Dank Kulturengagement des hoch profitablen, nach Bayer zweitgrößten deutschen Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim werden seit 1958 jährlich unter dem Titel Internationale Tage Ingelheim thematisch wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. Die diesjährige Ausstellung ist dem Maler Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) gewidmet und präsentiert aus einem Nachlass von ca. 30.000 Arbeiten mehr als 90 Werke in 5 Räumen, die Stationen des Malerlebens nachbilden. Zu sehen sind nicht die berühmten großen Formate in Öl, sondern für uns neue, aber nicht weniger attraktive kleinere Formate von Aquarellen, Druckgrafiken, Holzschnitten, Zeichnungen und einigen Gemälden, die das Leben des einflussreichen Malers im Kontext seiner Zeit erschließen. - Fotoserie der Ausstellung
Seit 2011 handelt es sich für uns um den 5. Besuch der Internationalen Tage Ingelheim. Die Innenarchitektur des Kunstforums im Alten Rathaus Ingelheim, ein Gebäude des 19. Jahrhunderts, wurde seit 2011 deutlich aufgewertet. In diesem Jahr profitieren wir erstmals von einem neu eingerichten Café. Aber auch ohne Café hat sich trotz der Entfernung von ca. 200 km jeder unserer Besuch gelohnt, was nicht zuletzt dem ebenso beschaulichen wie attraktiven Umfeld mit Resten und Ausgrabungen einer karolingischen Kaiserpfalz zu verdanken ist (Post Juni 2011). In der Vergangenheit haben wir Besuche als Tagesausflug organisiert oder mit einer Reise kombiniert. In diesem Jahr gönnen wir uns den Luxus, die Ausstellung mit einer Übernachtung zu verbinden, über die dieser Post ebenfalls berichtet. Die Rückfahrt führt uns über einen Abschnitt der Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, auf dem intensive Erinnerungen aufleben.
1. Anmerkungen zu Ernst Ludwig Kirchner
Kirchner ist Mitbegründer der 1905 entstandenen Dresdner Künstlergruppe Brücke, die 1911 nach Berlin umzog und sich 1913 auflöste. Mitglieder der Gruppe waren als Maler Autodidakten, die sich vom dominierenden Menschenbild abwandten, mit der Darstellung von Tabuthemen provozierten wollten und sich einem einheitlichen Stil verpflichteten, aber als gemeinsames Ziel lediglich Erfolg suchten. Streitigkeiten gehörten zur Tagesordnung. Arbeiten der Gruppe werden dem Expressionismus zugeordnet. Kirchner lehnte diese Einordnung ab. Im Nationalsozialismus galten Arbeiten der Gruppe als Entartete Kunst.
Kirchner gilt als schwierige Persönlichkeit, labil und unberechenbar. Je nach Kontext wird Kirchner als charmant, gewinnend, beleidigend, verletzend beschrieben. Kirchner reagierte auf Zuordnungen zum Künstlerkreis Brücke, zum Expressionismus oder zu vermeintlichen Vorbildern aggresiv ablehnend. Kommerziell motiviert besprach Kirchner mit dem Pseudonym Louis de Marsalle eigene Arbeiten für Veröffentlichungen. Über Veröffentlichungen, die Dritte über ihn und seine Arbeiten verfassten, übte Kirchner Zensur aus.
1915 meldete sich Kirchner im 1. Weltkrieg freiwillig zum Kriegsdienst und schied nach einigen Monaten wegen schwerer psychischer Störungen aus dem Kriegsdienst aus. Von seinen Kriegserfahrungen hat sich Kirchner nie mehr erholt. Er verfiel in Alkoholismus und Drogensucht und verbrachte lange Zeiträume in Sanatorien, die seine Geschäftspartner der Kunstszene finanzierten (Ernst Ludwig Kirchner und die Sanatorien). In einer Region des schweizer Kantons Graubünden kam Kirchner zeitweilig zur Ruhe. Ab 1932 wurde er erneut drogensüchtig und starb 1937 vermutlich durch Suizid. Ob tatsächlich Suizid vorliegt, ist strittig.
