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Eruption (1956), Emil Schuhmacher |
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"Wir müssen siegen!", Postkarte 1915 |
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Installation von Bernd Schwarzer |
Eine ganze Reihe aktueller Ausstellungen thematisiert aus unterschiedlichen
Perspektiven den Ausbruch des
1. Weltkrieges vor 100
Jahren(2). Die Ausstellung
Weltenbrand - Hagen 1914 im
Osthaus Museum Hagen motiviert unseren Ausflug nach
Hagen. Die Ausstellung fokussiert zwar auf lokale Aspekte, sie legt aber auch Strukturen frei, die weit über die Stadt hinausreichen und die Ausstellung für ortsfremde Besucher interessant macht. Einen erheblichen Mehrwert erhalten Besucher mit dem
Kunstquartier, ein architektonisch gelungener Museumskomplex, der das
Osthaus Museum mit dem
Emil Schumacher Museum (ESMH) verbindet.
Kunstquartier Hagen
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Museumsplatz im Kunstquartier Hagen |
Das
Kunstquartier Hagen empfängt Besucher mit einer von älterer und neuer Architektur umgebenen intimen Plaza, in deren Zentrum mächtige Platanen Schatten spenden. Das am Museumsplatz liegende Restaurant verfügt über eine Außengastronomie, der wir uns vor dem Museumsbesuch für einen kleinen Lunch anvertrauen. Der Besuch vor dem Besuch fällt erfreulich aus.
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Foyer des Kunstquartiers Hagen |
Mit dem Neubau des
Emil Schumacher Museums wurde parallel das
Osthaus Museum saniert und erweitert sowie ein verbindendes gemeinsames Foyer errichtet. Nach dreijähriger Bauphase konnte das
Kunstquartier Hagen am 28. August 2009 der Öffentlichkeit übergeben werden.
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Raum im Osthaus Museum |
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Raum im Osthaus Museum |
Der 1874 in
Hagen geborene Kunstmäzen
Karl Ernst Osthaus strebte die Versöhnung von Kunst und Leben an. Er ließ vom belgischen Künstler
Henry van de Velde eine Villa im
Jugendstil erbauen, die 1902 unter dem Namen 'Museum Folkwang' als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet wurde. Nach Verletzungen im
1. Weltkrieg stirbt Osthaus 1921. Seine Erben verkaufen die Kunstsammlung und Namensrechte an die Stadt
Essen, die für diese Sammlung das
Museum Folkwang bauen ließ. 1930 eröffnet in
Hagen ein neues Kunstmuseum, das 1939 in
Karl-Ernst-Osthaus-Museum umbennant wird. In der
Zeit des Nationalsozialismus verliert das Museum einen großen Teil seiner Bestände als '
Entartete Kunst'. Der Rest geht durch Bombenangriffe und Plünderungen verloren. Nach Wiederöffnung im Jahr 1945 muss eine neue Sammlung aufgebaut werden. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs zeigt das
Osthaus Museum gleich mehrere Sonderaustellungen.
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Nagelbretter für Kriegsspenden |
Die Sonderaustellung '
Weltenbrand Hagen 1914'
greift mit ihrem Titel einen Begriff aus der nordisch-germanischen
Mythologie auf, die den Weltuntergang als Folge des Kampfes von Göttern
und Riesen beschreibt:
„Alle Wesen müssen die Weltstatt räumen.
Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heiteren Sterne.
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum,
Die heiße Lohe beleckt den Himmel.“
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Ausstellung Weltenbrand im Osthaus Museum |
Der Titel der Ausstellung verweist gleichzeitig auf einen Topos von Historikern, gemäß dem der
1. Weltkrieg als '
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts' gilt. Wer die Ausstellung an ihrem Titel misst, dürfte eher enttäuscht sein. Im Unterschied zur Ausstellung '
Menschenschlachthaus' im
Von der Heydt Musuem Wuppertal zeigt die Hagener Ausstellung keinen 'Weltenbrand', aber sie reflektiert eindrucksvoll den
1. Weltkrieg aus Sicht der im Raum
Hagen lebenden Menschen. Erfahrungen dieser Menschen dürften abstrahierbar sein, weshalb die Ausstellung als exemplarische historische Dokumentation aufgefasst werden kann. Die Ausstellung zeigt einen von Ideologien und Indoktrinationen verstellten Blick der Menschen auf das politische Geschehen, der zu gruseln vermag. Bei Veränderung der historischen Tiefenschärfe erkennen wir, dass die Manipulationsanfälligkeit individuellen politischen Denkens in den vergangenen 100 Jahren eher zugenommen hat. Lediglich die Themen variieren.
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Architektur der Erinnerung |
Als spannend-rätselhaft empfinden wir die Bibliotheksinstallation '
Architektur der Erinnerung' von
Sigrid Sigurdsson. Im Zentrum der Installation ist ein aus abgebrannten Streichhölzern zusammengesetzter Globus aufgestellt.
