Zechensiedlung in Bottrop |
Woher ich das weiß? Meine Familie wohnte bis zu meinem 3. Lebensjahr in einer Zechensiedlung der Schachtanlage 2/5 Friedrich Thyssen in Hamborn. Nach dem Umzug lebten Großeltern und Verwandte noch etliche weitere Jahre in der Zechensiedlung.
Besuche waren samstags tabu, denn samstags war Badetag. Während die Bergleute in ihren Waschkauen duschten, badeten ihre Familien mangels Badezimmer in Zinkwannen, die zu diesem Zweck in der Küche aufgestellt wurden. Für warmes Wasser musste Wasser in Wasch- oder Einkochkesseln auf Kohleöfen beheizt werden, die als einzige Heizquelle dienten und auf denen auch gekocht wurde. Die Badewannenbrühe musste für die ganze Familie reichen. Gebadet wurde daher in strenger Reihenfolge der jeweiligen Familienhierarchie. Wenn die Prozedur sich länger hinzug, wurde heißes Wasser nachgefüllt. Nach dem Bad gab es frische Unterwäsche, die i.d.R. eine Woche getragen wurde.
Samstags wurde auch die Straße vor dem Haus gekehrt. Ein Straßenbesen gehörte zu Grundausstattung aller Haushalte. Abgesehen von Ausnahmen waren Wäsche-Waschtage dagegen monatliche Ereignisse, die einen regelmäßig wiederkehrenden und in allen Familien gefürchteten Ausnahmezustand herstellten. (Detailbeschreibung werden nachgeliefert.)
Das Leben in Zechensiedlungen war vielleicht anstrengender als in aktuellen Wohnumgebungen, es hatte aber auch seine Vorzüge und war vor allem immer äußerst unterhaltsam und mitunter auch spannend. Zur Saison der Brieftaubenrennen fieberten Nachbarn und Taubenfreunde mit den Taubenvätern. Dass Brieftauben die 'Rennpferde' der Bergleute sind, haben wir bereits als Kinder verstanden. Dachböden vieler Zechenhäuser waren als Taubenschlag ausgebaut.
(*) Der Post ist unvollständig und wird forgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen