Sonntag, 24. März 2024

Kurzreise Hamburg 21.-24.03.2024 anlässlich unseres 46. Hochzeitstags

Café Lis'bom in der Europa Passage Kleine Alster und Rathaus Hotel Steigenberger
 
Unseren Hochzeitstag feiern wir wie in jedem Jahr und verbinden ihn gerne mit einer Kurzreise, die uns in diesem Jahr nach Hamburg führt. Hamburg haben wir zu besonderen Anlässen schon oft besucht. Obwohl wir keine Fans romantischer Malerei sind, motiviert das Reiseziel eine große Retrospektive anlässlich des 250. Geburtstages des Malers Caspar David Friedrich in der Hamburger Kunsthalle, die unter dem Titel Kunst für eine neue Zeit bedeutende und weniger bedeutende Werke des Malers zeigt. Unser Programm beschränkt sich nicht auf diese Ausstellung, sondern umfasst weitere Aktivitäten, darunter mehrere Highlights, von denen dieser Post berichtet. Für größere Strecken innerhalb der Stadt nutzen wir S- und U-Bahnen, über die wir im Unterschied zu Köln nur Gutes berichten können.
 
 
23.03.2024: Hochzeitstag in Hamburg
 
Ausflug nach Klein Flottbek - Fotoserie
 
Den Ausflug haben wir bereits zu Hause für den Vormittag geplant. Wetter müssen wir nehmen, wie es kommt. Über den Vormittag ist es zeitweilig sonnig, aber auch frisch und windig. Ab der Mittagszeit setzt schottisches Wetter ein: in kurzen Abfolgen wechseln strahlender Sonnenschein, dichte Wolken, kräftige Regenschauer. Wir halten Entwicklungen im Auge und können Regenschauern ausweichen. Erst am Abend erwischt uns auf dem Rückweg vom Restaurantbesuch kurz vor dem Hotel ein Guss. 

Botanischer Garten Klein-Flottbek Botanischer Garten Klein-Flottbek Botanischer Garten Klein-Flottbek

Die Webseite Freigelände (Klein Flottbek) der Universität Hamburg weckte unser Interesse am Besuch des Botanischen Gartens in Klein Flottbek, der in den 1970er-Jahren durch Verlegung des Botanischen Gartens der Anlage Planten und Blomen entstand und 2012 zu Ehren von Hannelore Schmidt in Loki-Schmidt-Garten umbenannt wurde. Tropengewächshäuser verblieben in Planten un Blomen und sind wegen laufender Sanierungsarbeiten bis 2029 geschlossen. Die Gartenanlage erreichen wir mit der S-Bahn der Line 1 über die Haltestelle Klein Flottbek (Botanischer Garten). Aktuell erwacht die Anlage erst allmählich aus dem Winterschlaf. Im Außengelände sind nur wenige und meistens auch nur zaghaft blühende Pflanzen zu sehen. Auf einem Rundgang stellen wir uns vor, wie es hier zur Blütezeit ausschaut. Vom Botanischen Garten spazieren wir zu Fuß über ca. 1 km in Richtung Elbe zum Jenischpark.
 
 
Jenischpark und Ernst Barlach Haus in Hamburg-Othmarschen - Fotoserie
 
Blick vom Jenischpark zur Elbe Jeniischhaus im Jenischpark Ernst Barlach Haus im Jenischpark

Der im englischen Stil gestaltete Jenischpark gilt als einer der bedeutendsten Landschaftsgärten Norddeutschlands. Die Parkanlage wurde ab 1785 von Caspar Voght als Süderpark eingerichtet. Der Kaufmann führte zu dieser Zeit eines der größten Handelshäuser Hamburg, aber er war stärker an Landwirtschaft und Landschaftsgärten interessiert und betätigte sich als Sozialreformer.1828 verkaufte Voght die Gartenanlage an den Hamburger Kaufmann und Senator Martin Johann Jenisch, der im Park ein Landhaus errichtete (in der Gegenwart Museum Jenisch-Haus). 1939 zwang die Stadt die Familie Jenisch zum Verkauf des Parks. Nach zahlreichen Umgestaltungen sind Teile des Parks seit 1982 als Naturschutzgebiet Flottbektal ausgewiesen.  
 
Im Park liegt das von Hermann Reemtsma 1961 in Auftrag gegebene und in der Gegenwart von der Hermann-Reemtsma-Stiftung unterhaltene Privatmuseum Ernst Barlach Haus, das primär Skulpturen von Ernst Barlach aus der Reemtsma-Sammlung gewidmet ist, aber auch Wechselausstellungen organisiert. Erwähnt sei, dass die Familie des ehemaligen Tabakimperiums Reemtsma tief in NS-Politik verstrickt war. Pragmatisch traten Familienoberhäupter in die SS ein und unterstützen auf einer gefährlichen Gratwanderung zugleich geschmeidig auch jüdische Industrielle und den als entartet verfemten Bildhauer Ernst Barlach. Durch Bestechung korrupter NS-Größen und vielleicht auch durch Empfänglichkeit für Erpressungen lavierten die Reemtsmas ihr Unternehmen erfolgreich durch die NS-Zeit. Details beschreibt ein Cicero-Artikel des Historikers Erik Lindner: Zwölf Millionen für Göring. Lindner hat eine überwiegend positiv bewerte Monographie zur Geschichte der Familie Reemtsam verfasst: Perlentaucher: Erik Lindner, Die Reemtsmas - Alfred Reckendrees in H/Soz/Kult: E. Lindner: Die Reemtsmas
 
Der Post zeigt neben Fotos vom Jenischpark und von der Rückfahrt nach Hamburg Aufnahmen von im Ernst Barlach Haus ausgestellten Barlach-Skulpturen. Die aktuelle Sonderausstellung präsentiert Werke des uns bisher unbekannten Malers Werner Scholz (1898-1982), dessen Vorkriegsarbeiten dem Expressionismus zugeordnet werden und Bildern von George Grosz, Otto Dix, Max Beckmann nicht nachstehen, der aber in Vergessenheit geraten ist. Über diese Ausstellung berichtet ein separater Post: Das Gewicht der Zeit. Werner Scholz: Menschenbilder 1927–1937. Ernst Barlach Haus, Jenischpark (Hamburg), 11.02.–9.06.2024
 
Skulptur von Ernst Barlach Skulptur von Ernst Barlach Skulptur von Ernst Barlach Skulptur von Ernst Barlach Lichthof im Ernst Barlach Haus Skulptur von Ernst Barlach Skulptur von Ernst Barlach
 
Vom Jenischpark liegt das Elbufer mit der Anlegestelle Teufelsbrück der Hafenfähre ca. 800 m entfernt. Genauere Hinweise auf Anleger und Fährbetrieb suchen wir auch hier vergeblich. Eine kleine Menschentraube am Elbufer deuten wir als auf die Fähre wartende Gruppe. So ist es dann auch. Da wir uns nicht auskennen und in Finkenwerder von der Hafenlinie 64 auf die Linie 62 müssen, vermissen wir auf der Fähre Anzeigen von Stationen und Durchsagen. Nachfragen bei Reisenden bleiben erfolglos. Mit Schwarminstinkt folgen wir dem Strom Reisender und liegen damit richtig.
 
Elbefähre in Finkenwerder Elbefähre Elbe Elbefähre in Finkenwerder Landungsbrücke Hamburg Landungsbrücke Hamburg, Elbphilhamonie im Hintergrund

Trotz Schauerwetter und böigem Wind steppt an den Landungsbrücken der Bär. Wir wühlen uns durch das Gedränge zur Haltetelle der S-/U-Bahn und nehmen die S-Bahn zur Haltestelle Stadthausbrücke, an der unser Hotel liegt. Nach einer Siesta brechen wir von der Stadthausbrücke erneut mit dem ÖPNV für unser Hochzeitstag-Dinner in Elmsbüttel auf.
 

