Samstag, 31. Mai 2025

31.05.2025 Die Zeiten der Natur - Ausstellung Arcimboldo, Bassano, Bruegel, KHM Wien (11.03. - 29.06.2025)

Die am 31.05.2025 besuchte Ausstellung Arcimboldo
 - Bassano - 
Bruegel: Die Zeiten der Natur präsentiert das Kunsthistorische Museum Wien (KHM) im Zeitraum 11.03.- 29.06.2025. 
 
Kunsthistorisches Museum Wien Gesamtkunstwerk Kunsthistorisches Museum Wien Foyer Kunsthistorisches Museum Wien, Marmorskulptur Theseusgruppe (Theseus besiegt den Kentauren) von Antonio Canova
 
Die weltberühmte Sammlung des KHM zeigt Objekte aus 5000 Jahren. Die Qualität der Sammlung des Museums und die Ausstellung rechtfertigen eine Reise nach Wien. Unser zweistündiger Besuch beschränkt sich auf die Sonderausstellung (Fotoserie Ausstellung) sowie auf weitere Highlights der Gemäldesammlung mit Werken aus dem 15. bis 17. Jahrhundert (Fotoserie KHM). Ca. 140 Werke der Sonderausstellung, in der nicht alle Werke fotografiert werden dürfen, stammen nicht nur von Guiseppe Arcimboldo, Jacopo Bassano (Jacopoo da Ponte), Pieter Bruegel der Ältere. Gezeigt werden auch Werke weiterer Künstler, u.a. von Leonardo da Vinci, Albrecht DürerHieronymus Bosch. Arcimboldo und Bassano gelten als Vertreter des Manierismus, der auf der Idee basiert, dass Künstler ihren eigenen StIl (maniera) entwickeln sollen. Der Begriff des Manierismus erfuhr eine große Vielfalt stilbildender Auffassungen und später eine starke, aber auch strittige Abwertung im Sinn der Verletzung ästhetischer Regeln.


Die Entwicklung der Wissenschaften im 16. Jahrhundert: Ein neuer Blick auf die Welt
 
Beschreibungen dieses Kapitels zitieren Passagen aus dem Webjournal des KHM zur Ausstellung. 
 
Giorgione, Die drei Philosophen (1508/9) 
 
Giorgione, Die drei Philosophen (1508/9) Giorgiones Bild zeigt das "gesteigerte Interesse an den Wissenschaften an der Wende zur Neuzeit. Um 1500 studierten humanistische Gelehrte antike Schriften, um diese zu überarbeiten und weiterzuentwickeln. Der wahrscheinliche Auftraggeber des Bildes – Taddeo Contarini, ein reicher und gebildeter Venezianer - las selbst antike Manuskripte über Philosophie und Astronomie. Die Republik Venedig brachte als bedeutendes Verlagszentrum gedruckte wissenschaftliche Texte in Umlauf."
 "Wer immer die drei Männer sind – sie haben sich dem Forschen verschrieben.  Der älteste Mann rechts zieht ein Schriftstück mit astronomischen Zeichen hervor und setzt zu sprechen an. Sein Gefährte in orientalischer Kleidung wendet sich ihm zu. Der Jüngste sitzt mit Zirkel und Winkellineal in den Händen, so als würde er aufmerksam etwas vermessen." 
 
"Giorgione schildert die Landschaft ausführlich. Menschen und Natur verbinden sich zu einer harmonischen Einheit. Die Natur selbst wird zum Experimentierfeld der Forschenden. Die Bäume im Hintergrund sind teils belaubt, teils kahl. Klingt hier der Wechsel der Jahreszeiten an? Spiegelt die Natur die verschiedenen Lebensalter der Männer wider?"
 
 
Dürers Sternenkarten 
 
Albrecht Dürer, Karte des nördlichen Sternenhimmels, kolorierter Holzschnitt (1515)Albrecht Dürer, Karte des südlichen Sternenhimmel, kolorierter Holzschnitt (1515) "Schon frühe Hochkulturen nutzten die Erscheinungen am Himmel zur Zeitbestimmung. Die Babylonier fassten die hellsten Lichtpunkte am Nachthimmel mit imaginären Linien zu Figuren oder Gegenständen zusammen. Die Griechen und Römer der Antike entlehnten ihre Himmelsgestalten der Mythologie – sie wirken auch in der modernen Astronomie nach. Die so entstandenen Sternbilder waren wichtig zur Orientierung in Zeit und Raum. Ihre Kenntnis war hilfreich zur Einteilung des Jahres oder bei der Seenavigation. Die Positionen der Gestirne wurden in Karten verzeichnet." 
"Die beiden Holzschnitte gelten als erste gedruckte Himmelskarten in Europa. Sie wurden vielfach reproduziert und verbreitet. Die Darstellung des Nordhimmels ist an Personal dicht gedrängt. An der Kreislinie des Nordhimmels sind die zwölf Tierkreiszeichen zu erkennen. In den Ecken wachen vier Astronomen des Altertums." Der Südhimmel war zu dieser Zeit in Europa weitgehend unbekannt.
 