Kirchner ist Zeitgenosse von Josef Albers, von dem wir Arbeiten erst vor wenigen Tagen im Bottroper Museum Quadrat betrachtet haben (Post: Altes, Neues, Inspirierendes, Quadratisches, Josef Albers, Ruhrkultur-Museum Quadrat Bottrop). Unterschiede zwischen Malstilen und Gedankenwelten können kaum größer sein und vermitteln uns, wie unbestimmt Leben stattfindet und wie sich menschlicher Bedarf für Konstrukte von Sinnhaftigkeit in kulturell vermittelten Artefakten höchst unterschiedlich ausprägt. Angedeutete Sachverhalte vertieft der Post "Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält".
2. Besuch der Ausstellung im Ingelheimer Kunstforum - Fotoserie
Aus dem Dresdner Zeitraum 1905-1911 sind in Raum 1 mehrere Akte ausgestellt. Erotik ist nicht verbannt, aber Maler, Modelle und Freundinnen wollten sich primär menschlich unverstellt ohne Romantizismen darstellen und zeigen keine Posen, sondern Menschen in Bewegung. Mit dem Umzug nach Berlin verändern sich Motive und Arten der Darstellung. Kirchner malt die Beschleunigung und Pluralität des Lebens.
Nach einer von Konflikten geprägten Zeit sucht und findet Kirchner von 1912 bis 1915 Ruhe in Sommeraufenthalten auf Fehmarn (Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn). Bilder dieser Periode zeigen Naturmotive und Badende in einem Stil, der von Vincent van Gogh (1853-1890) inspiriert zu sein scheint, der zu dieser Zeit als künstlerische Avantgarde galt.
Erlebnisse des 1. Weltkriegs werfen Kirchner völlig aus der Bahn. Er wird zum Alkoholiker, betäubt sich mit zunehmend stärkeren Drogen und porträtiert sich selbst als kranken Menschen. Uns drängt sich die Idee auf, dass Kirchner ein Vorbild für Martin Kippenberger war (Post einer Ausstellung 2013 im Hamburger Bahnhof Berlin).
Aufenthalte in verschiedenen Kliniken führen zu keinen nachhaltigen Verbesserungen seines Zustands (Ernst Ludwig Kirchner und die Sanatorien). Trotz oder wegen der Krise zählt der Zeitraum zu Kirchners künsterlisch fruchtbarsten Perioden. Auf Vorschlag von Freunden begibt sich Kirchner 1917 zur Behandlung seiner Leiden in schweizer Sanatorien.
In der Schweiz wurde Kirchner vorerst von seinen Süchten entwöhnt. Bilder der Ausstellung zeigen friedliche, in sich ruhende Menschen in einer nicht bedrohlich wirkenden Bergwelt der Graubündener Umgebung. Depressionen und Wahn sind nicht endgültig besiegt. Ab 1932 fällt Kirchner wieder zurück in Morphiumsucht. 1938 erschießt sich Kirchner mit einer Pistole. Laut Wikipedia bestehen Zweifel am Suizid.
3. Übernachtung und Dinner im Landhotel Fetzer - Fotoserie
Den Ausflug nach Ingelheim möchten wir stressfrei genießen und übernachten darum in Sporkenheim (ein nach Ingelheim eingemeindetes Dorf mit 340 Einwohnern) im ausgesprochen angenehmen Landhotel Fetzer. Das Hotel liegt sehr ruhig und ist im Unterschied zu seinem Restaurant Lindenhof heute nicht ausgebucht.
Die Karte des Landhaus-Restaurants ist relativ umfangreich, was uns zunächst skeptisch stimmt, zu Unrecht. Beide Vorspeisen (Tartar vom Räucherlachs auf Rösti an Salat sowie Spargelsalat) und Hauptgerichte (Eismeerforelle auf Linsen und Safransauce sowie Kotelett vom Urschwein mit Rahm-Spitzkohl und Kartoffelstampf) gefallen uns und überzeugen mit der Qualität von Produkten und Handwerk. Die moderat kalkulierte Weinkarte (PDF) enthält neben einigen internationalen Weinen überwiegend deutsche und zahlreiche Positionen aus der Region, von denen etliche auch offen ausgeschenkt werden. Im Granit-Ei ausgebaute G700-Weine wollen wir selbstverständlich verkosten. Ein als G700-Wein ausgeschenkter Weißburgunder des Ingelheimer Qualitäs-Weinguts Bettenheimer reifte in einem 1.700 Liter fassenden Granit-Ei und präsentiert sich als ein kantig-mineralisches und keineswegs enttäuschendes Kraftpaket.
4. Rückreise mit Rheinpartie am Mittelrhein und vielen Erinnerungen - Fotoserie
Trotz trübem Wetter fahren wir nicht straight zurück nach Hause, sondern von Bingen bis Boppard durch die 2002 von der UNESCO als Welterbe aufgenommene Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, deren Sehenswürdigkeiten sich aber heute unter tief hängenden Wolkenschichten in trübem Licht zeigen.
5. Rückblicke rund um den Mittelrhein
Familienurlaube waren zur Kinder- und Jugendzeit aus Kostengründen nicht möglich. Reisen mit Übernachtungen führten zu Verwandtschaften. Zwei Schwestern von Mutter waren in Ilbenstadt (1970 mit anderen Dörfern zur Stadt Niddatal fusioniert) sowie in Bad Nauheim verheiratet, sodass regelmäßig wechselseitige Besuche stattfanden. In ungeraden Jahren verbrachte ich ab 1953 bei
der Verwandtschaft im Sommer einige Wochen in Ilbenstadt und meistens auch ein paar Tage bei der anderen Verwandtschaft in Bad Nauheim (1953 mit Mutter und
Schwester, 1955 und 1957 mit Oma, ab 1959 alleine). In geraden Jahren war die Schwester an der Reihe.
Der angeheiratete Ilbenstädter Onkel war Maurer und hatte 1952/53 am Rand des Dorfs ein Häuschen gebaut, in das er seine Eltern aufnahm. Einen Wasseranschluss gab es erst ab 1955. Vorher wurde Wasser von Dorfbrunnen geholt. Ein Anschluss an die Abwasser-Kanalisation wurde erst in der 2. Hälfte der 1960er Jahre hergestellt. Bis dahin musste ein Plumpsklo benutzt werden. Brauchwasser landete in Sickergruben, die schnell überliefen, sodass Wasserverbrauch so weit wie möglich eingeschänkt wurde. Der Vater des Onkels war bereits älter als 80 Jahre, zu dieser Zeit ein Methusalem des Dorfes und fast blind. Seine Leidenschaft war Schnupftabak. Bei Ferienaufenthalten schickte er mich manchmal zum Hasenwirt, um für kleines Geld einen Steinkrug (Bembel) mit Äppelwoi füllen zu lassen. Glücklich stimmte ihn, wenn ich morgens die Tageszeitung der Wetterauer Rundschau komplett vorlas. Ich würde sicherlich "Professor" werden, meinte er und so nannte er mich auch. Soweit habe ich es dann nicht gebracht, aber völlig Unrecht hatte er nicht.
Ich erinnere mich an "glückliche Tage" in Ilbenstadt. Die Tante war zwar schwieirg und oft zickig, aber der Onkel hat diese Macken mehr als kompensiert. So hätte ich mir meinen zwar fürsorglichen, aber von mir oft als unnötig streng empfundenen Vater gewünscht. Wenn der Onkel von der Arbeit heimkehrte, sind wir beide am frühen Abend oft noch in den Wald gegangen und haben Brombeeren oder Himbeeren geflückt oder haben einfach nur Spaziergänge unternommen, auf denen ich viel erfahren habe. Meine Wissenshunger war grenzenlos und ist immer noch nicht gesättigt.
Auf den Aufenthalt in Ilbenstadt habe ich mich jedes Mal erneut intensiv gefreut und Null Heimweh empfunden. Als Kind war ich sehr viel konaktfreudiger, als ich es heute bin. Tagsüber war ich mit anderen Jungs aus dem Dorf zusammen. Die Tante ließ mich laufen. Die Heimreise fiel mir dagegen immer schwer. Wenn ich nach 5-6 Wochen wieder zu Hause eintraf, habe ich hessisches Dialekt gesprochen, was mir selbst nicht aufgefallen wäre, wenn mich meine Umgebung nicht ständig aufgefordert hätte, "richtiges Deutsch" zu sprechen. "Richtiges Deutsch" war Ruhrpott-Dialekt, das mir erst an der weiterführenden Schule aberzogen wurde, aber in Resten erhalten ist.