Gestern Klassik im Fischereihafen Restaurant, heute Avantgarde im Restaurant Heimatjuwel - Fotoserie 
 
Straßenfront Restaurant Heimatjuwel Karottenorange: Karotte vom Hermannshof, Pumpernickel Gastraum Restaurant Heimatjuwel

In der Hamburger Innenstadt und deren näherem Umfeld sind zahlreiche hervorragende Restaurants zu finden. Nach dem gestern erfreulichen Besuch des traditionell-klassischen Fischereihafen Restaurants möchten wir unseren 46. Hochzeitstag in Hamburg-Elmsbüttel im Restaurant Heimatjuwel würdigen und dessen Konzept eines mehrgängigen vegetarischen Menüs mit regionalen Gemüseprodukten kennenlernen. Mit dem in Hamburg vorbildlich organisierten ÖPNV fahren wir in den Hamburger Norden zu dem von Gebäuden der Gründerzeit geprägten Stadtteil. Das Restaurant ist zwar mit seinem Konzept eher ein Außenseiter, aber dank Qualität und Kreativität hat es überregionale Bekanntheit erlangt und ist in Restaurantführern unter Spitzengastronomien aufgeführt. Vorab sei verraten: der Besuch hat uns begeistert. Unser Esserlebnis beschreibt ein separater Post ausführlicher: Vegetarische Küchenavantgarde im Restaurant Heimatjuwel, Hamburg-Elsmbüttel.
 
 
22.03.2024: Caspar-David-Friedrich-Tag
 
Über den Besuch der Ausstellung berichtet der Post: Retrospektive Caspar David Friedrich in der Hamburger Kunsthalle
 
 
Rundgang durch die Sammlung der Hamburger Kunsthalle - Fotoserie
 
Hamburger Kunsthalle Retabel des ehemaligen Hochaltars der Petrikirche, Betram von Minden, 1345-1414/15 Hans Makart. Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen, 1876/77 Ernst Ludwig Kirchner, Lungernde Mädchen, 1911 Max Beckmann Max Beckmann

Mit dem Ausstellungsticket haben wir auch Zugang zur Sammlung, die einige bedeutende Werke enthält. Die reiche Sammlung der Hamburger Kunsthalle umfasst Arbeiten alter Meister ab dem 14. Jahrhundert bis zu Werken der klassischen Moderne. In mehreren großen Sälen sind zu bekannten Motiven von Friedrichs-Gemälden alberne großformatige zeitgenössische Interpretationen aufgestellt. Auf dem Rundgang schauen wir uns die Sammlung nicht ausführlich an, sondern nehmen lediglich einige Eindrücke mit.
 
 
Besuch des Cafés Mit freundlichen Grüßen am Jungfernstieg - Fotoserie
 
Café mit freundlichen Grüßen am Jungfernstieg Café mit freundlichen Grüßen am Jungfernstieg Café mit freundlichen Grüßen am Jungfernstieg

Nach mehrstündigem Ausflug in die Welt der Kunst würde sich bei besserem Wetter ein Spaziergang im Park Planten un Blomen anbieten, aber Regen lässt uns auf dem Rückweg zum Hotel das Cafe Mit freundlichen Grüßen am Jungfernstieg ansteuern. Das Café hat in Hamburg Kultcharakter und ruft entsprechende Preise auf. Die Atmosphäre des Cafés und die Qualität von Produkten und Service können überzeugen. Insbesondere bei jungen Frauen aus wohlhabenderen Schichten scheint das Café beliebt zu sein.