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Interpersonal relation Suit (1995), James Croak (* 1951) |
Eine weitere Sonderausstellung zeigt 35 zeitgenössische Werke der niederländischen
Sammlung De Leeuwenhoeve.
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Selbstbildnis mit Muse (1924), Otto Dix (1881-1961) |
Die Sammlung des Museums beeindruckt mit hochkarätigen Werken des
Expressionsimus und einem 'Selbstbildnis mit Muse' von
Otto Dix.
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Obere Etage im Emil Schuhmacher Museum |
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Treppenlage |
Das 'ESMH' stellt eine ebenso umfangreiche wie faszinierende Sammlung von Arbeiten des in
Hagen geboren Malers
Emil Schuhmacher (1912-1999) aus. Eine große Treppenanlage zwischen dem Betonkubus der Ausstellungsräume und der umgebenden Verglasung führt zu den beiden oberen Ebenen mit den Exponaten. Auf einer Zwischenetage ist das Künstleratelier nachgestellt. Ein Film zeigt
Emil Schumacher bei einer malerischen Arbeit, die auf uns wie ein Tanz wirkt. Seine Malweise erklärt
Emil Schumacher in einem Film auf der
Webseite der Emil-Schumacher-Stiftung. Die Haltung des Künstlers, seine Arbeitsweise und den kreativen Prozess der Werkentstehung beschreibt die Webseite des Museums unter dem Stichwort
'Werk'.
In luftigen Ausstellungsräumen kommen die oft großflächigen Bilder mit perfekter Ausleuchtung optimal zur Geltung. Von den Gemälden und ihrer Präsentation sind wir sehr beeindruckt,
fühlen uns aber auch ein wenig einsam. Wir treffen nämlich nur auf zwei
weitere Besucherinnen. Für uns ist das natürlich angenehm, aber die
herausragende Sammlung, das schöne Museum und seine engagierten
Mitarbeiter verdienen deutlich mehr Aufmerksamkeit. Möglicherweise
haben jedoch in Hagen lebende Menschen andere Interessen und Sorgen.
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Pinatubo (1992), Öl auf Holz, Emil Schuhmacher |
Neben
Willi Baumeister,
K.O. Götz,
Hans Hartung,
Bernard Schultze und einigen weiteren Künstlern zählt
Emil Schumacher zu den maßgeblichen deutschen Protoagonisten
informeller Malerei, mit der deutsche Künstler nach dem 2. Weltkrieg nicht nur Anschluss an die internationale Kunstentwicklung gefunden haben, sondern auch international beachtet wurden.(3)
Die wichtigsten Stationen der Künstler-Biographie beschreibt die Webseite des Museums unter dem Stichwort '
Leben'.
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Falacca VII (1990), Öl auf Holz |
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Terrano XII (1990), Öl auf Holz |
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Die Zwiebel (1990), Öl auf Holz |
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Paseo (1999), Öl auf Holz, Emil Schuhmacher |
Emil Schumacher hat seine Malerei nicht als
'Informel' gesehen, obwohl Einflüsse von
Wols(4) und noch stärkere Einflüsse von
Jean Fautrier erkennbar sind.
Emil Schumacher wehrte sich immer gegen die Einordnung seiner Arbeiten in 'Schubladen'. Abstraktion und Gegenständlichkeit bildeten wie Formlosigkeit und Struktur für
Emil Schumacher keine Gegensätze. Auf seinen Bildern sind häufig Pferde, Vögel, Pflanzen oder Umrisse von Personen oder Köpfen zu erkennen. Ebenso bekannte sich
Emil Schumacher zu strukturellen Mustern wie Bögen, Brücken oder Kreise, die ihm halfen, Zusammenhänge herzustellen.
Anmerkungen
(1) Eine besondere Anziehungskraft übte die Stadt
Hagen bisher nicht auf uns aus. Wie die meisten Städte an der
Ruhr, ist auch die Entwicklung der kleinen Großstadt
Hagen von Schwerindustrie geprägt, die sich mit Anforderungen an Lebensqualität reibt. Wie alle Industriestädte an der
Ruhr wurde
Hagen
im
2. Weltkrieg durch Luftangriffe fast vollständig zerstört und nach
dem Krieg mit hastiger Phantasielosigkeit wieder aufgebaut. Mit dem heutigen Besuch verändert sich unser Blick. Wir nehmen
Hagen in unsere 'Watchlist' auf.
(2) Weitere Ausstellungen und Artikel anlässlich des Beginns des
1. Weltkrieges vor 100 Jahren
(3) Über jüngere Ausstellungen berichten mehrere Posts:
(4) Mehrere aktuelle Ausstellungen würdigen
Wols anlässlich seines 100. Geburtstages. Zwei dieser Ausstellungen konnten wir kürzlich besuchen, weshalb wir durchaus Einflüsse in Werken von
Emil Schumacher zu erkennen glauben, z.B. in dem Bild 'Eruption' aus dem Jahr 1956, das in der Einleitung abgebildet ist.
Über unseren Besuch der Wols-Ausstellungen berichtet ein Post vom 18.05.2014:
Wols, der große Inspirator des Informels
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