Freitag, 26. November 2021

Besichtigungen romanischer Kirchen im Raum Köln

Ostseite St. Gereon Köln - © Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
(via Wikimedia Commons)
St. Gereon Köln - Ostseite (2520)
Stadtplan romanische Kirchen Köln.jpg Neben dem alles überragenden Kölner Dom im gotischen Baustil sind aus dem mittelalterlichen Köln 12 große romanische Kirchen im historischen Stadtzentrum erhalten. 13 kleinere romanische Kirchen liegen in der Umgebung des Stadtzentrums. Sämtliche romanische Kirchen sind älter als der gotische Dom. Außer St. Maria in Lyskirchen waren große romanische Kirchen keine Pfarrkirchen, sondern als Kloster- und/oder Stiftskirchen einem privilegierten Klientel vorbehalten. Traditionell katholische Kölner kennen ihre großen romanischen Kirchen häufig nur von außen, weil sie mit der Pfarrkirche ihres Veedels verwachsen sind.(*) Als nicht katholische Imis (unechte Kölner) starten wir ein Besichtigungsprojekt alle großen und einiger kleiner Kölner romanischen Kirchen via Führungen. 
 
 
 
Der begrenzte Zeitrahmen von Führungen erzwingt Verdichtungen von Informationen und regt zu eigenen Recherchen an. Erlebnisse und Zusatzinformationen dokumentieren Posts dieses Blogs. Vor unserer Sommerreise 2021 Teil 1 besichtigen wir 4 der Kölner romanischen Kirchen im Rahmen von Kirchenführungen, die das Kölner Domforum organisiert. Abgesehen von einer Führung in St. Ursula im Jahr 2015 beginnt das Projekt in St. Gereon mit Fortsetzungen in Groß St. Martin, St. Severin und St. Aposteln. Nach der Sommereise 2021 Teil 2 folgen weitere Besichtigungen. St. Pantaleon müssen wir jedoch zurückstellen, bis eine im April 2020 begonnene Generalsanierung voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein wird. 
 
Übersicht der Posts unserer Besichtigungen romanischer Kirchen in Köln:
Ob ein schwunghafter Handel mit Reliquien erst diese weltweit einzigartige Dichte von Kirchen im romanischen Baustil ermöglichte oder Kölner Reliquienhandel von protestantischem Hate Speech erfunden wurde, ist historisch strittig (H/SOZ/KULT: Kölner Heilige und Heiligtümer). Plausibel ist jedoch, dass vermeintliche Reliquienfunde zur Dichte romanischer Kirchen beitrugen und beide Sachverhalte der ehemals herausragenden Bedeutung der Stadt Köln zugute kamen. Äußerst selbstbewusst erklärte sich Köln nachweislich ab dem 9. Jahrhundert zur 'heiligen' Stadt (neben Jerusalem, Rom, Konstantinopel), dokumentierte diesen Anspruch ab dem 12. Jahrhundert über ca. 700 Jahre im Stadtsiegel und etablierte als Wallfahrtsort zu Reliquien ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsmodell.
 
Das Kölner Stadtsiegel proklamierte bis Ende des 18. Jahrhundert in lateinischer Sprache: Sancta Colonia dei Gracia Romane ecclesie fidelis filia (Heiliges Köln, durch Gottes Gnade der römischen Kirche getreue Tochter). Im Mittelalter behaupteten Kölner, die Stadt sei an dem Tag gegründet worden, an dem die Muttergottes geboren wurde. Alternativ erklärten sie Köln zu einer apostolischen Gründung. Maternus, erster namentlich bekannter Kölner Bischof (verstorben um 328) sei Schüler des Apostel Petrus gewesen. Petrus habe ihn mit seinem Hirtenstab ausgestattet und aus Rom nach Köln geschickt, um die Kölner Kirche zu gründen.

Zu Maternus und Petrusstab:

Literaturquelle zu Köln als 'heilige' Stadt: 
  • Kirchenhistoriker Heinz Finger: Das Heilige Köln – Tochter Roms. Beiträge zu den Grundthemen der Kölner Geschichte (= Libelli Rhenani. Schriften der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek zur rheinischen Kirchen- und Landesgeschichte sowie zur Buch- und Bibliotheksgeschichte. Bd. 74). Köln 2020 
Online-Beiträge zu Köln als 'heilige' Stadt: 
Für Ur-Kölner hat sich an der Bedeutung Kölns seit dem Mittelalter wenig geändert. Von der einzigartigen Grandiosität ihrer Heimatstadt sind sie zutiefst überzeugt und glauben in ihrer unbescheidenen Mentalität, dass dä leeve Jott sie besonders liebt, er darum bei ihren kleinen Sünden ein Auge zudrückt und ihnen einen bevorzugten Platz im Himmel freihält. 'Typische Kölner', die Tünnes und Schäl exemplarisch karikieren, halten sich für schlau, wenn sie sich geschmeidig mit politischen Bedingungen ihrer jeweiligen Zeit arrangieren. Das fällt Kölnern nicht besonders schwer. Freiräume sichern sie dank permanenter Improvisation, die alles möglich macht, wenn es gut läuft, aber nichts auf die Beine stellt, wenn es schlecht läuft. Zwischen diesen Polen oszillieren Ergebnisse oft groß gedachter und meistens eher klein realisierter Projekte.  
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(*)  Im traditionell katholischen Köln existieren in der Gegenwart lt. statistischem Jahrbuch 2020 der Stadt im Jahr 2019 auf Kölner Stadtgebiet 232 christliche Kirchen, 162 katholische und 70 evangelische (inkl. Gemeindezentren). Allerdings waren Ende 2019 unter den Kölner Einwohnern nur 32,8 % Miglieder der römisch-katholischen Kirche und 14,4 % Mitglieder der evangelischen Kirche, während 52,8 % der Einwohner anderen Religionsgemeinschaften angehörten oder konfessionslos waren. - Wikipedia: Religionen in Köln
 

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