 
Dinner im Fischereihafen Restaurant - Fotoserie
 
Hafenfähre Linie 62 Hafenfähre Linie 62 Hafenfähre Linie 62
 
Das Fischereihafen Restaurant in Hamburg ist ein Familienbetrieb, der trotz Generationenwechsel seit Jahrzehnten verlässliche Qualität bietet und als eine kulinarische Institution gilt. Nach Marathonläufen in Hamburg (insgesamt 4) haben wir traditionell als private Nachfeier das Fischereihafen Restaurant besucht, zuletzt 2005. Marathon ist seit 12 Jahren vorbei, was Traditionspflege nicht ausschließt. Das Restaurant liegt nicht um die Ecke des Hotels, aber mit S-Bahn und Hafenfähre der Linie 62 ist es unkompliziert erreichbar. An den Landungsbrücken haben wir zunächst Orientierungsprobleme, weil zwar Hafenrundfahrten beworben werden, aber Haltepunkte der Hafenfähren nicht ausgewiesen sind und Ortsunkundige vor Rätsel stehen. Mit Nachfragen ist das Problem zu lösen.

Fischereihafen Restaurant Fischereihafen Restaurant Carpaccio von der Roten Bete mit Trüffelvinaigrette und Sylter Ziegenkäse Räucheraalfilet auf Kräuterrührei mit gebratenem Schwarzbrot Fischereihafenteller: Räucheraal auf Kräuterrührei, Gamba im Knuspermantel, Heringhappen in Curry, Marinierter Lachs mit Senf-Dillsauce, Spicy Tunatatar mit Ingwer Nordsee-Steinbutt gebraten mit Pommery-Senfsauce, Petersilienkartoffeln und Gurkensalat (kleines Stück)

Um 18:00 Uhr gehören wir zu den ersten Gästen des Restaurants, das sich nach und nach füllt. Einrichtung, Atmosphäre und Küche des Restaurants geben sich nicht avantgardistisch, sondern präsentieren sich im positiven Sinne gediegen und repräsentieren hanseatische Bürgerlichkeit. Zitat Guide Michelin: "Es ist und bleibt eine Institution - gewissermaßen das Hamburger "Wohnzimmer" für Fischliebhaber, ob Alt oder Jung! In elegantem hanseatisch-traditionellem Ambiente samt Hafenblick kommen topfrische Qualitätsprodukte vom Fischmarkt auf den Tisch, von "Nordsee-Steinbutt in Senfsauce" bis "Frikassee vom Hummer".
 
Die Speisekarte enthält vor allem 'Klassiker' der Küche. Da wir die Karte bereits online gecheckt haben, fällt die Auswahl leicht. Preise der Gerichte können in Anbetracht der gebotenen Qualität nicht bescheiden sein. Preise sind maßvoll und gerechtfertigt. Die Frau entscheidet sich für zwei Vorspeisen: 
  • Carpaccio von der Roten Bete mit Trüffelvinaigrette und Sylter Ziegenkäse (erwähnenswert sind frische Trüffelspäne),
  • Räucheraalfilet auf Kräuterrührei mit gebratenem Schwarzbrot. 
Der Mann orientiert sich an Empfehlungen, die Jürgen Dollase in einer Besprechung des Restaurants kürzlich in der FAZ erwähnt hat (Jürgen Dollase, FAZ vom 18.02.2024: Die Magie des Ortes): 
  • Fischereihafenteller (Räucheraal auf Kräuterrührei, Gamba im Knuspermantel, Heringshappen in Curry, Marinierter Lachs mit Senf-Dillsauce, Spicy Tunatatar mit Ingwer),
  • Nordsee-Steinbutt gebraten mit Pommery-Senfsauce, Petersilienkartoffeln und Gurkensalat. Das aus dem Mittelteil geschnittene Stück Steinbutt wird groß und klein angeboten. Die Größe des gewählten kleinen Stücks erweist sich als vergleichsweise sehr ordentlich. Die Qualität des an der Gräte gebratenen Fischs kann süchtig machen. Schmackhafte Beilagen sind ebenfalls großzügig dimensioniert und trotz Hilfe der besten aller Frauen nicht komplett zu schaffen.
Jedes der Gerichte übertrifft unsere gehobenen Erwartungen und weckt Glücksgefühle. Hier passt alles, was auch für den souverän und ausgesprochen freundlich agierenden Service gilt. Das soll nicht unser letzter Besuch gewesen sein, sagen wir uns beim Abschied. In bester Stimmung transportiert uns die Hafenfähre zurück zu den Landungsbrücken. Dort läuft gerade eine Bahn ein, von der wir annehmen, dass es sich um die Linie S3 handelt. Erst in der Bahn bemerken wir unseren Irrtum. Wir befinden uns in der U3 und müssen nun improvisieren. Anstatt an der Stadthausbrücke steigen wie am Rödingsmarkt aus und schlagen in der Dunkelheit einen unbekannten Fußweg zum Hotel ein, der uns geradewegs zum Ziel führt.
 
