Antisemitismus hat eine weit in europäische Kulturgeschichte zurückreichende Tradition. Ein 321 erlassenes Dekret des römischen Kaisers Konstantin der Große, das sich an den Kölner Stadtrat richtet und Juden die Berufung in die „curia“ erlaubt, bei Bedarf auch gegen ihren Willen, ist der früheste Beleg für in Deutschland lebende Juden.(1) Das 1700-jährige Jubiläum jüdischen Lebens in Deutschland ist der Anlass für ein Festjahr, das unter der Bezeichnung 2021JLID jüdisches Leben in Deutschland und Fragwürdigkeiten eines zunehmenden Antisemitismus mit zahlreichen Veranstaltungen sichtbar machen möchte.(2)
In Kooperation mit der Hohen Domkirche Köln setzt sich eine Ausstellung im Domforum mit der historisch tradierten Judenfeindschaft aus christlicher Sicht auseinander. Der Kölner Dom enthält antijüdische Artefakte, die aber nicht alle im öffentlich zugänglichen Teil des Doms und generell nicht leicht zu finden sind. Um antijüdischen Artefakten im Dom nachzugehen, schließen wir uns mit 4 weiteren Teilnehmern einer vom Domforum veranstalteten 1,5-stündigen Führung an (12 €/pP) und erhalten zu Darstellungen und ihren Kontexten profunde fachkundige Erläuterungen, die wir uns in dieser Tiefe nur mühsam erarbeiten könnten.(3) Eine zu dieser Veranstaltung erschienene bebilderte Broschüre (4,50 €) ergänzt mündliche Erläuterungen empfehlenswert.(4) - Fotoserie
Prolog: Judenfeindlichkeit und Judenpogrome in der christlichen Kultur
Mit der Ausbreitung des Christentums verbreiteten sich in Mitteleuropa Judenfeindlichkeit und Judenhass bzw. Antisemitismus.
- Frühe große Judenverfolgungen sind aus der Zeit des Ersten Kreuzzugs (1096–1099) überliefert. Nachdem Papst Urban II. zum Kreuzzeug aufgerufen hatte, versammelte sich 1096 im Vorfeld des Ersten Kreuzzugs unerwartet eine Armee ca. 40.000 überwiegend kampfunerfahrener Männer, Frauen, Kinder, die sich aus Kleinbauern, Pilgern, Abenteurern, Verbrechern und Mitgliedern des niederen Adels zusammensetzte und in mehreren großen Verbänden auf den Weg nach Jerusalem machte. Für Beteiligte waren Juden und Muslime Feinde des Christentums. Wer nicht konvertieren wollte, wurde erschlagen.
- Auf dem Weg des Volkskreuzzuges fanden in Speyer, Worms, Mainz, Trier, Köln, Neuss, Xanten, Metz, Regensburg, Prag und weiteren Städten die ersten organisierten Judenpogrome in Europa statt.(5)
- Von Konstantinopel zogen Kreuzfahrer mordend und plündernd durch Kleinasien, wo sie schließlich von türkischen Truppen abgefangen und aufgerieben wurden. Nur wenige Teilnehmer überlebten.
- Das eigentliche Kreuzzugsheer eroberte 1099 unter der Führung von Gottfried von Bouillon (1060 - 1110) Jerusalem und ermordete neben Muslimen auch alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde.(6) Die Anzahl der Opfer ist strittig.(7)
- Pestwellen der Jahre 1348 bis 1353 betrafen Juden aufgrund ihrer rituellen Reinheitsvorschriften weniger stark als die übrige Bevölkerung. Diese beschuldigte Juden, Brunnen vergiftet zu haben, um alle Christen zu ermorden. In Mitteleuropa kam es zu Pestpogromen, nach deren Ende jüdische Gemeinden in Europa ausgelöscht waren. Besonders unrühmlich ging die Kölner Bartholomäusnacht von 1349 in die Geschichte ein.(8,9,10)
- Obwohl Martin Luther judenfeindlich gesinnt war und er Judenpogrome, Vertreibungen und Verbrennungen von Synagogen forderte, wurden Pogrome seit der Reformation seltener, ohne dass Judenfeindlichkeit abnahm. Im Gegenteil erfuhr sie mit der europäischen Expansion ab dem 16. Jahrhundert einen weltweiten Export.
