Samstag, 24. August 2024

Poesie der Elemente im Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

Gemälde aus 188 Farbflächen von Martin Creed im Foyer Wilhelm-Hack-Mueseum in Ludwigshafen Alicja Kwade, Annahme gleicher Eigenschaft, 2014 Hack MuseumsgARTen
 
Den Grundstock des 1979 als Neubau im Stil brutalistischer Architektur eröffneten Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen bildet eine Schenkung des Kölner Sammlers Wilhelm Hack aus dem Jahr 1971 (Wikipedia: Wilhelm-Hack-Museum). Städtischer Kunstbesitz, die Sammlung Beck, weitere Schenkungen ergänzen den Bestand des Museums auf insgesamt ca. 10.000 Objekte. Den Schwerpunkt des Museums bildet abstrakte Kunst der Gegenwart und der klassischen Moderne. Die Sammlung umfasst aber auch mittelalterliche sakrale Kunst und archäologische Objekte aus der Zeit der Völkerwanderung. Aus der heterogenen Sammlung werden jährlich Ausstellungen mit thematisch wechselnden Themen zusammengestellt. Aktuell findet im Erdgeschoss ein Umbau statt, sodass nur die Ausstellung Poesie der Elemente (09.03.2024 - 21.04.2025) präsentiert wird. Während Umbauphasen und generell samstags ist der Eintritt frei. - Fotoserie

Bekannt oder sogar berühmt ist das Museum für ein von Joan Miró gestaltetes 55 m breites, 10 m hohes, aus 7200 Keramikkacheln bestehendem Wandbild der Außenfassade (Miró-Wand). Wir sind keine Miró-Fans und verzichten bei schwül-heißer Wetterlage auf einen Spaziergang um das Gebäude. Das Museum ist am Samstagvormittag geöffnet und angenehm klimatisiert. Im Foyer sind wir allein und fragen uns irritiert, wie wir uns verhalten sollen. Nach kurzer Zeit erscheint eine Mitarbeiterin an der Theke des Empfangs und macht uns darauf aufmerksam, dass nur die oberen Räume zu besichtigen seien und Räume im Erdgeschoss wegen Umbau geschlossen sind. Nachdem wir uns zur Besichtigung entschlossen zeigen, besetzen zwei weitere Mitarbeiter Aufsichtsposten in den Ausstellungsräumen. Während des Rundgangs bleiben wir die einzigen Besucher und beschäftigen insgesamt vier Mitarbeiter, die wir möglicherweise bei ihrem Frühstück gestört haben. Eine Gastronomie ist nicht vorgesehen, aber nach dem Rundgang wird uns Kaffee angeboten. Wir wollen nicht länger stören und verzichten dankend. Immerhin werden wir außergewöhnlich nett verabschiedet.
 
 
Ausstellung Poesie der Elemente
 
Die aktuelle Ausstellung Poesie der Elemente orientiert sich an der antiken Vier-Elemente-Lehre, gemäß der Feuer, Wasser, Erde, Luft die Urstoffe bilden, aus deren Mischungen und Transformationen jede existierende Entität erklärt wird. Bis zur frühen Neuzeit bildete die Vier-Elemente-Lehre eine bedeutende Grundlage vermeintlichen Wissens über die Zusammensetzung der Welt. Die auf drei Ebenen verteilte Ausstellung präsentiert hochkarätige Werke und gliedert sie in sechs Kapiteln. Diese ergänzen Feuer, Wasser, Erde, Luft als Urstoffe um komplementäre Begriffe und erweitern Urstoffe um die Begriffe Universum und Schöpfung. Ideen und Strukturen dieser Ausstellung beschreibt ein kostenloses 64-seitigiges Begleitheft, das auch digital als PDF zur Verfügung steht und eigene Beschreibung verzichtbar macht (Begleitheft Poesie der Elemente). Hier eingefügte eigene Fotos zeigen nur einen Ausschnitt der Ausstellung ohne Erläuterungen. Weitere Fotos zeigt das Begleitheft inklusive Erklärungen.