1962 hielt sich Mutter in den
Sommerferien mit den beiden Schwestern für einige Tage in Ilbenstadt bei
der kinderlosen Verwandtschaft auf (eine Tochter namens Monika
war in der Nachkriegszeit wegen fehlender Medikamente mit einer
Erkrankung durch Diphtherie verstorben). Vater hatte sich inzwischen ein Leichtkraftrad vom Typ Zündapp
KS50 zugelegt (luftgekühlter 2-Takt-Motor mit 50 ccm, 4,2 PS, 75 km/h
Höchstgeschwindigkeit). Als "Schnapsglasklasse" bezeichnete Leichtkrafträder waren zu dieser Zeit beliebt, weil sie nicht als Motorräder eingeordnet wurden und lediglich einen Führerschein der damaligen Klasse 4 mit geringen Kosten erforderten. Im 2. Weltkrieg war Zündapp Wehrmachtlieferant und genoss daher Vertauen solider Geräte. 1962 habe
ich erst- und letztmalig eine Reise exklusiv mit Vater unternommen.
In Begleitung eines angeheirateten Onkels, der die gleiche Zündapp besaß,
fuhr ich als Sozius mit Vater zu einem Kurzbesuch von Mutter,
Schwestern und Verwandtschaft nach Ilbenstadt. Soweit die Vorgeschichte.
Die Route der Rückreise führte zunächst durch den Taunus, wo wir einen Zwischenstop am Rettershof einlegten (Foto links), der auf eine lange Geschichte zurückblickt. Anschließend durchquerten wir das Rheingaugebirge bis zum Rhein bei Eltville. Der Ausblick von Hausen vor der Höhe auf das Rheintal ist unvergesslich. Ich erinnere mich an einen Bummel durch die Drosselgasse in Rüdesheim und einen Abstecher zum Niederwalddenkmal. Die Weiterreise führte durch das Rheintal. Das mittlere Foto ist bei Kaub entstanden. Ein weiteres Highlight war eine Fahrt mit der Sesselbahn Boppard (Foto rechts). Der Ausblick auf die Rheinschleife ist unvergessen. - Fotoserie 1962
Die Tradition der Ferienaufenthalte bei der Verwandtschaft in Ilbenstadt wurde später an die jüngere Schwester und an Neffen weitergereicht. Als Student habe ich mir 1973 einen alten VW Käfer zugelegt. Da in der engeren Verwandtschaft niemand ein Auto besaß, war ich ein nachgefragter Chauffeur für Reisen zwischem dem Ruhrgebiet und Ilbenstadt. Vermutlich um 1974 habe ich die jüngere Schwester in Ilbenstadt abgeholt und bin mit ihr die Tour von 1962 nachgefahren. Für Sehenswürdigkeiten hatte die Schwester keinen Blick, weil sie einer Kreuworträtsel-Sucht verfallen war und während der Fahrt unentwegt mit dem Ausfüllen von Kästchen beschäftigt war. Zu allem Überfluss ist dann auch noch die Frontscheibe des Käfers geplatzt und hat sich in Krümel aufgelöst. Bei der zugigen Weiterfahrt war die Beschäftigung mit dem Rätselheft nicht mehr möglich. Glücklicherweise hat es nicht geregnet.
Einige Jahre später bin ich mit der damaligen Freundin und der heute besten aller Ehefrauen die Tour noch einmal abgefahren, um sie an Erinnerungen teilhaben zu lassen. Diese Tour gibt aber auch keine Erfolgseschichte her, weil die Gute unter starker Reisekrankheit litt, sich leichenblass mit einer Tüte in der Hand auf dem Beifahrersitz krümmte und ich öfter anhalten musste, damit sie sich nicht im Auto übergibt. Im erneuten Anlauf fiel die aktuelle Rückreise (siehe oben) endlich entspannt aus, aber längst nicht so spannend wie die 1962 unternommene Reise.
