Eigene Fotos: Altstadt Trient - Castello del Buonconsiglio - Fresken Adlerturm und Falkenturm - Wiki-Commons: Monatsbilder Adlerturm
Trient blickt auf eine lange Kulturgeschichte zurück, der die Altstadt ihre zahlreichen Kirchen, Palazzi, Schlösser und nicht zuletzt auch attraktive Piazza verdankt. Herausragendes Highlight unter vielen profanen Gebäuden ist das Castello del Buonconsiglio, eine auf das 12. Jahrhundert zurückgehende Burg Trienter Fürstbischöfe. Ab Ende des 14. Jahrhunderts ließen die Bischöfe Georg von Liechtenstein, Johannes Hinderbach und Bernardo Cles die Burg zu einer feudalen Residenz umgestalten. 1796 besetzten Napoleonische Truppen Trient und wandelten die Burg in eine Kaserne um. Nach dem 1. Weltkrieg fiel die Burg an den italienischen Staat, der Restaurierungen und Rückbauten durchführen ließ. Seit 1973 wird die Burg als Landeskunstmuseum der autonomen Provinz Trient genutzt.(1) Berühmt ist die Burg für Fresken des Zyklus der Monate(2) im Adlerturm (Torre Aquila), den der mit wenig Fortune agierende Bischof Georg von Liechtenstein 1397 zu Privatgemächern ausbauen und mit kunstvollen Fresken dekorieren ließ.(3) Nachdem uns die Fresken beim 1. Besuch von Trient entgangen sind, holen wir deren Besichtigung mit einem 2. Besuch nach.(4)
Um die Monatsbilder im Adlerturm betrachten zu können, lösen wir zusätzlich zum Museumsticket (10 € Normalpreis, 8 € Senioren) ein Ticket für den Adlerturm (2 € pP). Die Besichtigung ist unter Aufsicht zu vorgegebenen Zeitfenstern für limierte Gruppen organisiert. Unsere 20-köpfige 11:15 Uhr-Gruppe sammelt sich in einer am Löwenhof angrenzenden Halle des Magno Palazzo. Eine Mitarbeiterin des Museums geht voraus. Bevor wir den ehemals zu bischöflichen Privatgemächern führenden Geheimgang betreten, überreicht eine zweite Mitarbeiterin Audioguides, die für verschiedene Sprachen einstellbar sind.
Zunächst erreichen wir den Falkenturm, dessen Bau wahrscheinlich ebenfalls von Georg von Liechtenstein veranlasst wurde. Jagdszenen von Fresken des 16. Jahrhunderts im Falkenturm werden dem deutschen Maler Hans Bocksberger zugeschrieben.
Vom Falkenturm führt der Geheimgang weiter zum Adlerturm. Nach dem Einschalten des gedämpften Lichts benötigen die Augen Zeit, um sich an Lichtbedingungen anzupassen und Szenen wahrnehmen zu können. 11 Szenen (die Szene zum März ist verlorengegangen) stellen Zeitvertreib des Adels und körperliche Arbeit der bäuerlichen Bevölkerung im Wechsel der Jahreszeiten dar.
Die meisterhafte handwerkliche Ausführung der Szenen zeugt von hoher Kunstfertigkeit. Als Urheber des Bilderzyklus wird ein vermutlich aus Böhmen stammender Meister Wenzeslaus angenommen, der in Südtirol einige Spuren hinterlassen hat, dessen Biographie aber nicht überliefert ist. Stilmerkmale der Fresken ordnen Kunsthistoriker unter Internationale Gotik ein. Naturalistische Darstellungen von Personen und natürliche Landschaften als Hintergrund verweisen auf Einflüsse flämischer bzw. altniederländischer Malerei (Flämische Primitive). Während flämische Meister Räume und Landschaften perspektivisch korrekt malten, sind Szenen der Fresken im Adlerturm kulissenhaft übereinander geschichtet, was als Stilmerkmal itialienischer Malerei der Spätgotik im Übergang zur Renaissance gilt. Pikant ist eine Szene des Monats Juni. Sie zeigt einen Geistlichen mit einer Dame am Arm beim Lustwandel. Um die Peinlichkeit zu kaschieren, wurde das Gesicht der Dame später mit einem Bart getarnt.
Anmerkungen
- Museums-Webseite: Castello del Buonconsiglio
- Monatsbildzyklen sind ein klassisches Thema vormoderner europäischer Kultur und knüpfen an ältere Darstellungen des Zeitrhythmus von Jahreszeiten an.
- Artikel zu Georg von Liechtenstein:
- Georg von Liechenstein in Geschichte Tirol
- Georg III. von Liechtenstein in Allgemeine Deutsche Biographie - Wiki-Commons: Monatsbilder Adlerturm
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