 
Pieter Bruegel d.A., Der düstere Tag (Vorfrühling), 1565 Pieter Bruegel d.Ä., Die Heimkehr der Herde (Herbst), 1565 Pieter Bruegel d.Ä., Die Jäger im Schnee (Winter), 1565
 
Erhalten sind nur fünf Gemälde. Der Frühling ging verloren. "Bruegel teilte das Jahr in sechs Jahreszeiten, nicht vier. Diese Einteilung entsprach in etwa dem bäuerlichen Arbeitsrhythmus. Die Gemälde zeigen die Jahreszeiten oder Monate, wie sie bis dato in Kupferstichen oder Kalendern geschildert wurden. Doch in Bruegels Bildern ist einiges anders. War es bisher üblich, die Arbeiten und Aufgaben der ländlichen Bevölkerung im Verlauf eines Jahres in den Mittelpunkt zu stellen, rückt Bruegel die Natur selbst in den Fokus. Landschaft und Wetter bestimmen die Darstellungen, während die Menschen eine untergeordnete Rolle spielen, ihren typischen und wiedererkennbaren Tätigkeiten aber nach wie vor nachgehen."
 
"Auch wenn Bruegels Landschaften sehr natürlich und authentisch wirken, sind sie doch erfundene Landschaften. Das beste Beispiel sind die riesigen Gebirgszüge in seinen Bildern. Die felsigen Berge sieht Bruegel nicht in seiner niederländischen Heimat, vielmehr bringt er sie als eine Art Souvenir von seiner Reise über die Alpen mit. Auch der Almabtrieb im Herbst ist eine Erinnerung an diese Reise. Beides integriert er erfolgreich und eindrucksvoll in seine flachen, flämischen Dorflandschaften."
 
 
 
"Neujahrstag 1569: Nach jahrelanger Arbeit überreicht Hofkünstler Giuseppe Arcimboldo Kaiser Maximilian II. einen außergewöhnlichen Bilderzyklus – die Vier Jahreszeiten und die Vier Elemente."
 
Einführung Arcimboldo Guiseppe Arcimboldo, Vier Jahreszeiten, Der Frühling (1555/60) Guiseppe Arcimboldo, Vier Jahreszeiten, Der Sommer (1563) Guiseppe Arcimboldo, Vier Jahreszeiten, Der Winter (1563) Guiseppe Arcimboldo, Das Feuer (1566) Guiseppe Arcimboldo, Das Wasser (1566) Guiseppe Arcimboldo, Die Erde (1566) Guiseppe Arcimboldo, Die vier Jahreszeiten in einem Kopf (1590)
 
"Heute sind vom Wiener Zyklus nur noch zwei Jahreszeiten mit ihren Gegenstücken im Kunsthistorischen Museum erhalten: Sommer und Feuersowie Winter und Wasser. Der Frühling (aus Blüten zusammengesetzt) befindet sich heute in der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid, während der Herbst als verschollen gilt. Von den Elementen hat sich die Erde (ein Arrangement von Säugetieren) in den fürstlichen Sammlungen Liechtenstein erhalten. Die Luft – gänzlich aus Vögeln bestehend – ist verloren gegangen, hat sich also sprichwörtlich in Luft aufgelöst. Allerdings sind spätere Versionen der verschollenen Gemälde erhalten, die uns das ursprüngliche Gesamtkonzept überliefern."  
 
"Arcimboldo stellt Jahreszeiten und Elemente als Porträts dar, zusammengesetzt aus den Früchten und Schätzen der jeweiligen Zeit. Diese Köpfe schwanken zwischen Stillleben und Bildnis, zwischen Naturstudie und Allegorie. Zudem stehen sich Jahreszeiten und Elemente paarweise gegenüber: Während dem Frühling die Luft zugeordnet ist, erblickt der Sommer im Feuer sein Gegenüber. Herbst und Erde bilden das nächste Paar, Winter und Wasser schließen den Kreis."
 
