachsforelle aus der Eifel, Koshihikari & Bärlauch aus dem Frühling
          Gurkenkaltschale & Fingerlimette, Kohlrabi & Perilla
                                           Sellerie im Kirschblatt & Sakuracreme
                                                                                    1 In Gewürzbutter konfierte Möhre, Taggiasca-Olive & Salz-Bergamotte
                                                                                                            2 Lachsforelle aus der Eifel, Koshihikari & Bärlauch aus dem Frühling

Brot & Butter (Brioche) Bouchot-Muscheln vom Grill, Lappentang & Kanzurisauce Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
                                              Brot & Butter
                                                                                            3 Bouchot-Muscheln vom Grill, Lappentang & Kanzurisauce
                                                                                                                4 Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
 
Perlhuhn, Wildkräuter vom Seibold & Leberbrot (Marko Seibold, Syke bei Bremen) Gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt Gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt Espresso, Zerbinatimelone & Dillblüte, Olivenkonfekt & Hanfsamen, Malzkuchen & Malzessig 
         5 Perlhuhn, Wildkräuter vom Seibold & Leberbrot 
                                                                6 Gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt
                                                                    Espresso, Zerbinatimelone & Dillblüte, Olivenkonfekt & Hanfsamen, Malzkuchen & Malzessig 
 
Guter Service, gefällige Einrichtung und interessante Weine sind beste Voraussetzungen für einen vergnüglichen Abend, aber die volle Wahrheit zeigt sich erst auf dem Teller. Die Küche des Pottkind ist speziell im Sinne von eigenständig. Abgesehen von kleinteiligen Blütendekorationen und japanischen Inspirationen folgt die Küche keinem Mainstream, sondern ihrem eigenen Stil. Servierte Gerichte sind weder heiß noch fettig, schlotzig oder üppig, sondern sind im nordischen Stil auf Gemüse- und Kräuteraromen ausgerichtet und geben beteiligten Komponenten Raum zu ihrer Entfaltung. 
 
Nach dem Menü möchte der Service-Mitarbeiter wissen, welche Gerichte unsere persönlichen Highlight-Gerichte seien. Die Auswahl fällt nicht leicht, aber wir können die Frage beantworten.  
  •     Favorit der Frau und Nr. 2 des Manns ist das Dessert: gerührte Heidelbeeren, Eukalyptus & geeister Joghurt
  •     Favorit des Manns ist der vierte Gang: Kalbsbries in der Zucchiniblüte, Aprikose & Sauce Mousseline
Beide Gerichte sind keine optischen Eyecatcher. Heidelbeeren sind zunächst verborgen und erst beim Verzehr zu sehen. Das Kalbsbries liegt versteckt unter Zucchinischeiben. Auf dem Foto ist nicht zu erkennen, dass es sich um Mini-Zucchini handelt und Scheiben ungefähr den Durchmesser einer Cent-Münze hatten. Die zum Verlieben verführerischen Kompositionen bestechen aromatisch und sensorisch. 
 
Nicht zugesagt hat uns der optisch beeindruckende und kompositorisch vielversprechende dritte Gang: Bouchot-Muscheln vom Grill, Lappentang & Kanzurisauce. Die bittersüße und hier sehr salzige Kanzurisauce basiert auf im Salzbad fermentierten und anschließend marinierten Chilischoten. Gegen den intensiven Salzgeschmack dieser Sauce können sich keine Umami-Aromen durchsetzen. Darüber hinaus vergeben wir leichte Abzüge der B-Note für die aus der Küche schallende poppige Musik, die wir jedoch über den Abend im Kopf ausblenden können. Musik in Restaurants ist ein schwieriges Thema. Vermutlich gibt es keine Musik, die allen gefällt.   
 

Perlhuhn, Wildkräuter von Marko Seibold, Syke bei Bremen

Unbedingt erwähnenswert ist der fünfte Gang: gefüllte Perlhuhnbrust mit Wildkräutern von Marko Seibold und fruchtigem Jus, der optisch die Höchstnote verdient und sensorisch unser dritter Favorit ist. Über Marko Seibold informieren wir uns zu Hause und erfahren, dass er als der gefragteste Gemüsegärtner des Landes gilt und Spitzenküchen in ganz Europa beliefert. Seine Spezialität sind seltene Wildkräuter, die er morgens in der Frühe erntet. Die Homepage von Marko Seibold ist nicht besonders aussagestark. Informativer ist ein Hof-PDF. Das Geheimnis seiner Landwirtschaft des Nichtstuns beschreibt ein lesenswerter Beitrag des SZ-Magazins: König der Kräuter 
 
 
 
DoggybagUnsere Aufnahmekapazität reicht nicht, um gereichte Brotbeilagen mit aufgeschäumter Butter vollständig zu verzehren. Der Service bietet für Reste ein Doggybag an, das wir selbstverständlich nicht ablehnen. Nach dreistündigem Highlight-Feuerwerk im Restaurant Pottkind lassen wir uns per Taxi nach Hause chauffieren. 
Unseren Freunden danken wir für das großzügige Geschenk dieses nur scheinbar flüchtigen Vergnügens. An diesen Restaurantbesuch werden wir uns oft und gerne erinnern. Dass das Ruhrgebiet nicht nur aus harter, schmutziger Arbeit besteht und Küchenkultur nicht nur Currywurst kann, sondern auch Spitzengastronomie, wird niemand abstreiten können.
 

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