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Gruß aus der Küche |
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Gruß aus der Küche |
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Gruß aus der Küche |
Die lebendige Kölner Gastronomieszene bereichert seit einigen Jahren das von Daniel Gottschlich betriebene Restaurant
Ox & Klee. Trotz bescheidenem Auftritt in beengten Räumen eines Souterrains auf der Richard-Wagner-Straße der
Kölner Neustadt zeichnete der
Guide Michelin das
Ox & Klee im November 2015 mit einem Stern aus (16 Punkte
Gault&Millau) und erhebt es zum insgesamt 8. Kölner 'Sternerestaurant', unter denen sich an der Spitze das Restaurant
Le Moisonnier mit 2 Sternen absetzt.(1) Das ständig ausgebuchte Restaurant
Ox & Klee hat sich diese Auszeichnung redlich verdient, meinen nicht nur die Betreiber dieses Blogs.(2) Daniel Gottschlich sieht sich jedoch noch nicht am Ziel. Ihm schwebt eine Weiterentwicklung in veränderter Umgebung vor. Nach mehrmonatiger Umbauphase eröffnet er seinen Betrieb am 13. September 2016 im mittleren der 3
Kranhäuser am Kölner
Rheinauhafen.(3) Als Gäste unternehmen wir heute eine Ortsbesichtigung, die Fortsetzungen provoziert. -
Fotoserie des Besuchs
Bereits im Eingangsbereich des Restaurants im Erdgeschoss des mittleren Kranhauses betritt der Gast im Vergleich zum alten Quartier eine völlig neue Welt arroganzfreier Luxuriösität. Der Hauptraum des Erdgeschosses ist als Bar gestaltet, in der auch kleine Gerichte serviert werden:
Bayleaf
Über der Bar befindet sich eine Etage höher das Restaurant. Eine stylische Treppe verbindet die beiden Etagen. Das nicht barrierefrei erreichbare Restaurant verfügt über einen Hauptraum mit 4 großen und 3 kleinen
runden Tischen sowie über ein per Schiebetür abteilbares Séparée mit weiteren Tischen. In
einem separaten Raum befindet sich neben der Küche ein 'Chef's Table' für 8
Personen, an dem ausschließlich ein 9-Gang-Tasting-Menü angeboten wird. In den neuen Räumen mit mindestens doppelter Anzahl an Plätzen sind Küchen- und Servicemannschaft deutlich vergrößert. Bemerkenswert ist die Begeisterung, mit der die jungen Teams agieren.
Als Gruppe von 4 Personen dürfen wir uns einen der zu unserem Eintreffen noch freien größeren Tische aussuchen. Das Studium einer Speisekarte entfällt, weil das Konzept lediglich ein Tasting Menü mit 4-9 Gängen vorsieht, das Gäste als 'Carte Blanche' überrascht. Die Preise starten bei 69 € für 4 Gänge und reichen in Stufen von 15 € je Gang bis zu 144 € für 9 Gänge. Unerwünschtes und Unverträglichkeiten werden abgefragt. Zum Menü kann eine passende Weinbegleitung gewählt werden.
Wir entscheiden uns für 4 Gänge, die mit diversen Amuse in nicht weniger als 11 Gerichten (plus Brot und Butter) serviert werden. Da wir nicht wissen, was aufgetragen wird, wählen wir die Weinbegleitung (36 € für 4 Weine mit je ca. 0,1 l). Den ersten Gruß aus der Küche bringt Daniel Gottschlich persönlich an den Tisch und wünscht "viel
Spaß". Im weiteren Ablauf servieren die jeweils verantwortlichen
Köche ihre Gerichte persönlich und sagen die kunstvoll angerichteten Teller an.
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Gruß aus der Küche |
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Jakobsmuschel, dry aged Rind |
Das 3-teilige Amuse bereitet in der Tat Vergnügen, das sich noch steigern ließe, wenn der Sud eines der Gerichte nicht nach Sojasauce schmecken würde. Nach einem weiteren Gruß aus der Küche mit 'Stör und Mascarponecreme auf Paprikasauce' (mittleres Foto oben) irritiert der erste Gang 'Jakosbmuschel mit dry aged Rind'. Übersalzte Würzung und eine erneute Sojasaucennote schalten das zarte Muschelfleisch geschmacklich aus. Kritik ist ab hier abgehakt.(4) Alle weiteren Gerichte fallen absolut stimmig aus.