- Ab dem 19. Jahrhundert nahmen Pogrome wieder zu.
- Latente Judenfeindlichkeit christlicher Kulturen bereitete den Boden für nationalsozialistischen Terror unter den Augen und unter Billigung der Öffentlichkeit. Dieser Terror erreichte im 20. Jahrhundert mit dem Holocaust einen Höhepunkt.
Ausstellung im Domforum
Im Foyer des Domforums sind 4 Quader aufgestellt, deren Außenflächen jeweils in Kurzform ein thematisches Detail mit Bildern und Text darstellen. Sachkundige Erläuterungen stimmen Teilnehmer der Führung auf das Themenfeld ein und machen auf Details aufmerksam, die wir später im Dom nur aus der Distanz oder im Fall der Figur des Werner von Bacharach nicht betrachten können, weil das Michaelportal auf der Nordseite des Doms aufgrund von Restaurierungsarbeiten hinter einer Plane verborgen ist.
Unter der zentralen Figur des Erzengels Michael als Beschützer der Kirche und als Schutzpatron des Deutschen Reichs zeigt das Michaelportal in Bogenlaibungen Figuren von 58 Schutzpatronen der unterschiedlichen Stände, Künste und Gewerbe, darunter die Figur des Werner von Bacharach (oder von Oberwesel), der im 13. Jahrhundert zum Symbol antijüdischer Verschwörungsgerüchte wurde und am Mittelrhein bis heute als Weinheiliger verehrt wird.(11) In Grundzügen treffen wir auf mittelalterliche Verschwörungstheorien, wie sie ähnlich in der Gegenwart im Kontext der COVID-19-Pandemie als vermeintliche jüdische Weltverschwörungstheorie kursieren.(12) Bemerkenswert ist, dass die Figurengruppe des Michaelportals erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist und somit einen traditionellen Judenhass bezeugt, der sich von der Spätantike bis zur Gegenwart durchzieht.
Thematischer Rundgang im und um den Kölner Dom (13)
Mit Besichtigungen im Kölner Dom könnte man sich mehrere Tage beschäftigen. Unser Kurzprogramm umfasst lediglich einen Rundgang, auf dem wir 12 Artefakte betrachten, von denen 10 eine offenkundige Judenfeindschaft dokumentieren. Bei naiver Anschauung bleibt die Botschaft einiger dieser Artefakte verborgen. Einzelne darunter sind aufgrund von Größe, Distanz oder Unschärfe schwer zu erkennen und nur bei gezielter Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Teilweise befinden sich Gegenstände unseres Interesses in öffentlich nicht zugänglichen Bereichen des Doms. Dank Führung werden wir auf diese Artefakte aufmerksam, deren Bedeutung und Bewertung jedoch nicht in allen Fällen vollständig gelingt, weil historische Kontexte mitunter nur unvollständig rekonstruierbar sind.
Aufgrund räumlicher Bedingungen konnten nur einige der nachfolgend aufgeführten Artefakte fotografiert werden.
Aufgrund räumlicher Bedingungen konnten nur einige der nachfolgend aufgeführten Artefakte fotografiert werden.
- Im Ostchor des Doms ist hinter dem Hochaltar der zwischen 1190 und 1220 als Reliquiar gefertigte Dreikönigsschrein aufgestellt.(14) An der im 13. Jahrhundert entstandenen Rückseite des Schreins ist die Geißelung Christi gegenüber biblischen Berichten gezielt verfälschend dargestellt. Im Relief des Schreins peitschen nicht römische Soldaten Christus aus, sondern zwei an ihrer Tracht zu erkennende grimassierende Juden.
- Im Ostchor zeigt das den Dom-Chorherren vorbehaltene mittelalterliche Chorgestühl (um 1310 erstellt) auf der Wange eines Durchgangs in Vierpässen Reliefs mit 'Judensau'-Darstellungen.(15)
- Ein Jude (zu erkennen an einem spitzen Hut) hält ein Schwein im Arm, an dessen Zitzen ein anderer Jude saugt, während ein dritter Jude das Schwein füttert.