"Arcimboldo stellt die Natur nicht nur als Wunderwerk dar, sondern nutzt sie zur Verherrlichung der Habsburger. Seine Gemälde sind voller Anspielungen an die Habsburger Macht. Das Feuer trägt die Ordenskette des Ritterordens vom Goldenen Vlies und zeigt den Doppeladler der Habsburger. Das Wasser trägt eine Krone – ein Hinweis darauf, dass die Serie einem gekrönten Habsburger gewidmet ist. Der Winter enthält ein verstecktes „M“ sowie ein Feuereisen, das Symbol des Ritterordens der Habsburger – ein direkter Verweis auf Kaiser Maximilian II. Während Pieter Bruegel d. Ä. in seinen Werken den Menschen als Teil der Natur zeigt, erhebt Arcimboldo die Habsburger zur zentralen Ordnungsmacht des Universums." 
 
"Arcimboldos Jahreszeiten-Zyklus war in seiner Originalität ein derart großer Erfolg, dass der Künstler selbst mehrere Varianten für die verschiedensten europäischen Höfe anfertigte. Manche waren als Geschenke der Habsburger Kaiser gedacht. Eine komplette Serie der Jahreszeiten aus dem Jahr 1573 befindet sich heute im Louvre. Eine etwas frühere Variante des Frühlings und Sommers findet sich in der Münchener Pinakothek. Im typischen Bestreben der Zeit, Assoziationen zwischen verschiedenen Ideen und Konzepten herzustellen, entsprach jedes Jahreszeiten-Elemente-Paar einem der Vier Temperamente des Galenus. Frühling und Luft entsprechen dem Sanguiniker, Sommer und Feuer dem Choleriker. Herbst und Erde korrespondieren mit dem Melancholiker, Winter und Wasser schließlich mit dem Phlegmatiker. Die Jahreszeiten wurden häufig auch als Sinnbilder für die Lebensalter des Menschen betrachtet. So steht der Frühling im Allgemeinen für Kindheit, der Sommer für die Jugend, der Herbst für Reife und der Winter für das Alter. Arcimboldo lässt in seinen Allegorien der Jahreszeiten Ähnliches anklingen – sein knorriger Winter etwa wirkt wie ein grantiger alter Mann."

 
 
"Erste Auseinandersetzung mit dem Thema Jahreszeiten fand noch im kleinen Format statt. Es waren Kunstwerke, die für Studioli, also Arbeitszimmer reicher Kunstsammler, und als Konversationsstücke gedacht waren. Sie scheinen von Bruegel inspiriert, dessen Jahreszeiten er vermutlich aus Kupferstichen kannte. Ähnlich wie dieser stellte Jacopo den bäuerlichen, ländlichen Alltag in sanft abfallender Landschaft dar. Andere Inspirationsquellen waren wohl Fresken in Trient und Buchillustrationen."
 
Jacopo Bassano, Frühling (Vertreibung aus dem Paradies), 1570/75 Jacopo Bassano, Sommer (Opferung Isaaks), 1570/75 Jacopo Bassano, Herbst (Moses empfängt die Gesetzestafeln), 1570/75

"Wie Bruegel wählte Bassano für jede Jahreszeit eine eigene Lichtstimmung der ihr zugeordneten Tageszeit. Somit findet der große Zyklus der Jahreszeiten seine Entsprechung im Tagesablauf:
 Frühling – Morgen, Sommer – Mittag, Herbst – Nachmittag, Winter – Nacht. Anders als Bruegel integriert Jacopo aber auch biblische Themen in seine Bilder und verbindet die Zeiten des Jahres mit der christlichen Heilsgeschichte. So findet der Mensch seinen Platz nicht nur in der Natur, sondern auch im religiösen Kosmos."
 
Bassano-Saal Leandro Bassano, Januar (1581/87) Leandro Bassano, März (1581/87) Leandro Bassano, April (1581/87) Leandro Bassano, Mai (1581/87) Leandro Bassano, Juni (1581/87) Leandro Bassano, August (1581/87) Leandro Bassano, September (1581/87) Leandro Bassano, November (1581/87)
 
Die Ausstellung zeigt neben Werken von Jacopo Bassano (Jacopoo da Ponte) auch Arbeiten seiner Söhne Francesco Bassano und Leandro Bassano. Von letzterem stammen hier dargestellte Bilder des Wiener Zyklus der Monate. Monatsbildzyklen sind ein klassisches Thema vormoderner europäischer Kunst und gelten als Vorläufer der europäischen Landschafts- und Genremalerei. Die Grundform der Monatsbilder repräsentiert den landwirtschaftlichen Jahreszyklus. Monatsbilder stehen häufig in Verbindung zu Darstellungen der zwölf Tierkreiszeichen und sind mit vierteiligen Zyklen der Jahreszeiten verwandt. - Wikipedia: Monatsbilder
 
Einen anderen berühmten Zyklus der Monate haben wir 2019 im Adlerturm des Castello del Buonconsiglio in Trient nachzuholen. Über den Besuch berichtet der Post Freskenzyklus von Monatsbildern im Adlerturm des Castello del Buonconsiglio in Trient.

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