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Fischgang |
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Fleischgang |
Als durchgängiges Prinzip der Küche erkennen wir den Verzicht auf Luxus-Produkte zugunsten Spannung erzeugender Kontraste von Geschmacksrichtungen, Aromen, Texturen und Farben, deren Orchestrierungung im besten Sinne überrascht. Das Fischgericht 'Lachs, Hähnchentapioka, Trüffelspäne, Petersiliensoße' und der Fleischgang 'Kalbshaxe, Creme aus violetten Kartoffeln, Lavendel, Kapernäpfel' avancieren zu unseren Lieblingen des Menüs.
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Banane im Salzteig, Ziegenmicheis, Melone |
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Crème brûlée, Orange, Macisblüte |
Das Dessert leiten 2 süße Grüße aus der Küche ein: 'Banane im Salzteig, Ziegenmilcheis, sauer eingelegte Melone'
sowie 'Crème brûlée, Orange, Macisblüte'.
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Käsedessert |
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Süßes Dessert |
Im Rahmen eines kleinen Menüs können sich Gäste zwischem einem süßen Dessert oder einem Käseteller entscheiden. Der Käseteller besteht aus 3 Sorten perfekt gereiftem französischem Rohmilchkäse. Das süße Dessert ist heute eine Komposition von Eis mit karamellisierter Milchhaut in Begeitung von Spänen und Sauce von Grammy Smith.
Das hoch erfreuliche Menü beenden wir mit einem exzellenten Espresso von
Schamong Kaffee (3,50 €), eine Kölner Traditionsrösterei.(5) Mit der Rechnung (494,80 € für das 4-Gang-Menü für 4 Personen inkl. aller Getränke) erreicht uns ein letzter Gruß aus der Küche in brauner Papiertüte, Schoko-Brioches, die wir uns für den nächsten Tag aufheben.
Weinbegleitung zum 4-Gang-Menü (36 €)
- Zum ersten Gang wird eine Cuvée uns kaum bekannter Weißweinsorten der Côte du Rhône eingeschenkt. Grundsätzlich begrüßen wir neue Wein-Geschmackserlebnisse. Den servierten Wein dominiert jedoch eine kräftige Holznote, unter der sich keine Nuancen entfalten können. Erzeuger, Appellation, Weinname und Jahrgang versuchen wir uns daher gar nicht erst zu merken.
- Den Fischgang rahmt ein auf Maische im Beton-Ei ohne Reinzuchthefen oder Schönungsmittel ausgebauter und nur gering geschwefelter 'Natural Wine' Neuburger 2015 des Burgenländer Weinguts Markus Altenburger. Der eher säurearme Wein harmoniert hervorragend mit dem Fischgericht und bietet eine spannende Trinkerfahrung.
- Zur Kalbshaxe genießen wir eine ausgesprochen erfreuliche Rowein-Cuvée von Blaufränkisch, Zweigelt und Merlot des ebenfalls im Burgenland beheimateten Weinguts Heinrich.
- Einen weiteren Höhepunkt erreicht der Abschluss in der Kombination eines gar nicht so süßen Desserts mit einer herausragenden restsüßen Riesling-Auslese des Weinguts Juliusspital.
Fazit
- Küche: Ein weiterer Kölner Gastro-Leuchtturm mit großem Potenzial
- Service: Aufmerksam, kompetent, freundlich, kommunikativ, entspannt, frei von Luxus-Attitüden
- Ambiente: Edel, eher minimalistisch, ohne Luxus-Accessoires
- Preis-Leistung des Menüs für 69 €: Outstanding
- Getränke-Preise liegen auf einem Niveau, das in Restaurants dieser Kategorie in Deutschland üblich ist: Glas Sekt 9 €, Weinbegleitung 36 €, Flasche Wasser 7,50 €, Espresse 3,50 €
Anmerkungen
- Eindrücke unseres Besuchs vom 23. März 2016: Restaurant Le Moisonnier
- Artikel von Tamara Schmidt vom Hofe im Guide Michelin: „Ich weiß nicht, was ich kriege, aber es macht Spaß“! Das Kölner „Ox & Klee“
- Das Konzept der Kranhäuser des Architekten Hadi Teherani geht zurück auf El Lissitzkys utopisches Projekt 'Wolkenbügel'.
- Absolut frei von derartigen kleinen Schwächen überzeugten bei einem weiteren Besuch am 18.01.2017 alle Gerichte mit Topform. Im Vergleich der beiden Menüs vom Oktober 2016 und vom Januar 2017 verweisen Redundanzen auf ein vermutlich noch eingeschränktes Repertoire der erst seit wenigen Monaten bestehenden Küchencrew.
- Eindrücke des Shops der Kaffeerösterei Schamong Kaffee zeigt das Album Spaziergang in Köln-Ehrenfeld vom 31.10.2016
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