- Auf dem benachbarten Relief entleert ein Jude einen Trog, aus dem eine Sau mit Ferkeln fällt. Ein zweiter Jude führt einen Knaben heran, der an einem angedeuteten Kreuznimbus als Christ erkennbar ist. Die Szene wird als Anspielung auf die Ritualmordlegende gedeutet, die um Werner von Bacharach entstand.(11)
- Ein weiteres Judensau-Motiv befindet sich außen an einem Pfeiler des Ostchores. Ein um 1280 erschaffener Wasserspeier ist als Schwein modelliert, an dessen Zitzen eine männliche Figur saugt, die einen Juden darstellt.
- An der Wand des nördlichen Chorumgangs ist eine Steintafel angebracht, die das von Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg (1220 -1274) im Jahr 1266 ausgestellte Kölner Judenprivileg
beurkundet. Dass in Köln lebenden Juden zu ihrem Schutz Rechte
zugesichert wurden, verdeutlicht existierende Bedrohungen jüdischen
Lebens. Erzbischof Engelbert handelt aber auch aus Eigeninteresse. Die
Finanzkraft von Juden sicherte Steuereinnahmen und erlaubte
Kreditaufnahmen. Trotzdem endete mit Erzbischof Engelbert die Stadtherrschaft Kölner Erzbischöfe.(16)
- Bilder von Chorschranken aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts thematisieren den christlich-jüdischen Religionsstreit und rechtfertigen die Zwangstaufe von Juden, weil die Taufe sie vermeintlich vor ewiger Verdammnis rettet.
- Bei zwei um 1510 entstandenen Skulpturengruppen, Verkündigungsgruppe sowie Ensemble der Heiligen Familie in der Marienkapelle, gibt sich der Stifter Victor von Carben zu erkennen, der 1422 als Jude geboren wurde, Rabbiner war, 1482 konvertierte, sich zum Priester weihen ließ und ab 1486 zur theologischen Fakultät der Universität zu Köln gehörte. Victor ist bekannt als einer von drei kaiserlichen Kommissaren, die ernannt wurden, um jüdische Schriften nach blasphemischen Äußerungen gegenüber dem Christentum zu untersuchen. Victor unterstützte die Vertreibung von Juden aus Brühl, Deutz und anderen Städten der Region. In seinen Schriften nutzte Victor eine antijüdisch-diffamierende Ausdrucksweise und forderte Juden zur Konvertierung auf.
- Zwischen 1865 und 1870 entstand das von Carl Julius Milde (1803 - 1875) im gotischen Stil entworfene Westfenster des Doms als Schenkung von Kaiser Friedrich III. (1831 - 1888) und seiner Frau Victoria (1840 - 1901). Thema des Fensters ist das Weltgericht. Unter den zur ewigen Verdammnis führenden Taten ist der Judasverrat mit antijüdischen Klischees dargestellt: gebückte Haltung, Hakennase, rote Haare und Bart, gelber Mantel und großer Geldbeutel. Laut mittelalterlicher Kleiderordnung markiert der gelbe Mantel die Zugehörigkeit zum Judentum. Die Verknüpfung von Verrat und Geldgeschäft greift die seit dem 18. Jahrhundert kursierende Verschwörungstheorie auf, gemäß der geldmächtiges Judentum heimlich die Welt beherrscht.
- 1948 sammelten Kölner Kinder Geld für ein Fenster des Doms. Das sog. Kinderfenster
entwarf Bernhard Kloss. Bildfelder zeigen durch den Krieg ausgelöste
Leiden der Kölner Bevölkerung und insbesondere der Kinder, aber keine
Opfer des NS-Regimes. Im Stil antisemitischer Hetze der NS-Propaganda
thematisieren dagegen zwei Szenen den Judasverrat und stellen so
Verbindungen zur Lüge der NS-Propaganda her, gemäß der Luftangriffe auf
Deutschland als Werk des Weltjudentums ausgegeben wurden.
- Das Salomonfenster dokumentiert exemplarisch, wie sich vermögende jüdische Kölner Bürger im 19. Jahrhundert für den Bau des christlichen Doms
engagierten und noch immer engagieren. Allein vier der 28 vierbahnigen Welterfenster im Quer- und Langhaus stiftete die Bankiersfamilie Oppenheim. Mit dem Salomonfenster hat die Familie Oppenheim 2005 eine Schenkung des 19. Jahrhunderts erneuert.
