Dienstag, 29. Oktober 2013

Konzert der 'Jan Garbarek Group' mit Trilok Gurtu in der Alten Oper Frankfurt

Rainer Brüninghaus, Yuri Daniel, Jan Garbarek
Den norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek kennen und schätzen wir seit der Veröffentlichung des Albums Witchi-Tai-To (ECM 1974). Mit wechselnden Besetzungen (u.a. mit dem Hilliard Ensemble) tritt Jan Garbarek regelmäßig live in Köln auf. Diese Konzerte versäumen wir möglichst nie. Auch die aktuelle Tournee mit 17 Konzerten im Zeitraum 26.10.-04.12.2013 führt wieder über Köln. Dieses Mal entscheiden wir uns jedoch für das Konzert in der Alten Oper in Frankfurt am Main. Die Reise nach Frankfurt dehnen wir zu einem Kulturausflug mit Übernachtung aus, um uns Zeit für die Dürer-Ausstellung im Städel Museum nehmen zu können. Den Besuch der Dürer-Ausstellung beschreibt der Post: Albrecht Dürer - Deutscher Meister
Diashow der Fotoserie




Alte Oper Frankfurt
Das Gebäude der Alten Oper empfängt uns an einem wunderschönen Herbstabend mit stimmungsvoller Beleuchtung. Die verschwenderische Illuminierung hat jedoch auch ihre Nachteile, wissen zumindest Aktivisten der Dark-Sky Association (eine internationale Initiative gegen Lichtverschmutzung).
Das ehemals berühmte Opernhaus wird im Zweiten Weltkrieg zum Opfer von Bombardements. Die Oper Frankfurt erhält 1951 eine neue Spielstätte. Das rekonstruierte Opernhaus wird seit 1981 für Konzerte und als Kongresshaus genutzt.
Akustik, Sicht und Klima sind im großen Konzertsaal exzellent. Die Sitze sind dagegen ziemlich unbequem. Plätze in der ersten Reihe verschaffen uns immerhin viel Beinfreiheit und hautnahen Blick auf das Bühnengeschehen.




Jan Garbarek Group in der Alten Oper Frankfurt
Pünklich betritt Jan Garbarek mit seiner Gruppe die Bühne vor ausverkauftem Haus. Bereits seit vielen Jahren gehört der Pianist Rainer Brüninghaus, ein 'Urgestein' des deutschen Jazz, zum bewährten und vertrauten Kern der Jan Garbarek Group. Seitdem der Bassist Eberhard Weber, ein weiteres 'Urgestein' des deutschen Jazz, aus gesundheitlichen Gründen ausfällt, holte Jan Garbarek den Brasilianer Yuri Daniel als Bassisten in die Gruppe. Einige Jahre begleitete der französische Schlagzeuger Manu Katché die Jan Garbarek Group. Auf dieser Tournee komplettiert der in Deutschland lebende indische Perkussionist Triluk Gurtu das Quartett, der bereits in den 80er Jahren mit Jan Garbarek in einer Gruppe spielte. Zwischenzeitlich arbeitete Triluk Gurtu mit Oregon und mehrere Jahre mit John McLaughlin zusammen. Auf dem Album 'Live at the Royal Festival Hall' (1989) des John McLaughlin Trios spielt Triluk Gurtu ein phantastisches Solo, das unsere Erwartungen schürt.


Yuri Daniel, Jan Garbarek, Trilok Gurtu
Die musikalische Richtung des Konzertes knüpft nahtlos an Aufnahmen der Doppel-CD 'Dresden in Concert' (ECM 2009) an, von der gleich mehrere Stücke dargeboten werden. Musikmaterial, Können der Musiker und ihr absolut sicheres Zusammenspiel bieten das Vergnügen eines Konzertes in höchster Qualität, wie es auch von diesen kongenialen Musikern nicht anders zu erwarten ist. Viele Stücke des Konzertes sind durchsetzt von Themen und Motiven aus der Folklore. Ob tatsächlich 'Jazz' im Sinne traditioneller Hörgewohnheiten gespielt wird oder der Begriff 'Weltmusik' diese Musikrichtung treffender umschreibt, lässt sich diskutieren. Jan Garbarek ist in alle Richtungen offen und wird vermutlich selbst nicht auf dem Begriff 'Jazz' bestehen. Da 'Jazz' andererseits nicht auf formale musikalische Stilelemente festgelegt ist, sondern sich aus einer sozialen Konnotation entwickelt hat und darüber hinaus mehr oder weniger freie Spielformen mit improvisierter Musik bezeichnet, ist eine Diskussion um begriffliche Abgrenzungen überflüssig.

Triuk Gurtu am Schlagzeug
Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, beträfe es die Vorhersagbarkeit eines Konzertes mit nur wenigen Überraschungselementen, wenn nicht das unkonventionelles Schlagzeugspiel Triluk Gurtus beteiligt wäre. Im Vergleich zu dem geschmeidig agierenden Schlagzeuger Manu Katché bevorzugt Triluk Gurtu eine rhythmischere wie auch perkussivere Spielweise und reichert diese mit Schlaginstrumenten nordindischer Musik an.
Gegen Ende des Konzertes zelebriert Triluk Gurtu einen Solo-Auftritt, in dem er Show-Effekte im Stil der 'Blue Man Group' nicht scheut, aber auch seine ganze Spiel- und Stimmkunst zur Begeisterung des Publikums entfaltet. (Auszüge zeigen die eingebundenen Clips.) Ohne Pause endet nach zwei Stunden das Konzert mit Standing Ovation. An diesen Abend werden wir uns noch oft erinnern!






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