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Tetraeder auf der Halde Beckstraße in Bottrop |
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Gasometer Oberhausen |
Unser Ausflug auf der
Route der Inudstriekultur im
Ruhrgebiet ist als ein buntes Programm angelegt, das ebenso wie das heutige Wetter einige Abwechslung verpricht. Wir starten mit einer Ausstellung im
Gasometer Oberhausen, setzen die Exkursion mit dem Besuch einer Landmarke auf einer der vielen
Halden im Ruhrgebiet fort und kehren zuletzt in einem Fischrestaurant in Alt-Walsum ein, das als Kult-Gastwirtschaft weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt ist.
Der schöne Schein - Ausstellung im Tetraeder Oberhausen (Diashow der Fotoserie)
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Motiv im Gasometer Oberhausen. |
Die im Zeitraum 11.04. - 30.12.2014 installierte Ausstellung
'Der schöne Schein' ist so beliebt und zugleich so überflüssig wie ein Wachsfigurenkabinett oder ein Kropf. Ein
"maginäres Museum" präsentiert auf einer
"faszinierende(n) Reise durch Kulturen und Zeitalter der Menschheit – von der Antike bis Picasso" die vermeintlich 200
"kostbarsten Kunstwerke" in Fotografien und Reproduktion an einem Ort.
Nachvollziehbar sind die Auswahlkriterien nicht. Deutlich wird jedoch ein ausgeprägter europäischer Zentrismus, dessen Schwerpunkt auf Antike, Renaissance und Romantik liegt. Die Auswahl gleicht einem Potpourri 'schönster' Weihnachtslieder oder 'beliebtester' Volkslieder. Die Macher suggerieren absolute Wertigkeit und bedienen in Wirklichkeit nur Klischees. Im Ruhrgebietsjargon ist das 'Kappes'!
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Blick vom Dach des Gasometers in Richtung Tetrader |
Formal ist die Präsentation gelungen. Die Präsentation vermag zu faszinieren und täuscht möglichweise auf diesem Weg viele Besucher über inhaltliche Defizite hinweg. In einer Welt, die von Fakes der Werbeindustrie modelliert ist, mag der vorgetragene Einwand als irrelvant oder antiquiert erscheinen, was letztlich nur bestätigt, dass wir zwar physikalisch auf dem gleichen Planeten leben, dieser jedoch in unterschiedliche soziale Welten fragmentiert ist.
Wer Gefallen an großflächigen, spielerischen Lichtinstallationen findet, entspannt sich in der oberen Etage des Gebäudes von den 'Kunstbomben' auf den beiden tiefer liegenden Etagen. Unser persönliches Highlight ist jedoch der Rundblick über das
Ruhrgebiet auf dem Dach des Gebäudes, obwohl die Sicht heute wetterbedingt eingeschränkt ist.
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Motiv auf dem Tetraeder |
Von Westen nähern sich bedrohliche dunkle Regenwolken, aber wir lassen uns von einem Spaziergang zum
Tetraeder auf der Halde Beckstraße nicht abschrecken.
Erneut bietet sich aus den oberen Etagen der begehbaren Konstruktion ein Panaromablick über das Ruhrgebiet. Den Genuss des Ausblicks beenden zunächst leichte Regenschauer, die auf dem Rückweg heftiger werden. Bei Ankunft am geparkten Auto sind wir klatschnass.