Aus Sicht der Gegenwart ist David ein #MeToo-Herrscher, der in der Tradition orientalischer Despotie ein ausschweifendes Sexualleben führte, vor dem keine Frau sicher war. Neutestamentarisch ist dieses Verhalten zwar nicht zu rechtfertigen, es entspricht aber dem Verständnis feudaler absoluter Herrschaft vor der Neuzeit, weshalb Allegorien des Fensters via Jesse und David den Ursprung des Christentums aus dem Judentum ohne Peinlichkeiten thematisieren konnten. Gemäß dargestelltem Narrativ wachsen beide aus einer gemeinsamen Wurzel und bilden darum eine Familie, in der sich ihre Mitglieder nicht bekämpfen, sondern respektieren sollten. In der modernen Realität bleibt dieses Gebot ein frommer Wunsch und das Sexualleben ausschweifend, aber mit immerhin abnehmender männlicher Dominanz.(22)
Epilog
Seit ihrer Anfänge in der Spätantike verstand sich die christliche Kirche nicht nur als Hüter des christlichen Glaubens, sondern auch als Hüter der kosmischen Ordnung. Für Religionen mit universellem Absolutheitsanspruch ist Toleranz gegenüber unterschiedlichen kosmischen Ordnungen nicht denkbar. Krieg zwischen Religionssystemen und Judenfeindlichkeit sind die Folge. Mit Prozessen der Entwicklung rationalen Denkens und damit einhergehender Verwissenschaftlichung von Welt musste die Kirche nach langem Widerstand ihren Anspruch als Hüter der kosmischen Ordnung im Interesse von Glaubwürdigkeit und Relevanz aufgeben und ihren universellen Wahrheitsanspruch zurücknehmen.
Unter dem Druck wissenschaftlicher Erkenntnisse verabschiedete das Zweite Vatikanische Konzil 1965 die Erklärung Nostra aetate,
die den exklusiven Wahrheitsanspruch der römisch-katholischen Kirche
relativiert, Wahres und Heiliges in anderen Religionen anerkennt und
Judentum wie Christentum als göttlich erwählt bestätigt. Wenn auch
nur langsam und reichlich spät zeigt sich die Kirche immerhin lernfähig und erklärt religiöse Diversität nicht länger zum Tabu. Mit der Erklärung Matrimonia mixta gibt der Vatikan 1970 sogar den Weg für interkonfessionelle Ehen (Mischehen) frei, allerdings mit etlichen Restriktionen, die bis heute gelten, aber mittlerweile kaum noch ernstgenommen werden.(23)
Mit Prozessen der Verwissenschaftlichung von Welt verändern sich Denkmuster von Menschen, die sich von Verbindlichkeiten kirchlicher Lehrmeinungen zunehmend lösen. Einflüsse der Kirche auf Denken von Menschen nehmen ab. Religionen sind nicht 'out', aber ihre Sinngefüge verändern sich. Ein großer Anteil religiöser Menschen versteht Religion als Option privater individueller Sinnstiftung. Als Hüter des Glaubens mutieren Kirchen damit zu ‚Auslaufmodellen‘, die ihre Existenzberechtigung als soziale Einrichtung neu erfinden müssen.
Die neuzeitliche Kirche vermag nicht zu verhindern, dass nach wie vor zahlreiche Menschen den Holocaust leugnen. Der Holocaust markiert zwar einen Höhepunkt des Judenhasses, aber keinen Wendepunkt. Der Kern der Konflikte ist tiefer in menschlicher Kultur verwurzelt als die Wurzel Jesse. Feindseligkeiten und Hass zwischen Menschen unterschiedlicher Clans, Lineages und Kulturen begleiten die Entwicklung des Homo sapiens seit seiner Anfänge. Konflikte zwischen kulturellen Systemen, deren Herausbildung nach der neolithischen Revolution mit der urbanen Revolution einsetzt, beschleunigen die Dynamik des sozialen Wandels.(24) Die Verwissenschaftlichung der Welt ist ein Produkt dieses Wandels, der jedoch anthropologische Grundkonflikte bisher nicht auflösen konnte. Damit soll nicht gesagt sein, dass Konflikte zwischen Kulturen als anthropologische Konstante zu verstehen sind. Allerdings steht der Beweis noch aus, dass menschliche Kultur anthropologische Grundkonflikte aufzulösen vermag. Diese Aufgabe wartet auf uns.
