Montag, 13. Juni 2011

Francesco Clementes Statements - Archaische Mystik oder manieristische Symbolik?


In Frankfurt/M. zeigt eine Austellung der Kunsthalle SCHIRN vom 4.06.- 4.09.2011 aktuelle und ältere Arbeiten des in New York und Rom lebenden italienischen Malers Francesco Clemente. Im Zentrum der Ausstellung steht der im Jahr 2009 geschaffene Zyklus "A History of the Heart in Three Rainbows", den drei Gruppen mit je fünf monumentalen Aquarellen im Format 1,85 m x 3,65 m bilden.

Francesco Clemente malt gegenständlich. Welche Impulse ein Betrachter empfängt und welche Erklärungen oder Deutungen sich bei der Betrachtung einstellen, gibt Clemente nicht vor, sondern überlässt diesen Prozeß der Erklärung oder Deutung dem Betrachter. Ein solcher Ansatz öffnet naturgemäß einen breiten und auch kontroversen Deutungsraum, auf den uns Frankfurter Tageszeitungen aufmerksam machen. Von dieser spannenden Konstellation möchten wir uns gerne selbst ein Bild machen. Am 13.06.2011 bietet sich uns diese Gelegenheit.

In der FAZ vom 8.06.2011 zeigt sich Rose-Maria Gropp von Clementes "aufregend persönliche(r) Stellungnahme" fasziniert und stellt einen starken Reiz des Staunens fest. Rose-Maria Gropp betrachtet Clementes Werk als ein "offenes Fließen" von "Themen und Symbolen", die sie als "Chiffren" versteht "für die Menschheitsfragen nach Liebe, Sexus und Tod" einschließlich einer "bohrende(n) Selbstbefragung".
 





In der Ausgabe der Frankfurter Rundschau vom gleichen Tag verbirgt Peter Michalzik nicht seine Irritation in Anbetracht einer "bedeutungsbunte(n) Atmosphäre" dieser Bilder "von zweifelhafter Qualität". Angesichts einer "stillose(n) Kunst", die sich als eine "merkwürdige Mischung aus Chagall und Warhol" darstellt, fargt Peter Michalzik sich ratlos, "warum Clemente in der Schirn jetzt mit einer Einzelausstellung hervorgehoben werden muss".






Clementes handwerkliches Können hebt auch Peter Michalzik hervor, erkennt jedoch trotz "bewunderswerter Technik" lediglich die ironiefreie Darstellung eines angenehm-leichtgewichtigen Lebensgefühls. Peter Michalzik findet sich "tief drin im mythologischen Gestrüpp" wieder, in dem alles Symbol ist und farbenfroh "wohin auch immer ... verweist", ohne dass er in dieser Kunst ein Geheimnis zu erkennen vermag, obwohl sie "aber trotzdem dauernd so tun" muss, "als hätte sie eines".







Technik und Komposition dieser Bilder haben wir als durchaus spannend empfunden. Ein inhaltliches Geheimnis konnten wir zwar ebenfalls nicht erkennen, was nicht besagen soll, dass es keines enthält. Die sinnfreie Absicht des Künstlers suggeriert keine um Geheimnisse angereicherte inhaltliche Überhöhung, sie erlaubt jedoch einem Betrachter, Geheimnisse zu erkennen, die seine eigenen sind bzw. von ihm in diese Bilder hineingedeutet sind. Die Arbeiten können darum auch als Mandalas verstanden werden, deren Symbolik auf das Unbewusste zielt und mittels Farben und Formen Bereiche der Psyche stimuliert. Inhaltliche Fragen und Antworten macht diese Kunst zur Sache des Betrachters und nimmt dafür den Preis einer Beliebigkeit in Kauf.

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