Auf der aktuellen Rückreise war ein Zwischenstopp in Oberwesel fällig, wo ich 1965 im Rahmen einer Radtour mit 2 Freunden mehrere Tage in der Jugendherberge verbracht habe. Fahrrad-Packtaschen konnte ich mir damals vom Freund Werner leihen. Das Abholen der Taschen in der Wiesenstraße war mein erster Kontakt zu Werners Eltern. Bald darauf gehörte ich zum erweiterten Familienkreis.
In der Jugendherberge Oberwesel hatten Zimmer damals bis zu 10 doppelstöckige Betten und keine Schränke, sondern nur ein paar Haken an der Wand. Wer in der Herberge übernachtete, musste entweder im großen Speisesaal beim Auf- und Abtragen von Geschirr und Essen helfen oder wurde in die Küche beordert, z.B. zum Kartoffelschälen oder zum Spülen von Geschirr und Besteck. Für uns war das ein völlig normales Zugeständnis an eine soziale Preisgestaltung, die uns solche Reisen ermöglichte. Außerdem kamen wir bei diesen Diensten schnell in Kontakt zu anderen Jugendlichen.
1965 führte die Weiterreise nach Simmern im Hunsrück.Tagsüber war es sehr heiß. Den Anstieg zum Hunsrück wollten wir nicht in der Hitze fahren und sind erst am Abend gestartet. Später haben wir in der lauen Sommernacht einige Stunden auf einer Wiese geschlafen. In Simmern wohnten wir ebenfalls in der Jugendherberge. Zu diesem Teil der Reise haben sich intensive Erinnerungen verfestigt. Da wir 1965 die einzigen Gäste der sehr
schlichten Jugenherberge waren, wurden wir zu Mahlzeiten in die Privatwohnung
der resoluten Herbergsmutter beordert. Die Jugenherberge war damals im Schinderhannesturm
untergebracht, ein ehemaliges Pulvermagazin der mittelalterlichen
Stadtbefestigung, das historisch als Gefängnis genutzt wurde. Im Turm
war der als Schinderhannes bezeichnete berüchtigte Räuber Johannes Bückler
inhaftiert, aus dem er 1799 flüchtete. Im Mai 1802 wurde Bückler
festgenommen und vor Gericht gestellt. 2 Artikel der Tageszeitung Welt erinnern an einen dubiosen
Gerichtsprozess gegen Johannes Bückler und an dessen zeitgemäß
blutig-makabre Hinrichtung im November 1803:
- Der Henker bemühte sich sein Blut aufzufangen, um es zu verkaufen
- So starb Deutschlands berühmtester Räuber auf dem Schafott
An einem unserer Aufenthaltstage drehte ein
Filmteam für einen Schinderhannes-Film Szenen der Flucht aus dem Turm. Uns wurden Rollen als
Komparsen und ein kleines Honorar angeboten. Wir waren nicht zu motivieren, weil die
Aufnahmen über einen vollen Tag liefen. Stattdessen haben wir einen
Ausflug nach Trier unternommen. Einzige Erinnerung dieses Ausflugs sind
auf dem Markt des Trierer Hauptplatzes gekaufte und vor Ort verzehrte
Kirschen.
In Simmern haben wir uns getrennt. Ich bin alleine quer durch den Taunus unangemeldet nach Ilbenstadt weitergefahren und wusste, dass Oma für ihren alljährlichen Aufenthalt vor Ort war. Unterwegs habe ich diesen Einfall verflucht. Während ich mich über lange Steigungen quälte, regnete es nämlich stundenlang in Strömen. Bei meiner Ankunft schien bereits wieder die Sonne. Meine Oma saß auf einer Bank vor dem Haus. Oma und ich waren ein vertrautes Team. Als sie mich ankommen sah, dachte sie zu träumen. Sobald sie die Szene als real life erkannte, strahlte sie so glücklich, wie ich sie selten gesehen habe. Schlagartig wurde mir bewusst: ich musste die Fahrt unternehmen und die Regenfahrt hat sich gelohnt. Später hat Oma noch oft von diesem Erlebnis berichtet. Eine Regenfahrt durch den Taunus wollte ich mir jedoch nicht noch einmal antun. Die Rückreise habe ich ab Frankfurt mit dem Zug unternommen.
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