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Motiv am Walsumer Hof |
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Walsumer Hof gegenüber dem STEAG-Kraftwerk |
Walsum ist ein
Duisburger Stadtbezirk, bei dem aus unserer Sicht der rechtsrheinische
Niederrhein beginnt. Die Gemeinde erhielt 1958 Stadtrechte und wurde 1975 unter Protesten in die Stadt
Duisburg eingegliedert. Unser Weg führt uns zum
Walsumer Hof. Seit acht Generationen betreibt die Familie Langhoff diese ehemals im Dorfzentrum liegende Gaststätte. Inzwischen ist die Gaststätte von Industrie umzingelt und überlebt trotzdem. Der Chef begrüßt und verabschiedet alle Gäste persönlich, die ohne
Umstände geduzt werden. Das Motto "bei uns verlässt keiner hungrig das
Lokal", regt Verdacht auf Kantinenküche. Tatsächlich bietet der
Walsumer Hof jedoch als Fischrestaurant Im rustikalen Ambiente, das keinen Industriearbeiter abschreckt, eine leicht verstehbare Qualitätsküche, die selbst hochranige Gastroführer wie
Gault Millau und Feinschmecker empfehlen. Das Lokal und seinen Wirt beschreibt der in Walsum geborene Journalist
Frank Patalong in 'Spiegel Online':
Mitten in Deutschland: Der letzte Wirt (Weitere Medienberichte sind auf der Webseite der Gaststätte verlinkt:
Der Walsumer Hof in den Medien
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Matjesplatte als Vorpeise |
Wir entscheiden uns selbstverständlich für Fischgerichte und wählen als Vorspeise Matjesvariationen. Etwas Knabberzeug und ein 'Gruß aus der Küche' stimmen uns ein. Zum Glück lassen wir für vier Personen nur zwei Portionen auftragen, denn die vorzügliche Vorspeisenplatte ist großzügig dimensioniert.
Fischfilets werden als Hauptgericht prinzipiell mindestens zweiteilig serviert und als Kombination unterschiedlicher Fischarten empfohlen. Je Filet können unterschiedliche Arten der Garmethode gewählt werden. Als kleine Überraschung legt die Küche mitunter auch ein weiteres Filet einer anderen Fischart hinzu. Typische Beilage sind Bratkartoffeln, wahlweise mit oder ohne Speck oder Zwiebeln. Nachschub liefert die Küche ungefragt, sobald sich die Schüssel zu leeren beginnt. Gut gesättigt verzichten wir auf die Bestellung eines Desserts. So lässt
man uns nicht gehen. Die Küche serviert einen kleinen süßen Abschluss, der gerade noch reinpasst.
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Eingelegter Brathering |
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Geräucherter und gebratener grüner Hering |
Wer Bratheringe wählt, kann sie aus der Pfanne und aus dem Rauch erhalten. Einen zusätzlich servierten eingelegten Brathering können wir trotz aller Bemühung nicht mehr unterbringen. Zum Glück lassen wir ihn einpacken, er ist nämlich exzellent.
Einen guten Eindruck des Lokals und seiner Betreiber vermittelt Peter Krauskopf auf seiner Webseite 'Genussbereit':
Fisch im Walsumer Hof.
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Rheinfähre zwischen Walsum und Orsoy |
Wir möchten die besondere Niederrhein-Atmosphäre noch ein wenig auskosten und setzen per
Rheinfähre von
Walsum nach
Orsoy über. In der Vergangenheit hieß die Fähre wie der Bergmannsgruß 'Glückauf''. Die Kohleförderung wurde vor einigen Jahren eingestellt und Bergleute dürften mit ihrer kurzen Lebenserwartung im Raum Duisburg bald ausgestorben sein. Mittlerweile ist die Fähre nach einer lokalen Mineralwasserfirma umbenannt und heißt jetzt
'Rheinfels'.
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Südliche Rheinkulisse in Walsum |
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Nördliche Rheinkulisse bei Walsum |
Flussaufwärts blicken wir am Rhein nach Süden auf Duisburger Industriekulisse. Flussabwärts zeigt sich die Landschaft nach Norden im Abendlicht romantischer.
Danke fuer den interessanten Bericht - schones Album. I love the Tetraeder! Ich konnte mir nicht helfen bei dem ANblick der Fishplatte an unsere HErings Schlacht auf Ruegen zu denken :)
AntwortenLöschenDer Schoene Schein erinnert mich stark an eine Ausstellung, die ich vor Jahren irgendwo gesehen habe - ich weiss nicht mal mehr wo das war - so eindrucksvoll war es. Es scheint die selbe Technik und Strategie zu sein. Ich hatte die selben Gedanken - diese Shows sind nicht gedacht fuer Leute, die etwas mehr wissen ueber die Kunst die man da in enem Snapshot aus dem Zusammenhang gerissen sieht.