Die neuzeitliche Kirche vermag nicht zu verhindern, dass nach wie vor zahlreiche Menschen den Holocaust leugnen. Der Holocaust markiert zwar einen Höhepunkt des Judenhasses, aber keinen Wendepunkt. Der Kern der Konflikte ist tiefer in menschlicher Kultur verwurzelt als die Wurzel Jesse. Feindseligkeiten und Hass zwischen Menschen unterschiedlicher Clans, Lineages und Kulturen begleiten die Entwicklung des Homo sapiens seit seiner Anfänge. Konflikte zwischen kulturellen Systemen, deren Herausbildung nach der neolithischen Revolution mit der urbanen Revolution einsetzt, beschleunigen die Dynamik des sozialen Wandels.(24) Die Verwissenschaftlichung der Welt ist ein Produkt dieses Wandels, der jedoch anthropologische Grundkonflikte bisher nicht auflösen konnte. Damit soll nicht gesagt sein, dass Konflikte zwischen Kulturen als anthropologische Konstante zu verstehen sind. Allerdings steht der Beweis noch aus, dass menschliche Kultur anthropologische Grundkonflikte aufzulösen vermag. Diese Aufgabe wartet auf uns.
Die Aufgabe erledigt sich nicht über Zeit von selbst. In Köpfen vieler Menschen hat rationales Denken längst noch nicht traditionelle historische Denkmuster verdrängt, die sich auf Pseudowissen von Überzeugungen, Dogmen, Offenbarungen verlassen.(25) Wissenschaftsskepsis, Impfängste und Verschwörungstheorien im Kontext der COVID-19-Pandemie manifestieren exemplarisch Gemengelagen von evidenzbasiertem rational-kritischem Denken einerseits und tradierten Denkmustern andererseits. Anteilige Verhältnisse jeweiliger Denkmuster variieren zwar individuell über milieu- und bildungsspezifische Erfahrungen, aber offensichtlich leben traditionelle Denkmuster weiter und mit ihnen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Judenhass.(26,27)
Anmerkungen
- Quellen und Verweise zum Dekret vom 11.12.321:
- Wikipedia: Jüdische Geschichte in Köln
- Sebastian Ristow im MiQua-Blog: Der Brief von 321 und Köln
- Michael Jakobs im MiQua-Blog: MiQua und das Dekret von 321
- MiQua-Broschüre LVR: Das Dekret von 321: Köln, der Kaiser und die jüdische Geschichte (PDF)
- Weblinks zum Festjahr 2021JLID
- Homepage Portal: 2021 Jüdisches Leben in Deutschland
- Flyer: Festjahr 2021jlid (PDF)
- Zentralrat der Juden in Deutschland: 2021JLID
- Stadt Köln: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und im Rheinland
- MiQua-Blog: Wanderausstellung "Menschen, Bilder, Orte - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland"
- Portal Köln Dom: Ausstellung Domforum: Der Kölner Dom und >die Juden<. Zur christlichen Sicht auf das Judentum
- Portal Köln Dom: Neuerscheinung: Der Kölner Dom und >die Juden<. Ein thematischer Rundgang
- Wikipedia: Gezerot Tatnu
- Wikipedia: Belagerung von Jerusalem (1099)
- WELT: So mordeten Glaubenskrieger beim ersten Kreuzzug in Jerusalem
- Wikipedia: Jüdische Geschichte in Köln: Mittelalterliche Pogrome
- Spiegel: Batholomäusnacht am Rhein
- Die Kölner Stadtgeschichte des Mittelalters betrachtet der Post 1700 Jahre Kölner Stadtgeschichte - Führung in Alt. St. Heribert und Neu St. Heribert, Köln Deutz
- 1287 wurde die Leiche des 16-Jährigen bei Bacharach gefunden und ohne Beweise als Nachweis eines jüdischen Ritualmordes ausgegeben. Gemäß Ritualmordlegende soll Werner von Juden ermordet worden sein, um dessen Blut rituell für das jüdische Pessach-Fest zu verwenden.
