Das Weingut Müller-Catoir ist seit 1744 in 9. Generation in Familienbesitz und gilt als Flaggschiff Pfälzer Weinkultur. Der Einladung zur Herbstpräsentation des Weinguts folgen wir gerne, aber in diesem Jahr liegt der Termin nicht gerade ideal zwischen der Teilnahme am Rursee-Walk des Rursee-Marathons und einem Konzert der Leverkusener Jazztage. Wir gönnen uns den reizvollen Ausflug inkl. Übernachtung im Hotel Krone und Dinner in der Pfälzer Stube (Post des Restaurantbesuchs). Ein Zwischenstopp am Weingut Markus Schneider in Ellerstadt vollendet auf dem Rückweg den Kurztrip unserer Pfälzer Spätlese.
Herbstpräsentation Weingut Müller-Catoir, Neustadt - Fotoserie: Weingut Müller-Catoir

Hotel Krone, Hayna - Fotoserie: Hotel Krone


Weingut Markus Schneider, Ellerstadt - "Ein Leben vor dem Wein gab es nicht" - Fotoserie: Weingut Markus Schneider

Nach seiner Ausbildung auf dem Weingut Dr. Bürklin-Wolf in Wachenheim stieg Markus Schneider (* 1975) 1990 im elterlichen Betrieb ein und strukturierte den Betrieb in ein selbst vermarktendes Weingut um. 1994 wurde der erste Wein eines Ertrages von 1 ha unter eigenem Namen als Cuvée 'Rotwein' vermarktet. Der Betrieb wächst schnell. Mittlerweile bewirtschaftet das Weingut 92 ha Rebfläche, füllt ca. 800.000 Flaschen Wein pro Jahr ab und zählt zu den größten deutschen Weinerzeugern. Der Ausbau der Rebfläche erfordert größere Betriebsflächen. Markus Schneider denkt in großen Dimensionen und klotzt Neu- und Erweiterungsbauten in die Region. Die Architektur fügt sich trotz ihrer Größe unauffällig in die Landschaft und wird mit renommierten Design-Preisen ausgezeichnet.
Im Mittelpunkt des Weingut-Marketings stehen nicht bestimmte Weine, besondere Lagen oder herausragende Einzel-Qualitäten, sondern Markus Schneider als Verschmelzung von Person und Marke. Mit eigenwilligen Flaschenetiketten und originellen Weinbezeichnungen gibt sich die Marke als 'Revoluzzer'. Tatsächlich betreibt sie lediglich ein unkonventionelles Marketing und folgt in ihrer konsequenten Qualitätsorientierung bewährten Standards. Markus Schneider verzichtet jedoch auf Lagenbezeichnungen, Wein-Prädikate oder VDP-Anschluss und füllt alle Weine als Q.b.A.s ab. Dabei nutzt er biologische Methoden, ohne diese auszuweisen oder sich Regeln von Bioverbänden zu unterwerfen.
Das Weingut baut zu je ca. 50 % Weiß- und Rotwein an. Weiße Rebsorten des Weinguts sind Weißer Burgunder, Grauburgunder, Riesling, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier. Rote Rebsorten verteilen sich auf Spätburgunder, Merlot, Blaufränkisch, Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Blauer Portugieser. Bekannt geworden ist das Weingut mit kraftvollen roten Cuvées und Namen wie Ursprung, Black Print, Tohuwabohu. Für Furore sorgt jedoch auch der Sauvignon Blanc mit dem Namen Kaitui, der sich schnell den Ruf erwarb, zu den besten seiner Art in Deutschland zu zählen. Obwohl der Name Kaitui ('Schneider' in der Sprache der Māori) in Richtung Neuseeland zeigt, entspricht die Stilistik des Weins eher einem klassisch-französischen Verständnis von Sauvignon Blanc.
Bei 92 ha Rebfläche können Weine des Weinguts Markus Schneider nicht nur für einen kleinen Expertenkreis produziert werden, sondern müssen preislich ein breites Publikum ansprechen und diesem einen unkomplizierten Trinkspaß vermitteln. Trotzdem bewerten einschlägige Weinführer und Gastro-Zeitschriften die Qualität der Weine durchweg positiv. Sie ordnen das Weingut zwar nicht in die erste Reihe deutscher Top-Weingüter ein, zählen es aber zur erweiterten deutschen Spitze. Unsere eigene, selbstverständlich subjektive Bewertung, fällt uneinheitlich aus, was bei einem komplexen Produkt wie Wein nicht überrascht:
- Wir mögen Kaitui (9,90 €), von dem wir stets einen kleinen Vorrat vorhalten. Einige Sauvignon Blancs aus Südtirol und der Steiermark schätzen wir noch mehr, befinden uns dann aber stets in Preiskategorien oberhalb von 10 €.
- Grauburgunder (8,90 €) und Chardonnay (8,90 €) vermitteln uns wenig Trinkspaß (was nicht dem Wein vorzuwerfen ist, sondern auf unseren Vorlieben beruht).
- Riesling und Weißburgunder können einige deutsche Weingüter besser, deren Weine liegen dann aber gleich in höheren Preisregionen. Dies gilt jedoch nicht für den Liter-Riesling 2015, den das Weingut Müller-Catoir zum gleichen Preis in höherer Qualität abgibt.
- Wer 'Rock 'n' Roll-Rotweine' mag, kommt an den preiswerten Cuvées Urspung (Cabernet Sauvignon, Merlot, Blauer Portugieser, 8,60 €) und Black Print (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Dorsa,13,50 €) kaum vorbei.
- Tohuwabohu 2012 (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc) im Bordeaux-Stil enttäuscht uns zum Preis von 19,50 €. Besser gefällt uns der nur in guten Jahren ebenfalls im im Bordeaux-Stil ausgebaute Steinsatz 2012, Flaggschiff des Weinguts aus den gleichen Rebsorten, die für diesen Wein von älteren Rebstöcken in höheren Lagen kommen. Die Ansage des Preises von 29,50 € verlässt jedoch unsere Kategorie von Alltagsweinen.
- Die aus der Kooperation mit dem südafrikanischen Weingut Kaapzicht Estate (Stellenbosch) hervorgehende rote Cuvée Vet Rooi Olifant (16,90 €) schmeckt ausgeprägt nach Pinotage, der uns nicht begeistert.
- Ausgezeichnet gefällt uns der Sekt BUBBLY BRUT (13,90 €), eine Cuvée von Chardonnay- und weiß ausgebauten Spätburgundertrauben, die in zweiter Gärung in der Flasche mit neun Monaten Depotkontakt reift.
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