Sonntag, 18. März 2018

Das gedruckte Bild - Die Blüte der japanischen Holzschnittkultur - Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst Köln

Utagawa Hiroshige, Heimkehrende FlößerAusstellungsplakat Mehr als 2000 Blätter mit Holzschnittdrucken aus der Blütezeit japanischer Holzschnittkunst umfasst die Sammlung des Museums für Ostasiatische Kunst Köln.(1) Die Blätter, von denen viele auf die Sammlung der Museumsstifter Adolf und Frieda Fischer zurückgehen, lagerten mangels Expertise mehr als 100 Jahre ungeordnet im Archiv. 2013 konnte der niederländische Experte Matthi Forrer gewonnen werden, der in vierjähriger Arbeit die Blätter sichtete und katalogisierte.(2)
Eine Auswahl von 360 Holzschnittdrucken präsentiert die Sonderausstellung Das gedruckte Bild - Die Blüte der Japanischen Holzschnittkultur im Zeitraum 1. März - 1. Juli 2018. Überaus positive Berichte in Tageszeitungen machen neugierig, obwohl wir von japanischen Holzschnitten so wenig verstehen wie von japanischer Kultur und deren Geschichte.(3) - Fotoserie
Museumsgründern Adolf und Frieda Fischer – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
Museumsgründern Adolf und Frieda Fischer – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018


Führung durch die Ausstellung Um nicht orientierungslos durch die Ausstellung zu irrlichtern, schließen wir uns einer Führung durch die Welt japanischer Farbholzschnitte an. Unsere Führerin, Sinologin und Japan-Kennerin, erweist sich als hoch kompetent. In der ca. einstündigen Führung gelingt es ihr, japanische Holzschnittkultur zu vermitteln und eigene Recherchen zu motivieren.
Im 18. und 19. Jahrhundert waren in Japan Holzschnitte als Gebrauchskunst für den Mittelstand, als Werbung für Theater sowie als Illustrationen für Bücher weit verbereitet. Anhand von Darstellungsdetails und ausgestellter Utensilien werden Drucktechniken und Regularien der Verbreitung von Drucken verständlich.
Namen der bedeutendsten Künstler japanischer Holzschnitte sagten uns bisher nichts, weil wir sie erst heute zur Kenntnis nehmen. 



Bild in Bild von Utagawa Hiroshige(?)Bild in Bild von Utagawa Hiroshige(?) Wie nicht anders zu erwarten, sind Motive von Darstellungen vielfältig. Trotzdem lassen sich besonders populäre Motive identifizieren: Landschaftsdrucke und Ansichten des Verwaltungszentrums Edo (heute Tokio), Helden und Unhelden der japanischen Geschichte, Sumō-Ringer, Szenen und Schauspieler des Kabuki-Theaters, Darstellungen von Dämonen, Gespenstern und Europäern, Darstellungen aus der Welt des Vergnügungsviertels von Edo.
Darstellungen idealisieren. Symbole, landschaftliche Ikonen und schöne Kimonos sind wichtiger als individuelle Menschen. Gesichter sind schablonenhaft mit kleinen Mündern und lang gezogenen Köpfen ohne individuelle Merkmale dargestellt. 
Bemerkenswert ist der Einfluss japanischer Holzschnittkunst auf europäische Malerei, auf den unsere Führerin aufmerksam macht.(4) Vincent van Gogh war von japanischer Kunst fasziniert. Er kopierte Motive und orientierte sich an Perspektiven und Farben japanischer Vorbilder.(5) Claude Monets Seerosenbilder sind japanischen Vorbildern geschuldet. Jugendstil und Expressionismus zeigen japanische Einflüsse. Paul Klee und japanische Kunst inspirieren sich wechselseitig.(6) Ungeklärt bleibt, warum keine Shungas (japanisch für 'Frühlingsbilder') ausgestellt sind, populäre pornografische Darstellungen expliziter Erotik, die fast jeder Holzschnittkünstler herstellte.(7)

Blick aus dem Museum für Ostasiatische Kunst zum Aachener WeiherLandschaftsgarten im Museum für Ostasiatische Kunst Persönliches Fazit: heute wieder viel gelernt in einer sehenswerten, aber für Laien nur mit Führung oder intensiver eigener Vorbereitung verständlichen Ausstellung.
Eine erwähnenswerte permanente Attraktion ist der japanische Landschaftsgarten innerhalb des Museums, der zwar nicht zugänglich ist, aber auch in der Betrachtung von außen beeindruckt.
Wer nur oder auch ein attraktives Café sucht, wird im Museums-Café mit Blick auf den Aachener Weiher glücklich (Außenterrasse in der warmen Jahreszeit). Kölner kennen die Location selbstverständlich, weshalb das Café immer gut besucht ist.



Anmerkungen
  1. "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen." – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
    "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen." – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
    Wikepedia: Japanischer Farbholzschnitt
  2. "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen", erklärte Matthi Forrer dem Kölner Stadt-Anzeiger.
    "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen." – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
    "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen." – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
    "Ich war erstaunt, eine so große Sammlung in einer so großen Unordnung anzutreffen." – Quelle: https://www.ksta.de/29798380 ©2018
  3. Berichte in Tageszeitungen:
    Andreas Platthaus in FAZ: Verherrlicht, verfemt, verrucht
    Martin Ohlen im Kölner Stadt-Anzeiger: Das Panorama des Vergnügens
  4. Wikipedia: Japonismus
  5. Artikel zum Japonismus bei van Gogh und weiteren Malern:
    Tagesspiegel: Das große Glück von Linie und Fläche
    Welt: Vincents Traum: Van Gogh und die japanische Kunst
  6. Berner Zeitung: Wie Japan Paul Klee inspirierte
  7. Bilder von Shunga-Darstellungen

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