 
Anreise und Auftakt 21.03.2024 - Fotoserie

Die Bahnfahrt 1. Klasse von Köln nach Hamburg wäre perfekt geraten, wenn nicht in Dortmund eine Gruppe von 3 Paaren mittleren Alters zugestiegen wäre, die ebenfalls im Ruhebereich unseres Wagens Plätze besetzt, aber von Ruhe ihr eigenen Vorstellungen hat. Die Gruppe ist wie wir auf dem Weg nach Hamburg. Anhänger ihrer Koffer weisen sie als Teilnehmer einer All Inclusive Aida-Kreuzfahrt aus. Auf der Bahnfahrt üben sie offensichtlich bereits 'Komatrinken' mit Bier, wofür geübte Kampftrinker etliche Kannen leeren müssen. Ständig hören wir das Zischen von Bierdosen und dazwischen grölendes Gelächter. Beim Ausstieg entsorgen sie geleerte Bierdosen in zwei Plastiktüten immerhin selbst. Jetzt wissen wir wieder, warum wir noch nie an einer Aida-Kreuzfahrt teilnehmen wollten.
 
Hamburg erreichen wir mit 5 Minuten Verspätung, also pünktlich. Das Wetter ist frisch, aber trocken. Ca. 1,5 km zum Hotel könnten wir zu Fuß gehen, aber da wir eine Hamburg Card haben und die ÖPVN-Infrastruktur kennenlernen wollen, nehmen wir für 2 Haltestellen die S-Bahn. Kurz vor 14:00 Uhr können wir zwar einchecken, aber das Zimmer steht noch nicht bereit. Wir lassen unser Gepäck im Hotel und unternehmen einen Rundgang durch die Innenstadt. 

Café Lis'bom in der Europa Passage Pastéis de Nata, Café Lis'bom St. Petri

Vom Hotel gehen wir durch ein Spalier exklusiver Shops auf dem Neuen Wall zum Jungfernstieg und von dort zur Europa Passage, ein Shopping Centre am Ballindamm, in dem wir das für seine Pastéis de Nata berühmte portugiesische Café Lis'bom ansteuern. Gebäck und Café kosten keinen Schnäppchenpreis, aber sie sind das Geld wert. 

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Kirche St. Petri, einer der vier Hamburger Hauptkirchen und zweitälteste Kirche Hamburgs. Die ab 1310 in Backsteingotik errichtete dreischiffige Hallenkirche hatte mehrere Vorgänger aus Holz, über die nur wenig bekannt ist. Der Innenraum der Kirche ist relativ schmucklos. Die wohlhabende Bürgerschaft Hamburgs ermöglicht in der Kirche zur Mittagszeit prekär lebenden Menschen die Einnahme eines warmen Essens. Von St. Petri gehen wir über den Rathausmarkt zurück zum Hotel.
 