Der angebliche jüdische Mord löste eine Pogromwelle am Mittelrhein und
an der Mosel aus, die sich bis zum Niederrhein ausbreitete. Entgegen
Anweisungen von König Rudolf I.,
der von der Grundlosigkeit der Beschuldigungen überzeugt war, wurde die
Leiche nicht verbrannt, sondern Werner im Gegenteil zum Märtyerer
verklärt und in mehreren neu erbauten Kapellen oder mit Älteren in bestehenden Kirchen bis zur Gegenwart als Patron der Winzer verehrt.
1338 kam zusätzlich die Legende eines angeblichen Hostienfrevels auf, gemäß der Werner von Juden an den Füßen aufgehängt worden sei, um eine Hostie zu entwenden, die er im Mund hatte. Anschließend hätten ihn diese Juden in den Rhein geworfen. Gemäß neueren Forschungen war Werner Opfer eines Sexualverbrechens. Um nicht selbst in Verdacht zu geraten, lenkten Täter und das Umfeld den Verdacht auf Juden.
1963 wurde der Wernerkult im Kalender der Diözese Trier sowie aus dem offiziellen Heiligenverzeichnis gestrichen. In Heiligenkalendern lebt Werner weiter. Gemäß ökumenischem Heiligenlexikon (Werner von Oberwesel) ist Werner am Weinlehrpfad bei Oberwesel noch immer auf einer Tafel als einer der sieben Weinheilige dargestellt. Auf der Tafel heißt es: "Die Weinheiligen des Rheines sollt ihr ehren! ... Der gute Winzerknabe Werner - vom Winzerstand seit 1287 verehrt." - Post: Verschwörungs-Narrative lösen Rätsel der Corona-Pandemie
- Weblinks zum Kölner Dom:
- Wikipedia: Kölner Dom
- Wikipedia: Kölner Domfenster
- Portal Kölner Dom: Rundgang
- Portal Kölner Dom: Judenprivileg von 1266
- Wikipedia: Antijüdische Darstellung des Kölner Doms
- Wikipedia: Judensau am Chorgestühl des Kölner Domes
- Der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel brachte 1164 die zuvor in Mailand aufgehobenen Reliquien der Heiligen Drei Könige
nach Köln, was die politische Bedeutung des Heiligen Kölns enorm steigerte und zum Bau
des gotischen Doms motivierte. Die Vorgänger-Kirche war der Bedeutung
der Reliquien nicht angemessen und konnte nicht die große Menge an
Wallfahrern aufnehmen, die aus ganz Europa zu den Reliquien pilgerten. (Deutsche Welle: Wie die Heiligen Drei Könige nach Köln kamen)
Das 'Geschäftsmodell' des Heiligen Köln behandelt der Post: Besichtigung romanischer Kirchen in Köln - Wikipedia: Judensau am Chorgestühl des Kölner Doms
- Engelbert von Falkenburg unterlag im Machtkampf gegen die Kölner Patrizier und wurde 1268 aus Köln vertrieben. Sein Nachfolger, Siegfried von Westerburg, verlor nach der Schlacht von Worringen im Jahre 1288 endgültig die Stadtherrschaft über Köln. Der Ausgang der Schlacht von Worringen gilt als Auslöser von Kölns Erhebung zur Freien Reichsstadt, die 1475 besiegelt wurde. Kölner Juden standen aus Eigeninteresse des Erzbischofs unter dessen Schutz. Der Ausgang der Schlacht von Worringen verschlechterte die Lage Kölner Juden. Ihnen wurden nicht nur höhere Steuern auferlegt, sie werden öffentlich diskriminiert und in übelster Art und Weise abartig-bösartiger Taten bezichtigt. Damit ist der Boden für Pogrome bereitet, die Juden als Verursacher der Ausbreitung der Pest erklären und jüdische Gemeinden in Köln auslöschen. Der Besitz getöteter oder vertriebener Juden wird unter christlichen Kölnern verteilt. Ab 1372 durften sich Juden wieder in Köln ansiedeln, aber 1424 wurden sie „auf alle Ewigkeit“ aus Köln verbannt. Das Verbot wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts aufgehoben. - Wikipedia: Jüdische Geschichte in Köln
- Kölner Stadt-Anzeiger 15.07.2005: Schmuckstück im Querhaus
- Wikipedia: Wurzel Jesse
- Portal katholisch.de: Die Wurzel Jesse: Biblische Bilder in einem bekannten Weihnachtslied
- 1447 wurde für das Kölner Domkapitel die Ahnenprobe (Adelsprobe) eingeführt, die den Nachweis 16 adliger Vorfahren verlangte. Die Darstellung neben Petrus und Sebastian konstruiert zusätzliche Herkunftslinien zu biblischen Vorfahren. Seitdem Adelsprivilegien in Deutschland abgeschafft sind (1919) hat die Ahnenprobe nur noch Genealogische Bedeutung (Bernhard Peter: Die Ahnenprobe). Der vom Nationalsozialismus 1933 eingeführte Ariernachweis hatte eine ähnliche Funktion.