Max Ernst, Porträt, um 1913 Max Ernst, Vegetation, 1916 Max Ernst, Fisch,1952 Max Ernst, Forêt et soleil, 1956, Der Brettwald Max Ernst, 4 Oiseaux et 5 soucoupes volantes, 1953 Kasimir Malewitsch, Bühenentwürfe zu der Oper "Sieg über die Sonne2, 1913/1973 Kasimir Malewitsch, Suprematistische Komposition, 1915/1916 El Lissitzky, Proun 23 N (B 111), 1920/1921 Jackson Pollock, Comet, 1947 Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen Otto Piene, Deckblatt der Mappe Feuerflora, 1971 Otto Piene, Serigrafien aus der Mappe Feuerflora, 1971 Otto Piene, Serigrafie aus der Mappe Feuerflora, 1971 Albert Irvin, Flight, 1973

Wieweit Auswahl und Ordnung der Sammlungsobjekte mit programmatischen Vorstellungen einer Struktur elementarer Urstoffe korrespondieren, ist eine Frage, die sich nicht mit harten Fakten beantworten lässt, sondern Betrachtern eigene Wertungen abverlangt. Hier ließe sich feststellen, dass ästhetisches Vergnügen sich selbst genügt und daher keine wertenden Bedeutungen erfordert. Andererseits legen Konnotationen zur Vier-Elemente-Lehre und erweiterte Bezüge auf Bedeutungskonstrukte wie Universum und Schöpfung Verweise auf universale Gesetzmäßigkeiten nahe, mit denen sich Philosophie und Naturwissenschaften befassen und die von Kunst in ihren Werken reflektiert wird.

Ob von Kuratoren der Ausstellung aufgezeigte Zusammenhänge zwischen vermeintlichen universalen Urpinzipien und abstrakten Kunstwerken über ein Spiel mit Mustern hinausweisen will, lässt die Ausstellung unbeantwortet und delegiert somit mögliche Antworten an Betrachter. Für esoterisch affine Betrachter sind solche Zusammenhänge möglicherweise leichter nachvollziehbar, als es für sich an empirischen Sachverhalten orientierenden Betrachtern möglich ist. Letztere suchen in Kontexten von Lebenszusammenhängen nach Kriterien für Relevanz im Sinne funktionaler Bedeutung. Solche Bedeutungen erschließen sich eigener Betrachtung in der Ausstellung nicht. Eigene Wahrnehmung versteht suggerierte Zusammenhänge als ein Spiel mit ästhetischen Mustern. Diese Perspektive legt auch der Bezug auf den Begriff der Poesie nahe, der lediglich im Titel der Ausstellung enthalten ist, aber keines der ausgestellten Werke explizit aufgreift. Der Begriff der Poesie umschreibt keine Sachbezüge zur realen Welt, sondern ungegenständliche emotionale Befindlichkeiten oder gedankliche Konstrukte, die mittels Qualität ihrer Form kommunikative Nachvollziehbarkeit herstellen.
 

Museums-Garten
 
Hack MuseumsgARTen Hack MuseumsgARTen Hack MuseumsgARTen

Im Außengelände des Museums ist in der Umgebung der Betonwüste des Hans-Klüber-Platzes als Erweiterung des Museum der hack-museumsgARTen eingerichtet. Der in Töpfen, Kübeln, Kisten wild wuchernde Garten ist von mehreren Künstlern als offenes Beteiligungs- und Gestaltungsprojekt konzipiert. Gemäß Programmatik steht der Garten allen Bürgern, Familien, Vereinen und Gruppen der Stadt offen. Hand anlegen können wir jedoch nicht, denn tatsächlich ist der Garten zur Zeit unseres Besuchs geschlossen. Öffnungszeiten erkennen wir nicht. Allerdings wäre es für Gartenarbeiten viel zu heiß. Einen Kiosk mit kühlen Getränken hätten wir nicht verschmäht.

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