Im Hotel steht das Zimmer bereit, aber wir können es nicht beziehen, weil die IT-Technik ausgefallen ist und kein Zugriff auf gespeicherte Daten möglich ist. 7 Mitarbeiter haben sich an der Rezeption versammelt und schauen immer wieder ungläubig auf ihre Monitore, die vorerst keine Daten preisgeben. Wir werden gebeten, in der Lobby Platz zu nehmen. Inzwischen treffen weitere Gäste ein, denen es nicht anders als uns ergeht. Sitzplätze der Lobby werden allmählich knapp. Die Rezeptionschefin findet per Notebook ein Workaround des Problems, mit dem sie an Daten kommt. Da wir am längsten warten, werden wir gemäß Prinzip first come, first served als erste der Wartenden abgefertigt und beziehen ein komfortables Zimmer in der 3. Etage und genießen an nachfolgenden Tagen ein exzellentes Frühstück. Auf das Abendprogramm bereiten wir uns mit einem verspäteten Mittagsschläfchen vor.
 
 
Restaurant Buon Giorno, Michaelisstraße 18

Restaurant Buon Giorno Bruschetta im Restaurant Buon Giorno Thunfischfilet im Restaurant Buon Giorno

Für unseren ersten Hamburg-Abend haben wir bei einem Italiener 200m entfernt vom Hotel reserviert. Auf das Restaurant sind wir durch das Portal Tripadvisor aufmerksam geworden, weil es aufgrund von 341 Gästebwertungen auf Platz 20 von 2539 Hamburger Restaurants gerankt wird. Uns ist bewusst, dass Bewertungen in Tripadvisor Meinungen des Mainstreams zeigen. Dass es sich um eine eher schlichte Pizzeria handelt, zeigen Fotos des Eintrags. 
 
Beim Eintreffen ist das Restaurant sehr gut besucht, aber wir erhalten den reservierten Tisch im eng gestellten Raum problemlos. Sofort werden Pizzabrötchen, ein Aufstrich und Speisekarten aufgetragen. Der Service agiert wie in einem Imbiss: aufmerksam, freundlich, eilig. In der Karte ausgewiesene Preise sind für Großstadtbedingungen günstig. Profit resultiert aus hohem Durchsatz. Am Nachbartisch kämpft ein Paar jeweils mit riesigen Pizzen, die wir nicht einmal zur Hälfte schaffen würden. Wir haben uns bereits vor dem Besuch informiert und bestellen Bruschetta als Vorspeise, Thunfischfilet als Hauptspeise sowie Pinot Grigio als Getränk. 
  • Zum Preis von 6 € pro 025 l ist der Wein erwartungsgemäß plump, aber trinkbar. 
  • Die Bruschetta überrascht uns. Erwartet haben wir Ciabatta oder ein ähnliches Brot mit Belag, vielleicht auch angeröstet. Serviert wird eine kleine Pizza, die mit Tomatenwürfeln, Rucola, Oliven belegt ist. Wenn wir diese Portion verzehren würden, wären wir gesättigt. Wir essen den Belag. Den Teig probieren wir lediglich. 
  • Das dünn geschnittene Thunfischfilet liegt unter einer üppigen Portion Pfeffersauce, die den Geschmack des ansonsten gut gegarten Thunfischs dominiert. Als Beilagen werden gut gegarte und abgeschmeckte Gemüsewürfel mit reichlich Olivenöl sowie ein gemischter Salat auf separatem Teller gereicht. Der Salat ist belanglos und überflüssig. 
  • Espresso zum Preis von 2 € ist tadellos. Anstatt Petit Four gibt es Grappa und Likör, die als Flaschen mit Gläschen zur Selbstbedienung auf den Tisch gestellt werden.
Ein solcher Restaurantbesuch ist ein besonderes Erlebnis, von dem wir gar nicht enttäuscht sind, sondern das unsere Erwartungen teilweise trifft und teilweise übertrifft. An der Qualität von Produkten gibt es nichts auszusetzen, aber Orchestrierungen von Kompositionen fallen ziemlich speziell aus. Bemerkenswert sind große Portionen, kleine Preise, schneller Service und Schnaps aufs Haus. Das schätzen offensichtlich viele Menschen besonders und mehr als herausragende Küchenleistungen. Ab morgen ändern wir Präferenzen in unserem Sinn.

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