- Online-Bibel Deutsche Bibelgesellschaft: Jesja 11
- Wikipedia: Vorfahren Jesu
- Gemäß abrahamitischer Religionen gelten Adam und Eva als Stammeltern aller Menschen. Warum gelingt es auf diesem Narrativ basierenden religiös motivierten genealogischen Sichten des Menschentums nicht, menschliche Solidarität über religiöse Grenzen hinaus auszudehnen? Programme scheitern vermutlich an generischen Machtstrukturen abrahamitischer Religionen, die Machtinhaber für eigene Interessen nutzen. Den Preis von Krieg und Terror zahlen Machstrukturen ausgelieferte Menschen mit menschlichem Leiden.
- Die Position der römisch-katholischen Kirche vor 1970 dokumentiert ein mit dem Theologen und Dogmatiker Michael Schmaus (1897 - 1993) geführtes Interview, das die Wochenzeitung Der Spiegel 1962 veröffentlichte: Jeder Vierte freit die falsche Braut
Zu dieser Zeit versuchte auch die evangelische Kirche, Ehen mit katholischen Partnern zu verhindern. - Wikipedia: Interkonfessionelle Ehe - Die soziokulturelle Evolution ist Thema des Posts Evolution, kognitive Revolition und die Folgen
- Fragen von Wissen und Wahrheit betrachtet der Post Architektur von Erinnerung, Wissen, Wahrheit
- Zusammenhänge zwischen sozialen und kognitiven Strukturen weist der französische Soziologe Pierre Bourdieu (1930 - 2002) in seinen Werken nach: Pierre Bourdieu, Habitus und Doxa - Machteliten und Machtstrukturen
- Beispielsweise verbreitet u.a. der dubiose Messenger-Dienst Telegram
in signifikanter Menge Nachrichten mit verbalen Attacken gegen Juden
und Aufrufen zur Gewalt. Juden würden die Welt beherrschen und zu diesem
Zweck die Corona-Pandemie verbreiten (BR24: Antisemitischer Hass auf Telegram - Alles über Telegram: The good, the bad & the ugly).
Ebenfalls auf Telegram kursiert als Variante von Verschwörungs-Theorien unter Impf-Skeptikern Angst vor 'Impfstoff-Shedding', die Befürchtung, dass Geimpfte ungeimpfte Menschen krank und unfruchtbar machen können (BR24: "Impfstoff-Shedding": Die Angst vor dem Kontakt zu Geimpften). Möglicherweise ist das Grund, weshalb sich Studenten der Uni Köln nur äußerst zurückhaltend für eine Sonderimpfaktion interessieren, obwohl Vakzine von Biontech angeboten werden (Kölner Stadt-Anzeiger 16.07.2021: Uni Köln organisiert Impfaktion für Studierende und bleibt auf Impfstoff sitzen).
Wie diese Haltung unter Abwägung von Eigeninteresse und sozialer Verpflichtung zu bewerten ist, macht der renommierte Verhaltensökonom Armin Falk deutlich, der in einem Artikel der FAZ eine Impfpflicht fordert: "Klappe halten, impfen lassen"
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